Sonstiges
Meinung: Landwirtschaft und Wertewandel – „Besser Teil der Lösung“
Über Jahrtausende hat Landwirtschaft die Biotop- und Artenvielfalt Mitteleuropas bereichert. Offene Kulturlandschaften, durch Hecken, Saumstrukturen und kleinparzellierte Nutzung vielfältig gegliedert, schufen neue Lebensräume für eine einzigartige Fauna und Flora. Diese – von der Landwirtschaft selbst erst ermöglichte Biodiversität – dient nun als Maßstab für moderne Kulturlandschaften.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Die heutige Landschaft ist die Folge einer sehr intensiven Nutzung einer stetig wachsenden und Gesellschaft durch Landwirtschaft, durch Verbauung, durch Verkehr etc. Die Landwirtschaft ist einer der verantwortlichen Faktoren hierfür: Durch Mechanisierung und intensive Nutzung der Böden, enge Fruchtfolgen mit wenigen Fruchtarten hat sich „die“ Landschaft verändert, was zunehmend auf Kritik stößt. In den 70/80iger Jahren setze ein Wertewandel ein, der Anfang der 90iger in dem „Dreisäulenprinzip der nachhaltigen Entwicklung“ seinen Ausdruck fand:
Ökologische, ökonomische und soziale Ziele sollen gleichzeitig, gleichberechtigt und in ihren Wechselbeziehungen berücksichtigt werden. Diese Leitlinie hat großen Einfluss auf die Gesetzgebung, doe für die Landwirtschaft maßgeblich ist.
Die Prognose des Autoren: In naher Zukunft läuft alles auf mehr Vielfalt hinaus: Ein vielfältigeres Spektrum an Kulturarten, mehr genetische Vielfalt innerhalb der Kultur senken das Produktionsrisiko im Hinblick auf den Klimawandel aber auch im Hinblick auf das Krankheitsaufkommen innerhalb einer Fruchtfolge. Denn Pflanzenschutzwirkstoffe werden weniger, die Ausbringung reglementierter. Das gilt ähnlich für die Düngung – wir müssen mit deutlich weniger auskommen. Je weniger hoch das Stickstoffangebot, umso vorteilhafter aber sind Stickstoffsammler, Tiefwurzler oder auch Kulturen mit geringerem bzw. zeitlich differenziertem Nährstoffbedarf. Und Sorten, die den knappen Nährstoff möglichst effizient nutzen können. Die zunehmende Digitalisierung der Produktionsprozesse wird die genetische Vielfalt auf den Äckern ebenfalls fördern.
Die Landwirtschaft kann die aktuellen Entwicklungen nutzen, ihre Leistungen für die Biodiversität glaubwürdig zu belegen. Dazu gehört, unaufhaltbare Entwicklungen selbst thematisch und kommunikativ zu besetzen.Die Landwirtschaft sollte nicht länger als Problem, sondern als Teil der Lösung wahrgenommen werden. Dazu gehört auch, die Veränderungen bei den Anbauverfahren selbst aktiv in allen Medien zu kommunizieren: als verantwortungsbewusst und umweltschonend, als handwerklich professionell (statt konventionell oder gar industriell!) Und gleichzeitig auch als hochproduktiv, denn vielfältige, robuste und gesunde Fruchtfolgen rechnen sich!