Grundsätzlich kann Sorghum zwei unterschiedliche Positionen in einer Fruchtfolge einnehmen: Als Alternative zu Mais als Hauptfrucht nach einer Vorfrucht, vorzugsweise Grünroggen, oder aber als Folgefrucht nach Getreide-GPS. Die Produktionstechnik muss sich auf diese Positionierung ausrichten.
Ganz wichtig: Um eine Kulturart betriebswirtschaftlich korrekt zu bewerten, ist immer der Wert der gesamten Fruchtfolge zu beachten. Das gilt selbstverständlich auch für Sorghum!
1. Erntezeitpunkt der Vorfrucht
Hauptfrucht: Der optimale Aussaatzeitpunkt für Sorghum bestimmt den Erntetermin der Winterzwischenfrucht! Der Ertrag der Vorfrucht ist der Hauptfrucht zuzurechnen!
Folgefrucht: Die Vorfrüchte Winterzwischenfrucht oder Getreide-GPS werden zu ihrem jeweiligen Ertragsmaximum geerntet. Im Allgemeinen ist eine Aussaat von Sorghum im Juli wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen, weil die Vegetationszeit für eine akzeptable Biomasseproduktion nicht mehr ausreicht.
2. Der richtige Standort
Sorghum ist eine C4-Pflanze wie Mais und braucht für optimale Erträge durchlässige, warme Böden. Staunässe und kalte Böden überfordern die Biologie von Sorghum und sind unbedingt zu vermeiden!
3. Optimale Sorten wählen
Hauptfrucht: Als Hauptfrucht spielen späte, sehr massewüchsige Sorten ihr Ertragspotenzial optimal aus. Ein Beispiel hierfür ist GOLIATH, ein Einzelpflanzentyp mit 3-4 Meter Wuchshöhe.
Folgefrucht: Soll Sorghum als Folgefrucht stehen, dann sollten frühe und bestockungsstarke Sorten gewählt werden, um die relativ kurze Vegetationszeit optimal nutzen zu können (zum Beispiel BOVITAL).
4. Der richtige Aussaatzeitpunkt für einen optimalen Start
Die wärmeliebende Kultur braucht relativ hohe Bodentemperaturen ohne das Risiko von späten Kälteeinbrüchen. Hauptfrucht: Die Bodentemperatur sollte mindestens 12 °C aufweisen; besser sind 14 °C. Dadurch erfolgt ein zügiges Auflaufen. Je nach Standort ist dies am 10.-20. Mai der Fall. Folgefrucht: Bis spätestens 25. Juni sollten Sorghumhybriden gesät sein!
5. Aussaatstärke muss der Pflanze Platz lassen
Ganz wichtig bei der Aussaatstärke ist die Verteilung in der Reihe! Auf keinen Fall dürfen die Pflanzen zu dicht stehen. Ca. 15 cm bei etwa dem halben Reihenmaisabstand!
Hauptfrucht/Folgefrucht: 18-25 Pflanzen bei massigen Einzelpflanzentypen wie Goliath; 25-30 Pflanzen bei frühen Bestockungstypen Bovital.
Die höhere Pflanzenzahl ist jeweils für spätere und ungünstigere Verhältnisse zu wählen.
6. Bodenbearbeitung: Die hohe Kunst im Sorghumanbau!
Nach Winterfurche braucht Sorghum ein feinkrümeliges Saatbett auf garen Böden. Bei Sandböden auf Bodenschluss achten!
Nach Winterzwischenfrucht oder nach Getreide-GPS ist eine Pflugfurche angebracht.
7. Düngung
100-150 kg/ha (inkl. Nmin) sind ausreichend. Bei der Folgefrucht ist der höhere Wert zu wählen. Wenn Sorghum mit einer Maisdrille ausgebracht wird, ist es vorteilhaft eine Unterfußdüngung durchzuführen. Wenn nicht, dann sollte der Mineraldünger vor der Saat eingearbeitet werden. Gärreste werden von Sorghum sehr gut verwertet. Dringend zu empfehlen ist, den Stickstoffgehalt feststellen zu lassen!
8. Pflanzenschutz
Auf Grund der langsamen Jugendentwicklung und der geringen Konkurrenzfähigkeit insbesondere gegenüber Kamille und Melde ist ein angepasster Pflanzenschutz unbedingt zu empfehlen. Seit Juni 2007 sind Gardo Gold und Mais Banvel WG für Sorghum zugelassen. Da bisher nur wenig praktische Erfahrung oder offizielle Ergebnisse zum Pflanzenschutz in Hirse vorliegen, sollten Sie im Zweifel mit dem zuständigen Pflanzenschutzamt Rücksprache halten.
Jetzt sollten Sie den Sorghum wachsen lassen.
9. Ernte
Vor der Ernte unbedingt den % TS-Gehalt bestimmen! Ziel ist die Ernte einer hochverdaulichen Restpflanze bei gleichzeitig teigreifen Körnern. Diesen Zustand erreicht Hirse schon bei 25-28 % TS und Mais erst bei 30-33 % TS.
Wie war die Ernte 2007?
Generell kann man feststellen, dass Sorghum im Hauptfruchtanbau – also Aussaat bis 25 Mai – im Trockenmasseertrag durchaus mit spät gesätem Mais konkurrieren kann (Tab. 1).
Sorghum soll den Mais zur Biomasseproduktion auf Standorten ersetzen, die im Durchschnitt der Jahre KEINE gesicherte Bioenergiemais-Produktion erlauben. Die Erträge zeigen, dass dies durchaus möglich ist.
In Bioenergiefruchtfolgen kann Sorghum einen festen Platz bekommen – als Hauptfrucht in Verbindung mit einer Winterzwischenfrucht und/oder als Folgefrucht nach Getreide-GPS.
Dr. Wortmann