Für den Roggen sprechen der geringste Ressourcenverbrauch und die höchsten Stärkeerträge auf schwächeren Standorten. Das Roggenforum weist darüber hinaus auf die höhere Alkoholausbeute je Prozent Stärke hin, die Fraktion der ebenfalls vergärbaren Mehrfachzucker (Pentosane2) gibt es für die Verarbeiter „umsonst“. Für Weizen und auch Triticale sprechen die einfachere Verarbeitungstechnologie und der höhere Stärkegehalt bei gleichzeitig mehr und wertvollerem Protein, wodurch das Koppelprodukt DSGST 1) an Wert gewinnt. Für den einzelnen Landwirt sind diese Abwägungen jedoch wenig hilfreich. Er hat zu entscheiden, mit welcher Fruchtart und Sorte er am sichersten und preiswertesten Getreidestärke produziert. Bis zu einem Standortpotenzial von etwa 70 – 80 dt/ha ist Roggen i.d.R. die lukrativste Frucht, auf besseren Standorten gewinnen Triticale und Weizen an Vorzüglichkeit.
Der Stärkeertrag ist entscheidend
In Praxisnah 02/2005 und 03/2004 wurde bereits umfassend über die züchtereigenen Versuchsergebnisse zum Stärkegehalt berichtet. Mittlerweile liegen auch aus Länderdienststellen umfassende Versuche vor, die einen guten Überblick über Sortenunterschiede geben. Zitiert seien hier offizielle Versuchsergebnisse aus Brandenburg für die Fruchtart Roggen (Abb.1). Die Sorte mit dem höchsten Stärkeertrag und Stärkegehalt ist RASANT. Am Beispiel der Sorte ASKARI lässt sich jedoch demonstrieren, dass auch pentosanreiche Qualitätsbackroggen mit niedrigerem Stärkegehalt im Stärkeertrag in die Spitzengruppe aufrücken können – wenn die Ertragsleistung stimmt.
Kein neues Zuchtprogramm
Hybnos1, die ertragsfähigste Sorte in dieser Untersuchung, brachte zusammen mit anderen Hochertragssorten auch den höchsten Stärkeertrag! Über alle Jahre, Sorten und Standorte betrug die prozentuale Übereinstimmung (B) zwischen Kornertrag und Stärkeertrag 98%!
Für die Züchter der SAATEN-UNION bedeutet dies, das für die Verwertungsrichtung „Bioethanol“ kein neues Zuchtprogramm aufgelegt werden muß. Züchtungprogramme auf höchste Ertragsleistung begünstigen schon bisher proteinarme und damit stärkereiche Sorten, zudem realisieren diese Sorten auch die geringsten Stückkosten. Auch die Gesundheit des Ernteguts – im Fokus stehen insbesondere Fusariumtoxine und Mutterkornalkaloide – steht in den Zuchtprogrammen schon bisher weit oben auf der Prioritätenliste.
Sven Böse, Telefon: 0511 72666-251
Geeignete Sorten für Bioethanol:
Roggen
• RASANT bringt die höchsten Erträge und Stärkeausbeuten aller Roggensorten. Der Einzelährentyp sollte ca. 20 % stärker gedrillt werden, damit sinkt der Anteil spätblühender Nachschosser und damit auch die Mutterkorngefährdung.
• ASKARI ist überall dort interessant, wo alternativ auch die Verwertung als hochwertiger Brotroggen geplant ist. ASKARI ist sehr widerstandsfähig gegen Mutterkorn und eignet sich damit auch für feuchtkühle Lagen, ähnliches gilt für FUGATO.
Weizen
• EPHOROS bürgt mit sehr guter Kornausbildung und nicht zu hohen Protein- und Sediwerten für beste Verarbeitungseigenschaften. Hinzu kommen die sehr hohen Leistungen (2003 + 2004) und eine ausgeprägte Fusariumresistenz.
• HYBNOS 1 überzeugt ebenfalls mit gesunder Abreife, die Stärkeausbeute ist bei mittlerer Kornausbildung und geringem Proteingehalt ebenfalls hoch. Besonders geeignet für Standorte mit knapper Wasserversorgung, auf besseren Standorten eignet sich auch KOCH.
Triticale
• VERSUS ist eine mittelfrühe, großkörnige Sorte mit unübertroffener Ertragsleistung und guter Standfestigkeit. Auf leichten Böden mit hoher N-Nachlieferung besser geeignet als Roggen und Weizen. Ähnliches gilt für die Sorte TRITIKON.
Umfassende Sortenbeschreibungen finden Sie unter: www.saaten-union.de oder per Telefon unter: 0511/72666-0.
1) „corn destillers dried grains / soluble” – Trockenschlempe für Fütterungszwecke, 2 Qualitätsroggen bildet einen höheren Anteil Kohlenhydrate nicht als Stärke, sondern in Form verschiedener Pentosane, die im Backprozess ähnlich dem Weizenkleber die wichtige Funktion der Wasserbindung übernehmen.