Der Exaktversuch
In allen Jahren wurde zur Versuchskultur gepflügt und die Saatbettbereitung mit einem „Kompaktor“ durchgeführt. Um einen direkten Vergleich der Fruchtarten zu bekommen, wurde dieser Versuch als Exaktversuch eingerichtet, in dem vier Intensitätsvarianten für jede Fruchtart mit spezieller Versuchstechnik separat zum entsprechenden BBCH-Stadium behandelt wurden. Nachbarschaftseffekte wurden durch zusätzliche Randparzellen ausgeschlossen.
Zur Berechnung der korrigierten Marktleistung (KML) diente die Großhandelspreisliste für Pflanzenschutz- und Düngemittel als Orientierungsgrundlage. Ausbringungskosten wurden über KTBL ermittelt, die Erlöse orientierten sich an den Marktpreisen des jeweiligen Jahres. Für den genaueren Vergleich der Versuchsergebnisse finden an dieser Stelle Relativwerte Verwendung.
Die Versuchsvarianten
Neben der Wettbewerbsfähigkeit sollte in diesem Versuchsprojekt auch das passende Anbauverfahren für die drei Getreidearten ermittelt werden. Deshalb wurden alle Fruchtarten parallel in vier Behandlungsvarianten geprüft.
Welche kornertragsorientierte Alternative gibt es für diesen Standort?
Betrachtet man ausschließlich die Kornerträge, ist in Sülbeck Triticale die interessanteste Alternative. In der triticaleorientierten Intensität liegt Triticale deutlich vor den Wettbewerbern Winterweizen, Hybridwinterweizen und Winterroggen (Abb. 1).
Bei der weizenorientierten Intensität wird Triticale lediglich durch Hybridweizen um 1 % im Ertrag übertroffen.
In der extensivsten Variante steht der Roggen mit 1 % über seinen Wettbewerbern. Bei einer roggenorientierten Behandlung schließlich ist der Hybridweizen mit fünf Prozentpunkten Vorsprung ungeschlagen.
Es zählt die korrigierte Marktleistung
Entscheidender als der Kornertrag ist die korrigierte Marktleistung (Abb. 2). Nach Abzug der Kosten für Saatgut, Pflanzenschutz und Düngung stellt sich die Situation anders dar als bei reiner Betrachtung des Kornertrages.
Jetzt kristallisiert sich ein deutlicher Vorspruch für Winterweizen in den Varianten Extensiv, Triticale- und Weizenorientiert heraus.
Hybridweizen konnte sein Potenzial auf diesem Standort nicht voll ausspielen. Zwar liegt seine korrigierte Marktleistung in allen Varianten sehr deutlich über Triticale aber durch höhere Saatgutkosten 3 % unter Winterweizen (Linie). Interessant ist Hybridweizen bei geringerer Intensität. In der roggenorientierten Variante zeigen sich die Vorzüge einer Weizen-Hybride. Bessere Nährstoffausnutzung und geringe Anfälligkeit gegenüber Krankheiten führen hier zu einem Plus von 13 % (!) über Triticale und 7 % über Winterweizen.
Die Vorzüge einer Roggenhybride kamen auf diesem Standort nicht zum Tragen. In keiner der Intensitäten konnte die korrigierte Marktleistung überzeugen und lag weit unter den Wettbewerbern. Allerdings wurde in dieser Versuchsserie mit älteren Roggensorten gearbeitet. Die Neuzulassung MINELLO erzielt mindestens 5 dt/ha höhere Erträge und verbessert die Wirtschaftlichkeit des Hybridroggens.
Fazit
Hybridweizen ist auf Lößlehm-Standorten, die gut mit Wasser versorgt sind, als Stoppelweizen keine Alternative zu den Liniensorten. Diese Kultur kann ihre Vorteile eher auf schwächeren Standorten ausspielen.
Triticale ist züchterisch eine relativ junge Fruchtart und daher steckt noch großes Potenzial im Züchtungsfortschritt. Das gilt vor allem für die Ertragsleistung und Krankheitsresistenzen.
In diesem Versuch wurden eher schwächere Triticalesorten mit geringer Marktbedeutung geprüft, beim Weizen dagegen Top-Sorten wie MULAN. Wenn man dies bei der Interpretation der Versuchsergebnisse berücksichtigt, dann sind neue, leistungsfähige Triticalesorten wie z.B. TULUS mit höheren Kornerträgen und geringerer Anfälligkeit gegen Krankheiten als Stoppelweizen ebenfalls interessante Alternativen, besonders bei der betriebseigenen Verwertung.
Martin Winter und Dr. Thomas Engels