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Grenzstandorte: Mehr Effizienz durch Hybridroggen?

Hybridroggen ist die ressourceneffizienteste Getreideart und bringt beste Voraussetzungen mit für die kommenden politisch geforderten Änderungen. Aber kann Hybridroggen auf Weizengrenzstandorten mit Weizen mithalten oder gar bessere Ergebnisse bringen? Die HYBRO-Saatzucht hat zu dieser Fragestellung einen Versuch durchgeführt.

Hybridroggen generiert von allen Getreidearten die höchsten Erträge bei geringem Ressourceneinsatz, Wasser eingeschlossen. Ein weiteres Argument für den Hybridroggen besteht in der wirtschaftlichen und umweltschonenden Tierfütterung: In der Schweinemast eignet er sich hervorragend für die N/P-reduzierte Fütterung. Des Weiteren fallen die Gehalte an N und P in der Gülle und der Gesamtgülleanfall geringer aus als bei einer weizenbasierten Fütterung. Alles „Rüstzeug“ für die gegenwärtigen und kommenden politischen Rahmenbedingungen wie die „Roten Gebiete“ und die Ackerbaustrategie 2035.


Die Praxis braucht solche trockentoleranten und N-effizienten Fruchtarten. Auch scheint Hybridroggen eine Alternative für klassische Weizenanbaugebiete zu sein (s. Beitrag von Dr. Ute Kropf, praxisnah Ausgabe 03/20). In Niedersachsen wird Hybridroggen als eine Alternative für Rote Gebiete in sonst weizenlastigen Regionen wie das Deistervorland gesehen. Hierzu laufen bereits gemeinschaftliche Düngeversuche von der SAATEN-UNION und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, um geeignete Düngungsstrategien zu ermitteln.


80 % des Roggens werden im „Roggengürtel“ produziert.

Der sogenannte „Roggengürtel“, in dem ca. 80 % des heimischen Roggens produziert wird, erstreckt sich von Nordwestniedersachsen über die Altmark bis nach Brandenburg. Die klimatischen Voraussetzungen sind jedoch sehr unterschiedlich: Während Westniedersachsen einen komfortablen durchschnittlichen Jahresniederschlag von circa 750 mm zur Verfügung hat, muss Brandenburg teilweise mit nur 400–450 mm auskommen. Und diese sind dann auch noch im Jahresverlauf sehr schlecht verteilt. So kommt es dort regelmäßig zu ausgeprägten Frühjahrstrockenheiten. In den letzten drei Jahren kam es jedoch auch im Westen zu ausgeprägten Frühsommertrockenheiten, die ertragsbegrenzend wirkten. Von allen Getreidearten ist der Hybridroggen am besten davongekommen. In diesem Anbaugebiet hat Winterweizen, der hier jedoch aufgrund der besseren Vermarktungsmöglichkeiten auch teilweise auf schwachen Sanden mit Bodenpunkten unter 20 angebaut wird, stark unter den fehlenden Niederschlägen gelitten. Auch die Ergebnisse aus den Landessortenversuchen der vergangenen Jahre zeigten, dass Hybridroggen unter ungünstigen Bedingungen die deutlich ertragsstärkere und stabilere Kultur ist.


Versuchsaufbau

Versuchsaufbau


Exaktversuch soll Klarheit bringen: Lohnt Hybridroggenanbau auf Grenzstandorten?

Ein neuer Exaktversuch am Züchtungsstandort der HYBRO Saatzucht GmbH in Wulfsode (Aussaat 2019) soll die Vorzüglichkeit des Hybridroggens auf Grenzstandorten aufzeigen. Die Versuchsfaktoren waren: Kulturart, Düngung/Düngungsintensität und Beregnung. Aus der Kombination der Faktoren sind 4 Intensitätsstufen entstanden, die in den kommenden Abbildungen jedoch gemittelt worden sind, da sich die Düngestaffelungen (1-, 2- oder 3-Gaben) nur kaum bzw. nicht unterschieden (Tab. 1). Jede Variante ist pro Versuchsblock (unberegnet bzw. beregnet) doppelt wiederholt worden. Von der Aussaat am 10.10.20 bis zur Ernte betrug die Niederschlagssumme 670 mm, wovon 350 mm während der Hauptvegetation von Februar bis zur Ernte fielen. Der Ertragsunterschied zwischen den Kulturen lag bei circa 20 dt/ha (Abb. 1: Vergleich Roggen 120 kg N/ha zu 180 kg N/ha Weizen). Eine Erhöhung der Stickstoffintensität ging erwartungsgemäß bei beiden Kulturen mit höheren Erträgen einher.


Kornertrag

Kornertrag

N-Bilanz

N-Bilanz


Die Beregnungsnotwendigkeit wurde durch das Bodenwasserhaushaltsmodell BOWAB (BOdenWAsserBilanzierung) des niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) vom Büro für Standorterkundung Geries Ingenieure ermittelt. Zudem wurde vor jeder Beregnung der Feuchtestand des Bodens händisch kontrolliert. Nach diesem Modell hätten 4 Gaben gesetzt werden müssen, da das Beregnungskontingent auf 70 mm begrenzt war, wurden jedoch nur zwei appliziert. Die Beregnung wurde sehr exakt mit einem Düsenwagen durchgeführt. Interessanterweise ermittelte das Modell an keinem der Termine eine Beregnungswürdigkeit für Roggen. Am 18.4. fiel eine Beregnungsgabe von 36 mm (Weizen EC 31/32), eine weitere von 38 mm am 17.5. (Weizen EC 39).

Insgesamt hat die Beregnung zu Mehrerträgen von knapp 3 dt/ha bei beiden Kulturen geführt. Obwohl die Kosten für die Maßnahme damit nicht erwirtschaftet wurden (Tab. 2), kann man sie durchaus als "Ertragsversicherung" rechtfertigen.

Mehrkosten für Beregnung

Mehrkosten für Beregnung


Beim Stickstoffsaldo hat der Roggen gegenüber dem Winterweizen bei den gegebenen Erträgen im Versuch nur marginal besser abgeschnitten (Abb. 2). Das deutlich höhere Korn-/Proteinverhältnis des Weizens führte dazu, dass die Stickstoffsaldi beider Kulturen gleichauf sind, obwohl der Weizen die geringeren Erträge brachte.


Fazit

Die bisher einjährigen Ergebnisse dieses Versuches unterstützen Beobachtungen aus der Praxis: Auf Grenzstandorten ist Hybridroggen im Vergleich zu Winterweizen die deutlich effizientere Kultur im Umgang mit Wasser und Stickstoff. Der Ertragsvorsprung kann schon bis zu 20 dt/ha betragen. Die besseren Vermarktungsmöglichkeiten des Weizens können unter Umständen trotzdem den Anbau von Winterweizen auf leichten Standorten rechtfertigen. Trotzdem zeigt auch dieser Versuch deutlich: Mit Blick auf die neuen Herausforderungen des Ackerbaues ist Hybridroggen die klar geeignetere Kulturart, denn Roggen ist das „Effizienzgetreide“.

 

Daniel Husmann

Stand: 06.05.2021