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Bioenergie: Gas aus Gras

Der Schritt vom „Land“-wirt zum „Energie-“wirt ist auf vielen Betrieben inzwischen vollzogen. Durch die attraktiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist Biogas als neues betriebliches Standbein für viele Landwirte auch zukünftig von großem Interesse.

Bildquelle: Claas
Bildquelle: Claas
Substratbedarf exakt planen
Ganz entscheidend für die Rentabilität ist jedoch eine sorgfältige Planung, dazu gehört ebenfalls eine gut abgestimmte, langfristige Substratpolitik. Die ganzjährige Sicherstellung von Substrat erfordert einen hohen logistischen Aufwand, eine genaue Anbauplanung ist daher unabdingbar.Wichtig aus Sicht des Energiepflanzenanbauers ist in erster Linie der Biomasseertrag je Hektar. Insbesondere dort, wo Flächen für die Biogasnutzung knapp sind bzw. mit anderen Nutzungsformen konkurrieren.

Humusbilanz beachten
Besonders zu berücksichtigen ist die im Rahmen von Cross-Compliance eingebundene Verpflichtung zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. So muss eine Fruchtfolge aus mindestens drei Kulturen bestehen, wobei jede Kulturart mindestens 15 % der Ackerfläche umfassen muss. Darüber hinaus ist der Landwirt angehalten, jährlich eine Humusbilanz zu erstellen oder regelmäßig den Humusgehalt des Bodens zu untersuchen.

Ackergrasbestände weisen hier im Gegensatz zu Mais einen positiven Saldo von 600 kg Humus-Kohlenstoff/ha auf und sind daher ein tragendes Element hinsichtlich Bodenfruchtbarkeit und damit auch Nachhaltigkeit. Schließlich ist die Kalkulation einer Biogasanlage langfristig ausgelegt und demnach muss auch der Energiepflanzenanbau nachhaltig geplant sein.

Tab.1: Gasausbeute verschiedener Aufwüchse Deutsches Weidelgras, Düngungsniveau 80kg/ha N
Tab.1: Gasausbeute verschiedener Aufwüchse Deutsches Weidelgras, Düngungsniveau 80kg/ha N
Ist Gras als Substrat geeignet?
Die Eignung von Futtergräsern als Substrat in Biogasanlagen ist generell gegeben. Die Biogasausbeute je t Frischmasse des eingesetzten Substrats ist vergleichbar mit Silomais. Der Methangehalt, und das ist ein entscheidendes Kriterium, liegt je nach Entwicklungsstadium zwischen 58% und 63% der Gesamt-Biogasmenge, ein dem Silomais vergleichbarer Wert. Entscheidende Steuergröße sind die Ertragsleistung und die Kosten der Produktion.

Bildquelle: Claas
Bildquelle: Claas
Abb. 2 gibt die Durchschnittserträge der LSV Welsches Weidelgras im norddeutschen Kammergebiet als Versuchsmittel verschiedener Standorte wieder. Deutlich wird, dass in den klassischen Grünlandregionen sehr hohe Biomasseerträge mit Welschem Weidelgras erzielt werden können. Die aufgrund der 4 bis 5-maligen Schnittnutzung relativ hohen Kosten der Futterwerbung belasten allerdings die Produktionskosten pro Einheit Biogas deutlich höher als dies beim Silomais der Fall ist.Untersuchungen der Fachhochschule Südwestfalen haben jedoch ergeben, dass sich unter dem Aspekt der Kostenreduzierung die Anzahl der notwendigen Schnitte für solche Bestände auf 3 Nutzungen problemlos reduzieren lassen.

Abb. 1: Biogasausbeute verschiedener Substrate
Abb. 1: Biogasausbeute verschiedener Substrate
Nutzung später Aufwüchse?
In vielen Fällen finden sich die beiden Produktionsrichtungen Milch- und Biogasproduktion auf landwirtschaftlichen Betrieben. Aus Sicht der Milchviehfütterung ergibt sich häufig das Problem der Verwertung der späten Aufwüchse. Diese sind oftmals nicht gewünscht, allenfalls werden sie in der Jungviehfütterung eingesetzt. Sind diese späten Aufwüchse geeignete Substrate? Wie die Tabelle 1 zeigt, ist das Gasbildungsvermögen von Nachwüchsen des Grünlandes nur unwesentlich schlechter zu bewerten als das des Silomaises. Hier ergibt sich also eine sinnvolle Verwertung, die zum einen mögliche Lücken in der Substratversorgung der Biogas-Anlagen kurzfristig schließen kann und zum anderen das bestehende Grünland durch eine kontinuierliche Nutzung in Kondition erhält.

Abb. 2: Trockenmasseerträge Welsches Weidelgras 2005
Abb. 2: Trockenmasseerträge Welsches Weidelgras 2005
Welsches Weidelgras als Winterzwischenfrucht
Über die Nutzung als Winterzwischenfrucht können Futtergräser in die Substratproduktion integriert werden. Bei einer Aussaat von Anfang bis Mitte September in ein gut abgesetztes Saatbeet lassen sich leistungsfähige Welsche Weidelgrasbestände aufbauen, die dann im Frühjahr, etwa als Vorfrucht vor Silomais, noch einen wertvollen, ertragreichen Futterschnitt ermöglichen.Hier kommen insbesondere Sorten in Frage, die über eine gute Winterhärte und einen sehr hohen Anteil des ersten Aufwuchses am Gesamtertrag verfügen.GISEL gehört zu den Sorten, die über extrem hohe Leistungen im ersten Schnitt verfügen. In den Auswertungen der Landessortenversuche der norddeutschen Kammern 2001–2003 nahm GISEL einen Ertrag-Spitzenplatz ein. Gepaart mit einer ausgezeichneten Winterhärte ist GISEL für den Winterzwischenfruchtanbau hervorragend geeignet und damit auch für Energiewirte eine gute Alternative.

Dr. Bernhard Ingwersen

Stand: 11.02.2011