Nach dem trockenen und warmen Frühjahr entschlossen sich viele Landwirte/innen, die besonders auf leichten Standorten arg gebeutelten Getreidebestände als GPS zu nutzen. Die gute Maisentwicklung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Auf diesen Schlägen wurde dann häufig das erste Mal Sorghum angebaut. Ganz Deutschland entwickelte sich zu einem „Sorghum-Versuchsfeld“. Auf mittleren bis leichten warmen Standorten wuchs bei Sorghum ein Bestand auf, der im Biomasseertrag durchaus mit Mais vergleichbar ist. Dies gilt allerdings nur für frühe Aussaaten nach Wintergersten-GPS auf geeigneten Standorten.
Der richtige Standort entscheidet
Aber es wurde auch oft sehr viel Lehrgeld bezahlt, weil leider auch Standorte ausgewählt wurden, die nicht für den Sorghumanbau geeignet sind. So eignet sich Sorghum definitiv nicht für den Anbau in Höhenlagen.
Auch bei den Aussaatterminen wurde in Anbetracht der kühlen und feuchten Witterung die Biologie von Sorghum teilweise überstrapaziert. Die Pflanzen hatten zu Vegetationsbeginn bzw. schon zum Auflaufen einfach nicht genug Wärme und die Jugendentwicklung verlief extrem langsam. Nicht immer konnte dieser Rückstand aufgeholt werden.
Die Herbizidbehandlung hat bei den frühen Aussaatterminen etwas darunter gelitten, dass noch keine zugelassenen Mittel zur Verfügung standen. Die Bekanntgabe über die Neuzulassung von Mais Banvel und Gardo Gold für die Anwendung bei Sorghum kam für die etwas späteren Aussaattermine dagegen gerade noch rechtzeitig.
2008 wird man durch diese Mittelzulassungen auch bei den frühen Aussaaten der Melde und Co. gelassen gegenübertreten können.
2007 war ein Lehrjahr
Als vorläufige Schlussfolgerungen kann man schon vor der Sorghumernte Folgendes fest-
halten:
- Sorghum ist nicht für alle Regionen als Alternativfrucht zu Mais zur Biogasgewinnung geeignet. Nur wenn der hohe Wärmebedarf befriedigt werden kann, sind wettbewerbsfähige Erträge erzielbar.
- Die Stellung in der Fruchtfolge muss oft noch einmal überdacht werden. Bei fruchtfolgebedingt sehr späten Aussaaten können sich die Bestände in den tendenziell kühleren Regionen nicht mehr optimal entwickeln.
Himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt: 2007 war für Sorghum-Anbauer ein echtes „Lehrjahr“, auch wenn man es aufgrund der außergewöhnlichen Sommertemperaturen keinesfalls überbewerten sollte. Für Einige ist jetzt schon klar, dass diese Kultur eine echte Alternative werden kann, für Andere gilt schon jetzt das genaue Gegenteil. In der Vielzahl der Fälle aber wird das Ergebnis erst nach der Ernte feststehen.
Zur Beurteilung der relativen Vorzüglichkeit von Sorghum wird in der nächsten praxisnah auf den Aussaattermin, die Bodenbearbeitung, die Unkrautbekämpfung und natürlich auf die Ernte eingegangen.
Dr. Heinrich Wortmann