Ökonomisch betrachtet ist der Anbau von Winterraps sicherlich in den meisten Fällen rentabler. Dennoch bietet der Sommerrapsanbau durchaus interessante Perspektiven, die sich in der Regel aus einzelbetrieblichen Überlegungen ergeben. Ist der Winterrapsanbau nach spät räumenden Vorfrüchten nicht mehr möglich, so stellt der Anbau von Sommerraps eine gute Alternative mit genügend Zeit für eine vernünftige Bodenbearbeitung dar. Interessant ist dies z.B. für viehhaltende Betriebe mit einem hohen Anteil Mais in der Fruchtfolge. Auf Ackerbaubetrieben bedeutet die Verlagerung der Rapsaussaat ins Frühjahr eine erhebliche Arbeitszeitentzerrung.
Ansprüche an die Produktionstechnik
Sommerraps stellt ähnliche Boden- und Klimaansprüche wie Winterraps und benötigt ebenfalls ein trockenes, mittelfeines Saatbett. Angestrebt werden Bestandesdichten von 80 bis 120Pfl./m2, entsprechend einer Aussaatstärke von ca. 3,5– 4,5 kg/ha. Erfahrungsgemäß hat der frühe Saattermin einen wesentlichen Einfluss auf die Höhe des Gesamtertrages.
Sommerraps ist wegen seiner kürzeren Vegetationszeit auf eine gute Nährstoffverfügbarkeit angewiesen. Je nach Versorgungsstufe und Vorfrucht sollten 100 – 160 kg Kali, 50 – 60 kg Phosphor und 60 – 90 kg Stickstoff vor der Aussaat gedüngt werden. Zu Beginn des Streckungswachstums verbessern 30 – 40 kg N den Schoten- und Kornansatz. Eine ausreichende Bor- und Schwefelversorgung ist erforderlich.
Grundsätzlich wird der Sommerraps von den gleichen Krankheiten und Schädlingen wie der Winterraps befallen. Wichtigster Schädling des Sommerrapses ist der Rapsglanzkäfer. Auf Grund der kürzeren Vegetationsperiode und der zügigen Jugendentwicklung ist aber die Gefährdung durch Schädlinge im Frühjahr geringer. Von besonderer Bedeutung nach der Ernte ist die Bekämpfung von Ausfallraps. Denn in Betrieben, die sowohl Sommer- als auch Winterraps anbauen, ist Sommerraps im Winterraps als nicht bekämpfbares Unkraut zu betrachten und erschwert die Bestandesführung.
Ansprechender Deckungsbeitrag ist möglich
Der hohe Vorfruchtwert wird am besten vom nachfolgenden Winterweizen ausgenutzt. Zudem ermöglicht die gute Krümelstruktur des Bodens in vielen Fällen eine pfluglose Bestellung der Folgefrucht und hilft damit Kosten zu sparen. Zwar liegt das Ertragsniveau ca. 5 – 8 dt/ha unter Winterraps, dafür sind aber sowohl Nährstoffbedarf als auch Pflanzenschutz – Aufwand zum Teil deutlich geringer als im Winterraps. So lässt sich auch mit Sommerraps sehr wohl ein ansprechender Deckungsbeitrag erwirtschaften.
Rainer Kahl, Raps GbR