Damit die individuellen Anbauerfahrungen in den richtigen Kontext gestellt werden können, finden Sie die wichtigsten betrieblichen Angaben am Ende des Beitrages.
Welche Saatstärken haben sich bei Ihnen bewährt?
Peter Hinze: „Normalerweise liege ich bei einer Aussaat Anfang Oktober bei 280 Kö/m². Im letzten Jahr hatte ich bei T* aber das Gefühl, dass mit einer etwas höheren Saatstärke und einer entsprechend angepassten Bestandesführung mehr drin gewesen wäre als die erreichten 97dt/ha. Deshalb habe ich es dieses Jahr bei T* mit 310 Kö/m² probiert."
Michael Grass: „Also ich habe im Frühjahr erst gedacht, die Aussaatstärke von 270Kö/m² am 18.10. sei zu wenig gewesen: T* „kroch" ziemlich über den Boden, bildete dann sehr schnell kräftige Bestände. Da er jetzt sehr gut aussieht, denke ich, dass das für diese guten Standorte nach Zuckerrüben ausreichend war."
Stefan Kothen: „Ich säe auf 90er Böden noch weniger. Am 14.10. waren es 250Kö/m² und am 6.11. 300 Kö/m². Auf diesen Böden bringt T* damit – wenn keine Katastrophen passieren – immer über 100 dt/ha."
Henning Frank: „Ich drille den Weizen hier sehr früh – teilweise noch vor der Gerste. Kredo war am 10. September mit 220–230 Kö/m² in der Erde. 2009 war es ähnlich früh und wir wurden mit über 120 dt/ha belohnt. Das funktioniert allerdings auch nur mit sehr gesunden Sorten."
Wie halten Sie Ihre Bestände gesund?
Gerd Meyer: „Für diese Region ist die letzte Septemberwoche ein relativ früher Saattermin, das bedeutet aber immer auch einen erhöhten Krankheitsdruck. Das lässt sich wirtschaftlich nur mit gesunden Sorten machen, damit der Pflanzenschutzaufwand in Grenzen bleibt. Dass T* zu den „Gesundsorten" zählt, zeigt der unterdurchschnittliche Pflanzenschutzaufwand und die Nullparzelle. Auch dort blieb diese Sorte überdurchschnittlich sauber und brachte vergleichsweise hohe Erträge.
An diesem Standort kommt noch eine starke Spätverunkrautung mit windendem Knöterich im Frühjahr hinzu. Das bedeutet, dass ich eine Sorte brauche, die im Frühjahr zur Unkrautunterdrückung rechtzeitig die Bestände schließt. Wenn T* spät gesät wird, sollte er meines Erachtens nicht zu spät mit Strobilurinen behandelt werden, denn diese verzögern die ohnehin spätere Reife dieser Sorte noch weiter. Das kann dann auch mal beim Drusch problematisch werden. Bei normaler Saat hat T* aber eine ausgezeichnete Druschreife."
Peter Hinze: „T* war bis auf ein wenig Mehltau im Frühjahr top gesund, Kredo zeigte gar keinen Befall. Ich führe immer eine Septoria-Prophylaxe durch, sobald die Infektionsbedingungen vorliegen. Wenn man Septoria erst mal sieht, dann ist es hier schnell zu spät."
Martin Schulze Lohoff: „Das größte Problem ist hier auch Septoria. Ich bin bei T* mit zwei Fungizidbehandlungen ausgekommen, wobei die erste vergleichsweise spät kam. Üblich sind hier bei Winterweizen drei Applikationen, aber das wäre wirklich überflüssig gewesen."
Stefan Kothen: „Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Es ist aufgrund der guten Gesundheit von T* gut machbar, das erste Fungizid weit nach hinten zu legen, das zweite dann in die Ähre und das war´s."
Michael Grass: „Also ich habe gelernt, dass diese Sorte nicht als Zeigerpflanze taugt. Dieser hofnahe Standort ist immer der erste mit Mehltau wenn es da losgeht, kann ich die anderen Schläge auch behandeln. Hier kam dieses Jahr aber nichts und daher hatte ich bei den anderen Standorten auch die Ruhe weg. (lacht) Das war suboptimal!"
Marc Keitlinghaus: „Bei uns ist eher DTR und Halmbruch das Problem und da fahren wir aus Gründen der Sicherheit immer ein Prophylaxeprogramm. „Auf Sicht" zu reagieren, heißt hier zu spät zu reagieren. Aber ich finde es ganz nebenbei sehr erstaunlich, dass die Sorte trotz dieser sehr guten Gesundheit so überragende Erträge abliefert."
