Dr. Andreas Groß erläutert, worauf man besonders achten sollte. Nicht nur in der anstehenden Ernte, sondern auch bei der danach folgenden Sortenwahl für die kommende Saison.
Beim Körnermais genau hinsehen
Zur Körnermaisernte 2009 werden 9 bis 10 Cent Trocknungskosten pro Prozent Kornfeuchte über Lagerfeuchte und ein Schwundfaktor von 1,3 gängige Werte sein. 100 dt trockener Ware kommen damit bei einer Erntefeuchte von 32 % auf etwa 400 Euro Trocknungskosten.
Ein Prozent mehr Kornfeuchte im Bereich der üblichen Erntefeuchten 25 %, 30 % und 35 % verursacht deshalb bei einem Hektarertrag von 100 dt trockener Ware trocknungskostenbedingte Mehrkosten von etwa 15, 17 und 19 Euro pro Hektar. Abhängig von der Marktlage für Körnermais bedeutet dies, dass die um ein Prozent spätere Sorte (ein Prozent mehr Kornfeuchte) auch um ein bis zwei Prozent ertragreicher sein muss, damit ihr Einsatz sich prinzipiell lohnt.
Dry Down – die Spezialdisziplin in der Abreife
Für einen längeren Verbleib auf dem Feld braucht man speziell geeignete Sorten, die auch im unteren Kornfeuchtebereich und bei verhältnismäßig geringem Wärmeangebot noch in der Feuchtigkeit herunter gehen. Im Herbst werden die Tage kürzer, die Durchschnittstemperaturen kühler, die Luftfeuchtigkeit höher. Entgegen diesen Einflüssen muss der Maiskolben in der Abreife Feuchtigkeit nach außen abgeben. In diesem Punkt gibt es echte Sortenunterschiede: Besonders wenn man Erntefeuchten von 25 % und darunter anstrebt, sollte man diese unbedingt nutzen.
Die SAATEN-UNION hat auch 2008 wieder Körnermaissorten in ihrem Drusch- und Abreifeverhalten überprüft. Dabei bestätigt sich eindeutig das hohe Dry Down-Vermögen der frühen Sorte SUDOKU K~220, die im EU-Sortenversuch für frühen Körnermais 2008 ertraglich den bundesweiten Spitzenplatz belegt.
Man kann das Absinken der Kornfeuchte mit einer Reihe von Erntezeitpunkten auf der Datumsachse darstellen (Abb. 1). Bei gleichzeitiger Beprobung anderer Sorten wird sichtbar, wie stark SUDOKU ab etwa 30 % Kornfeuchte in der Abreife zulegt. Möglich wird das u.a. durch seinen zahnmaisähnlichen Korntyp. Deutlich sieht man, wie Hartmaistypen wie SUSANN K280 oder Mischtypen wie SUZY Kca.250 dem für Deutschland normalen Verlauf folgen und bei etwa 30 bis 32 % im „mittelfrühen“ Klima stagnieren.
Atmungsverluste auf dem Feld nicht unterschätzen!
Also, einfach länger draußen lassen? Dabei sollte man beachten: Nach Abschluss der physiologischen Reife, also der Einlagerung von Stärke in den Mehlkörper, nimmt die Kornfeuchte zwar ab. Es treten jedoch gleichzeitig auch Verluste auf, die allgemein als Veratmungsverluste angesprochen werden. Hier handelt es sich de facto um den Schwund auf dem Feld. Wer preiswert trocknen kann, liegt deshalb nicht falsch, wenn er bei 32 % ernten will. Im Moosburger Versuch zeigte sich, dass das Ertragsmaximum bei eben diesen 33 bis 30 % Kornfeuchte erreicht war. Zwei Wochen später lagen die Kornfeuchten im Mittel aller Sorten zwar 2 % niedriger, jedoch nahm auch der Ertrag um 2 dt ab. Am Standort Moosburg war die längere Ausreife somit ein Nullsummenspiel (Abb. 2 und 3).
Es gibt also mindestens zwei mögliche Antworten auf die Frage nach der besten Strategie. Mit Sorten wie SUDOKU sucht man den raschen Abreifeverlauf an einem eher günstigen Standort, um die Zeitspanne zwischen physiologischer Reife und voll ausgereifter Ernte zu minimieren und den vollen Vorteil bei den Trocknungskosten mitzunehmen. Die Alternative liegt ganz klar beim klassischen Rekordversuch im Ertrag, der mit einer Ernte bei 32 % Erntefeuchte abschließt. Sorten wie SUSANN sind hier die besten Kandidaten.
Druschfähigkeit
Drescherbetreiber wissen, dass bei manchen Sorten der Kolben zwar groß ist, aber die Erntefähigkeit nicht sehr berühmt, weil sich das Korn schlecht von der Spindel löst. Nur langsame Fahrt und konzentrierte Arbeit verhindern, dass man zu viel Bruchkorn und Spindelbruchstücke einfährt. Die Sortenunterschiede zeigen sich im Versuchsmaßstab hauptsächlich im Bruchkornanteil. Er ist auch ein Hinweis auf die für viele Vermahlungszwecke erforderliche Qualität des Mehlkörpers. Je weniger Risse der Ernteprozess im Korn setzt, um so besser kommen die Verarbeitungsprozesse nachher mit dem Mais zurecht.
In unseren Ergebnissen (Abb. 4) sinkt der Bruchkornanteil im Verlauf der Abreife von 35 auf 25 % Kornfeuchte zwar fast immer ab, doch zeigen sich hier ganz erhebliche Sortenunterschiede. Mit Sorten wie SUZY Kca.250, die über den gesamten Erntezeitraum hinweg die relativ beste Qualität liefern, kann man ein erstaunliches Maß an Flexibilität im Druschtermin realisieren. Wo es auf Qualität ankommt, ist das nicht zu verachten.
Verwertungsalternativen berücksichtigen
Hinzu gesellt sich noch an manchen Standorten die strategische Frage nach Doppelnutzungsmöglichkeiten. Der eine spekuliert mehr oder weniger insgeheim noch auf den späten Verkauf als Silomais an die Biogasanlage als lukrative Alternative zum Körnermais. Dafür würde er Körnermaissorten mit guter Masseleistung benötigen, so wie ALDUNA S/K~250, aber durchaus auch SUSANN S260/K280.
Der andere denkt eher über den Verkauf als Feuchtmais oder CCM nach und braucht keine große Restpflanze, die nachher nur eingearbeitet werden muss. Hier liegen kompakte Typen wie SUDOKU Kca.220 oder SUZY Kca.250 klar vorn.
Fazit
Berücksichtigt man die Eigenschaften und Verhaltensweisen der Maissorten bei der Ernteplanung, bringt das bares Geld.
Achten Sie deshalb während der anstehenden Körnermaisernte darauf, ob Ihre Sorten wirklich Ihren Anforderungen gerecht werden. Die Beobachtungen und Erfahrungen sollten dann unbedingt bei der Sortenwahl für die Ernte 2010 berücksichtigt werden.
Dr. Andreas Groß