1. Maisbeulenbrand (Ustilago maydis)
Symptome:
Charakteristisch sind 0,5 bis 15 cm große Brandbeulen, die an allen oberirdischen Pflanzenteilen auftreten. Sie sind anfangs von einer weißen Haut bedeckt, die später aufreißt und schwarze Sporenmassen freigibt. Auf den Blättern bilden sich perlschnurartige Reihen oder wulstförmige Ketten von Beulen, besonders entlang der Mittelrippe. Bei starker Ausprägung kommt es zu Blattzerreißungen. Frühe Infektionen können dazu führen, dass Blätter zu kugeligen Beulen deformiert werden und schließlich absterben. Später können zusätzliche Brandbeulen am Stängelende und an der Rispe entstehen.
Bedeutung:
Maisbeulenbrand kommt vor allem in warmen und mäßig trockenen Maisanbaugebieten vor. Ist der Kolben selbst befallen, führt dies neben der Zerstörung der Pflanzenmasse auch zum Verlust wertvoller Inhaltsstoffe.
Befallsfördernde Faktoren:
Die Sporen des Maisbeulenbrandes können am Saatgut anhaften oder durch Wind, Niederschläge und Insekten verbreitet werden. Hohe Temperaturen fördern die Sporenkeimung und Infektion. Neben Insektenbefall (z. B. Fritfliege, Maiszünsler) wirken mechanische Verletzungen infektionsfördernd (z. B. durch Hagel).
Bekämpfung:
Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Sporen, die am Saatgut haften, können durch eine fungizide Saatgutbehandlung reduziert werden. Der Schutz der Eintrittspforten lässt sich indirekt durch gezielte Maßnahmen gegen die Fritfliege und den Maiszünsler erreichen.
2. Turcicum-Blattdürre (Exserohilum bzw. Helminthosporium turcicum)
Symptome:
Die ersten Anzeichen der Turcicum-Blattdürre treten zunächst an den unteren Blättern der Maispflanze auf. Mit fortschreitender Ausbreitung entstehen dann Blattflecken auch an den oberen Blättern.
Typisch sind 3 bis 15 cm lange, ovale, konzentrische Flecken mit wässrig grau-grünliche Färbung. Im Verlauf fließen diese Flecken zusammen, können von einem braunen Rand eingefasst sein und führen zum Absterben größerer Bereiche der Blattspreite.
Bedeutung:
Die Turcicum-Blattdürre ist in gemäßigten und feuchten Anbaugebieten verbreitet. Für die Keimung der Sporen sind Temperaturen von min. 17 °C erforderlich bei min. 6 bis 10 Stunden Blattnässe. Der Entwicklungszyklus bis zur erneuten Sporenbildung dauert 10 bis 14 Tage. Das Ausmaß der Ertragsverluste hängt vom Zeitpunkt der Infektion und der Befallsstärke ab, erreicht aber im Extremfall bis zu 60 %.
Bekämpfung:
Je weniger Blatt- und Stängelreste sich im Frühjahr auf der Bodenoberfläche befinden, desto geringer ist die Anzahl der Sporen, die für eine Erstinfektion zur Verfügung stehen. Das vollständige Zerkleinern und Einarbeiten des Strohs ist daher die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme.
Die Sortenwahl hat den größten Einfluss auf den Befall. Viele Sorten verfügen heute über Toleranzen gegenüber Krankheiten oder die Krankheit tritt deutlich später auf (z. B. NEUTRINO).
3. Stängel- und Kolbenfäule (Fusarium spp.)
Symptome:
Typisch sind Verfärbungen im unteren Bereich des Stängels. Die Infektion beginnt an den Halmknoten, wobei die Fruchtkörper als schwarze Punkte verstreut an der Basis der Blattscheiden auftreten. Später verursacht die Infektion den Abbau des Stängelmarks, das umliegende Gewebe wird weich, das Stängelinnere verfärbt sich weiß, rosa oder rötlich und beginnt zu vermorschen. Die Standfestigkeit der Pflanzen leidet. Die Fusarium-Kolbenfäule ist äußerlich an den Lieschen durch weißliche, lachsfarbene oder zimtfarbene Beläge erkennbar. Unter den Lieschen sind Körner von einem dichten, weiß bis rosa gefärbten Pilzgeflecht überzogen. Unter diesem Geflecht finden sich rot bis braun verfärbte Körner, die teilweise aufgeplatzt sind. Später verfärbt sich die Spindel bräunlich-rot und zeigt Anzeichen von Fäulnis.
