Zunächst gibt Abb. 1 einen Überblick über typische Produktionskosten der Frühjahrskulturen: Die Intensitätskosten orientieren sich an mittelhoher Ertragserwartung, die Maschinenkosten an günstigeren Voraussetzungen, die Lohnkosten gehen mit 15 €/h ein. Die Produktionskosten für Hafer fallen mit 650 bis 700 €/ha am niedrigsten aus, gefolgt von Braugerste und Leguminosen. Mit ca. 1.500 €/ha ist der Körnermais am teuersten zu produzieren.
Rentabilitätsschwelle als Vergleichsmaßstab
Neben den Kosten sind in Tab. 1 exemplarisch auch die Preis- und Ertragsrelationen der Sommerungen, der kalkulatorische Vorfruchtwert sowie gekoppelte Beihilfen aufgeführt. Als zentrale Erfolgsgröße errechnet sich daraus die „Direkt- und arbeitskostenfreie Marktleistung (DAL)“. Die Rangfolge der Früchte beim DAL unterliegt enormen Standorteinflüssen, ist also keinesfalls zu verallgemeinern.
Eine differenziertere Betrachtung ermöglichen die Rentabilitätsschwellen. Sie zeigen an, ab welchem Ertrags- bzw. Preisniveau die Produktionskosten bezahlt sind und damit der kalkulatorische Gewinn steigt. Bodennutzungskosten und entkoppelte Flächenprämien spielen für die kurzfristige Planung keine Rolle und sind nicht berücksichtigt.
Je weiter die einzelbetriebliche Ertrags- bzw. Preiserwartung über diesen kurzfristigen Rentabilitätsschwellen liegt, umso interessanter die betreffende Kultur! Auf feucht-kühlen Standorten etwa wird die ertragsbezogene Rentabilitätsschwelle bei Hafer (35,9 dt/ha) leicht um 100 % überschritten, 83,5 dt/ha zur Kostendeckung bei Körnermais sind dort bereits ein anspruchsvolles Produktionsziel. Wo umgekehrt regelmäßig 120 dt/ha Körnermais gedroschen werden können, ist Sommergetreide trotz deutlich niedrigerer Rentabilitätsschwellen nicht wettbewerbsfähig. Sommerweizen etwa wird auf einem wärmebegünstigten Maisstandort kaum mehr als 70dt/ha bringen und liegt damit im DAL weit unter Körnermais.
Vorfruchtwert oder Fruchtfolgewert?
Die Kalkulation in Tab. 1 geht von einer Maschinenauslastung über der Abschreibungsschwelle aus. Mögliche Einsparungen bei den Arbeitserledigungskosten sind deshalb nicht berücksichtigt, sondern nur der unmittelbare „Vorfruchtwert“. In diesen allein geht ggf. der Mehrertrag der Nachfrucht ein, Einsparungen bei Bodenbearbeitung, Dünger und Aufwand bei Pflanzenschutzmitteln. Je enger und winterungslastiger die Fruchtfolge, umso größer der pflanzenbauliche Nutzen einer Sommerung.
Der Gewinner: Biogasmais nutzt Sommerfeuchte
Dank hoher Züchtungsintensität und Klimawandel steigen die Silomaiserträge überproportional. Selbst 2010 lagen die Erträge über den Erwartungen. Zudem kann Silomais mittlerweile auch als Marktfrucht für Biogasbetriebe produziert werden und profitiert neben der Energiepflanzenprämie indirekt auch von der Einspeisevergütung. Betriebe, die nicht schon mit Rüben oder Kartoffeln das hohe Wasser- und Wärmeangebot im Juli und August nutzen, können mit Mais die Produktivität und Ertragssicherheit ihrer Fruchtfolge nachhaltig erhöhen. Bei moderaten Silomaisanteilen in der Rotation wird deshalb – trotz Humusabbau und Erosionsgefahr – der Vorfruchtmalus mit nur 50 €/ha kalkuliert. Die aktuellen Preise übertreffen die Rentabilitätsschwelle. Außerdem lassen sich die Produktionskosten durch die Rückführung des Gärrestes um mindestens 300 €/ha verringern. Mit massewüchsigen Sorten wie Subito oder Alduna sind dann bereits ab 21 t Frischmasse die Direkt- und Arbeitskosten gedeckt.
Schwieriger ist die Kalkulation bei Körnermais. Wegen der enormen Trocknungskosten sind selbst bei 110 dt/ha Ertragserwartung knapp 14 €/dt allein zur Kostendeckung notwendig! Der Anbau lohnt sich deshalb nur in Gunstlagen, wo Hochleistungssorten wie Susann Spitzenerträge bei gleichzeitig guter Ausreife realisieren.
Sommergetreide: Größter Preisanstieg zu erwarten
Die Ernte 2010 zeigte wieder einmal, dass Sommergetreide nur bei entsprechender Vermarktungsqualität attraktive Erlöse erzielt. Bei Planungsrechnungen ist deshalb ein Mischpreis zu kalkulieren, der sich aus dem Preisunterschied von Qualitäts- zu Futterware ableitet. Bei der Sortenwahl sind qualitätssichere Sorten wie Duramar, Thasos, Ivory und Marthe zu bevorzugen. Waren Hafer und Durum in den letzten beiden Jahren die wettbewerbsfähigsten Sommergetreide, so bietet sich für 2011 auch Sommerweichweizen für die Frühjahrsaussaat an.
Bei Durum sind sichere Vermarktungsqualitäten am ehesten auf tiefgründigen Böden in sommertrockenen Regionen zu erreichen, bei Hafer in feucht-kühlen Lagen, bei Braugerste auf Standorten mit geringer N-Nachlieferung. Die wichtigste Maßnahme für hohe Qualitäten ist insbesondere bei Qualitätshafer ein rechtzeitiger Aussaattermin. Konkurrenz bekommt Sommerdurum durch neue, vergleichsweise qualitäts- und anbausicherere Winterformen (z.B. TD 97).
Als Überraschungssieger der Ernte 2011 könnte sich Braugerste erweisen. Marktbeobachter Christian Bickert, DLG: „Der größte Preisanstieg von allen Getreidearten ist für die Braugerste zu erwarten.“ Grund dafür ist die ab kommendem Sommer europaweit absehbare extrem knappe Marktversorgung .
Sommerraps als „Lückenbüßer“?
Wo kein Winterraps bestellt werden konnte oder Spätsaaten Probleme mit der Überwinterung bekommen, bieten sich sehr leistungsfähige Sommerraps-Hybriden an. Zur Kostendeckung werden 16 dt/ha Ertrag benötigt, die bei professioneller Produktionstechnik heute weit übertroffen werden.
Eiweißpflanzen zukünftig verstärkt gefördert?
Bei Leguminosen wird 2011 zum letzten Mal die Eiweißpflanzenprämie von 56 €/ha bezahlt, zukünftig geht diese in einer „vollständig entkoppelten“ Flächenprämie auf. Auf Bundesebene ist bereits abgestimmt, 75 € je Hektar Ackerfläche (!) zu bezahlen, wenn diese mit mindestens vier Hauptfrüchten inklusive mindestens 10 % Leguminosen bestellt wird. In Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Nordrhein-Westfalen sind solche Programme bereits umgesetzt. Dort sind Leguminosen für viele Betriebe wirtschaftlich wieder interessant.
Sven Böse