Winterroggen
Biostimulanzien: Sinnvolles Werkzeug für mehr Resilienz!
Die Landwirtschaft steht vor einem systemischen Wandel: Durch agrarpolitische Vorgaben, extreme Wetterereignisse, Wasser- und Bodenknappheit sowie zunehmendem Krankheits- und Schädlingsbefall wächst weltweit der Bedarf an wirksamen Verfahren für eine effiziente und zukunftsfähige Agrarproduktion. Können Biostimulanzien eine Teillösung sein für mehr Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität und Pflanzengesundheit? Jan Ritter, SeedForward GmbH, erklärt Wirkungsweisen und potenziellen Nutzen.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Biostimulanzien können entweder lebende Mikroorganismen, Pflanzenextrakte oder auch besondere Gesteinsmehle umfassen. Daher ist es unmöglich, diese Substanzen in ihrer Wirkungsweise und Potenziale einheitlich zu beschreiben. Laut Definition ist eine Pflanzen-Biostimulanz ein Düngeprodukt, das pflanzliche Ernährungsprozesse unabhängig vom Nährstoffgehalt stimuliert, wobei es ausschließlich auf verbesserte Pflanzenmerkmale abzielt: effizientere Nährstoffverwertung, Toleranz gegenüber abiotischem Stress oder Qualitätsmerkmale der Kulturpflanze (Quelle: BMEL)
Mögliche Wirkungsweisen von Biostimulanzien
Förderung oder Zugabe von Bodenmikroorganismen (Mobilisierung von Nährstoffen, Humusaufbau, Reduzierung von schadhaften Mikroorganismen in der Wurzelzone)
Förderung der Wurzelentwicklung (Verbesserung der Nährstoffaufnahme, Wassereffizienz)
Eingreifen in Stoffwechselvorgänge (erhöhte enzymatische Aktivität, verbesserte Pflanzensaftzusammensetzung oder Nährstoffaufnahme)
Nach der neuen EU-Düngeproduktverordnung (VERORDNUNG (EU) 2019/1009) werden Pflanzen-Biostimulanzien in zwei Kategorien aufgeteilt:
1. Mikrobielle Pflanzen-Biostimulanzien:
- unter anderem Rhizobien, Mykorrhiza-Pilze und freilebende stickstofffixierende Bakterien
- Die Wirkmechanismen der gängigen pflanzenwachstumsfördernden Bakterien und Pilze sind bekannt und wissenschaftlich bewiesen, unterliegen jedoch stark den Umweltbedingungen.
2. Nicht mikrobielle Pflanzen-Biostimulanzien:
- Pflanzen, Pflanzenteile oder Pflanzenextrakte, Huminstoffe, Gesteinsmehle (ohne Düngewirkung) und Reststoffe
- Nicht alle Wirkungsmechanismen sind erforscht.
- Wirkung kann extrem schlecht prognostiziert werden, da es sich in den meisten Fällen um natürliche Substanzen handelt, die natürlichen Schwankungen der Wirkstoffe unterliegen und unterschiedlich aufgereinigt und extrahiert werden.
- Einige Produkte in dieser Kategorie können hormonähnliche Wirkungen haben und/oder in den Enzym- und Hormonstoffwechsel eingreifen.
Pflanzen-Biostimulanzien haben für den Ackerbau erhebliches Potenzial. Die Landwirtschaft befindet sich im Umbruch und baucht einen neuen „Werkzeugkasten“, um die Kulturführung resilienter zu gestalten. Das bedeutet, dass sich auch unter ökonomischen Gesichtspunkten der Einsatz von hochwertigen Biostimulanzien für die Landwirte und Landwirtinnen rechnen kann.