Frank Henning: „Hohe Erträge bei bester Gesundheit: Das gilt so auch bei Kredo. Der hatte anfangs ein wenig Mehltau, was bei einer Standardbehandlung aber völlig unproblematisch war. Auch im dritten Jahr habe ich keine Auffälligkeiten bei Krankheiten feststellen können – ein „Bauernweizen" wie man hier sagt."
Mit welcher Düngung fahren Sie am besten?
Peter Hinze: „Ich lege größten Wert auf eine angepasste Düngung und lasse daher regelmäßig auch auf Schwefel Bodenuntersuchungen durchführen. Nach Kartoffeln ist der Boden im Frühjahr ziemlich leer, weshalb ich schon im Herbst sortenunabhängig 25kg N/ha über AHL bringe. Zu Vegetationsbeginn komme ich dann mit 70–75kg/N, dann „Zwischengaben“ mit schwefelsaurem Ammoniak und Diammonphosphat mit 11 bzw. knapp 20kg N. Es folgen bestandesangepasst noch vier Gaben – in der Summe dann 240–245 kg/ha.
Hohe Erträge sind nur mit ausreichender Schwefelversorgung möglich, zumal das auch die Stickstoffverfügbarkeit verbessert. Ich liege bei Schwefel fast immer deutlich über der Offizialempfehlung und bringe zwischen 30 und 35 kg S/ha zu Weizen."
Gerd Meyer: „So oft brauche ich nicht zu fahren. 108/60/68 war bei mir die N-Strategie und das hat gepasst."
Martin Schulze Lohoff: „Auch ich kam 2009 mit nur 3 Gaben aus: 80/60/70. Zusammen mit dem Bodenstickstoff waren 80kg Andüngung recht viel, aber notwendig, um die notwendige Bestandesdichte zu realisieren.“
Michael Grass: „Mein Standort hat eine hohe N-Nachlieferung, daher kam ich mit 60/40/80 kg N/ha aus."
Joachim Keiltinghaus: „T* sieht im zeitigen Frühjahr oft nicht besonders üppig aus. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen, die Sorte bestockt sehr gut. Wir haben ihn relativ hoch mit ca. 100 kg N/ha angedüngt."
Henning Frank: „Ich habe Kredo mit insgesamt 235 kg N/ha gedüngt. Das war für den Ertrag definitiv zu wenig. Die Proteinwerte waren daraufhin noch gerade ausreichend. Auch das Versuchswesen hat gezeigt, dass hier mehr Stickstoff deutlich mehr Ertrag und vor allem bessere Proteinwerte gebracht hätte."
Stefan Kothen: „Ich baue ja Kredo das erste Mal an und habe zu Vegetationsbeginn den totalen Schreck bekommen: Blätter wie Porree – das habe ich bei Weizen noch nie gesehen. Auf dem Güllestandort habe ich natürlich gedacht, da wäre zuviel Stickstoff unterwegs. Auch wenn ich mittlerweile weiß, dass dieses Erscheinungsbild für Kredo normal ist, bin ich doch erstmal mit Stickstoff der Gülle wegen vorsichtiger."
Was zählt für Sie bei der Sortenwahl?
Für alle beteiligten Vermehrer war es wichtig, eine Sorte zu vermehren, für die im Markt Bedarf gesehen wird, das produzierte Saatgut soll schließlich abfließen. Ertrag wurde darüber hinaus von allen als erster Grund der Sortenwahl – sowohl bei T* als auch bei Kredo – genannt.
Martin Schulze Lohoff: „Ich habe mich an den guten LSV-Ergebnissen und an der Beratung orientiert. Ich brauche leistungsfähige und gesunde Sorten."
Ähnlich sieht es Michael Grass: „C-Weizenvermehrung ist hier in der Gegend eher ungewöhnlich. Aber wenn alles gut klappt, würde ich ihn gerne wieder vermehren."
Stefan Kothen: „T* ist in der Bestandesführung herrlich stressfrei. Da braucht man nicht ständig hinterherzulaufen."
Gerd Meyer: „Das sehe ich auch so. Außerdem kann T* Wassermangel gut vertragen. Die sechs Wochen Trockenheit im Frühjahr 2009 hat die Sorte hervorragend überstanden und trotzdem noch sehr hohe Erträge gebracht."
Marc Keitlinghaus: „In dieser viehstarken Region sind ertragsstarke Sorten gefragt, die wenig anfällig für Fusarien sind. Ich bin kein Freund von schnellem Sortenwechsel, damit ich die Chance habe, eine Sorte kennen zu lernen und so das Maximale aus ihr herauszuholen. Daher werde ich vermutlich auch im nächsten Jahr T* vermehren."