Bedeutung:
Maispflanzen können während ihres gesamten Wachstumszyklus durch Fusarium-Arten geschädigt werden. Hauptverursacher der Stängel- und Kolbenfäulen beim Mais sind Fusarium graminearum und F. culmorum, die auch bei Getreide vorkommen, sowie die für Mais typischen Arten F. proliferatum, F. verticillioides und F. subglutinans. Die Verbreitung des Pilzes erfolgt über das Saatgut oder den Boden.
Neben Ertragseinbußen von bis zu 30 % ist vor allem die Bildung von Mykotoxinen problematisch. Besonders Desoxynivalenol (DON), eines der wichtigsten Mykotoxine, stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier dar.
Bekämpfung:
Die Faktoren Witterung, Bodenbearbeitung, Fruchtfolge und Sortenwahl spielen eine entscheidende Rolle beim Befall mit Fusarien und sollten daher sorgfältig berücksichtigt werden. So ist z. B. die Maissorte Wesley äußerst gering anfällig gegenüber Fusarium. Bei ihr konnten in einem Versuch der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen als einzige Sorte aus 60 Prüfkandidaten an keinem Standort DON-Gehalte nachgewiesen werden (Abb. 1).
Eine wichtige Bekämpfungsmaßnahme ist das vollständige Zerkleinern und gründliche Einarbeiten des Strohs. Die Erntereste müssen vollständig verrotten und die Infektionskette zwischen unverrotteten Rückständen und jungen Maispflanzen muss unterbrochen werden. Beim Körnermais sollte die Trocknung unmittelbar nach dem Drusch erfolgen. Direkte Bekämpfungsmaßnahmen wie fungizide Saatbehandlung und Blattapplikationen können sich positiv auf den Ertrag auswirken und die Mykotoxinbelastung im Erntegut senken.
4. Maiskopfbrand (Sphacelotheca reiliana)
Symptome:
Am Kolben zeigen sich birnenförmige Brandbutten mit weißlicher Oberfläche, aus denen später schwarze Sporenmassen austreten. An der Rispe können einzelne Blüten oder die gesamte Rispe ungewöhnlich verformt sein.
Im Gegensatz zum Beulenbrand befällt der Kopf- oder Kolbenbrand ausschließlich Fahne und Kolben. Der Befall des Kolbens wird häufig erst sichtbar, wenn die Lieschen von der birnenförmig deformierten Kolbenstruktur entfernt werden.
Bedeutung:
In Mitteleuropa tritt der Maiskopfbrand nur gelegentlich bei trockenen und sehr warmen Frühjahrsbedingungen auf. Der Pilz benötigt für seine Keimung Umweltbedingungen, die in nördlichen Regionen seltener sind, zeigt jedoch eine gewisse Anpassungsfähigkeit. Da die Kolbenanlage durch die Bildung von Sporenmasse zerstört wird, bleibt die Körnerbildung bei betroffenen Pflanzen fast vollständig aus. Auf befallenen Flächen liegt die Befallsrate selten über 15 %, wobei ein Ertragsverlust von bis zu 9 dt/ha möglich ist.
Befallsfördernde Faktoren:
Der Maiskopfbrand wird über den Boden oder kontaminiertes Saatgut übertragen. Eine weitere Wirtspflanze ist die Wilde Mohrenhirse, die in nördlichem Mitteleuropa nur gelegentlich auf warmen Standorten vorkommt.
Bekämpfung:
Eine direkte Bekämpfung des Maiskopfbrands ist nicht möglich. Anbaupausen zur Reduzierung der Bodeninfektionen, der Einsatz brandresistenter Maissorten und die Verwendung spezieller fungizider Beizen sowie die Verwendung spezieller Fungizide in Granulatform, die bei der Saat in den Boden eingebracht werden, können das Risiko eines Befalls deutlich verringern.