Peter Hinze: „Wegen des ungewöhnlich hohen Anteils an Hackfrüchten, auf denen in jeder Hinsicht der Betriebsschwerpunkt liegt, muss der Weizen vor allem in die Fruchtfolge passen. Außerdem bevorzuge ich Sorten mit kurzem oder/und brüchigem Stroh."
Henning Frank: „In erster Linie muss ich sichere hohe Erträge bekommen. Und ich bevorzuge Sorten, die während der Vegetation die Nerven schonen."
Stefan Kothen: „Genau das. Wenn Kredo gut drischt, dann baue ich ihn im nächsten Jahr wohl wieder an."
Die Gespräche führte Dr. Anke Boenisch
Betrieb Keitlinghaus in 59302 Oelde Bild: Keiltighaus jun. Bild: Keitlinghaus sen Interviewpartner: Joachim Keitlinghaus (sen.), Marc Keitlinghaus (jun.) Vorfrüchte zu WW: Ackerbohne, Raps, (Mais), Hafer, Winterweizen T*-Vermehrung Vorstufe 7,5 ha und Z-Saatgut ca. 4 ha Besonderheiten des Standortes: 40–50 Bodenpunkte, diluvialer Geschiebelehm, stark wechselnde Böden, Minuten- bis Sekundenböden |
Betrieb Grass in 50171 Kerpen-Bergerhausen Interviewpartner: Michael Grass
Bild: Michael Grass (rechts Fachberater Friedhelm Simon) Fruchtfolge: Zuckerrüben, Winterweizen, Wintergerste T*-Vermehrung 10,5 ha, Konsum 3 ha Besonderheiten des Standortes: 30–90 Bodenpunkte, ausgeglichene und ausreichende Niederschläge |
NORDSAAT Hülsenhain Landwirtschaftliche Betriebsgesellschaft mbH in 24369 Waabs Interviewpartner: Henning Frank Fruchtfolge: Raps, Weizen, Gerste oder Weizen Kredo erste Erfahrungen 2008, stand 2009 auf 100 ha, 2010 auf 20 0ha Besonderheiten des Standortes: 45–60 Bodenpunkte, gute Niederschlagsverteilung |
Betrieb Schulze Lohoff in 48366 Laer Interviewpartner: Martin Schulze Lohoff (r.)
Bild: Schulze Lohoff Fruchtfolge: Mais, Weizen, Weizen Saatgutvermehrung 2009 und 2010 je 8 ha Besonderheiten des Standortes: lehmiger Ton bis Sand, stark wechselnde Böden; geografische Grenze zwischen den guten Böden Coesfelds und den leichten Standorten Steinfurts, Niederschläge ausreichend (ca. 800 mm) und gut verteilt. |
Betrieb Meyer in 27243 Beckeln Interviewpartner: Gerd Meyer
Bild: Gerd Meyer Fruchtfolge: Winterraps, Winterweizen, Wintergerste, auf einigen Flächen Kartoffeln T*-Vermehrung zur Ernte 2009: 16 ha Besonderheiten des Standortes: lehmiger Sand, stark wechselnde Böden, zunehmende Frühsommertrockenheit, Wasser ist auch aufgrund der Lage zwischen Wasserwerken ein ertragsbegrenzender Faktor |
Betrieb Hinze in 21629 Neu Wulmstorf Interviewpartner: Peter Hinze
Bild: Peter Hinze, rechts Fachberater Andreas Henze Fruchtfolge: Winterraps, Zuckerrüben, Kartoffeln, Winterweizen (auf leichten Standorten, Wintertriticale, Wintergerste oder Winterroggen), ca. 40 ha Zwischenfrüchte Besonderheiten des Standortes: 25–55 Bodenpunkte, Sand bis sandiger Lehm, wechselnde Böden mit ausgeprägten „Sandköpfen", schlecht verteilte Niederschläge (700–800 mm), auf vielen Flächen Beregnung
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Betrieb Kothen in 52388 Nörvenich Interviewpartner: Stefan Kothen
Bild: Stefan Kothen (rechts Fachberater Friedhelm Simon) T*-Vermehrung 15,5 ha seit 2009 und 2010, Kredo-Vermehrung auf 5,8 ha Ernte 2010 Fruchtfolge: Zuckerrübe, Winterweizen, Mais Besonderheiten des Standortes: 85–90 Bodenpunkte, gute Wasserführung |