Warum bauen Sie einen Mix aus Hafer und Ackerbohnen an und keine Leguminosenreinkultur?
„Leguminosen sind in einer ansonsten fast ausschließlich aus Mais bestehenden Fruchtfolge für die Bodenstruktur und das Bodenleben sehr wichtig. Eine reine Maismonokultur ist nicht nachhaltig. Die Mischung steht bei uns in jedem 3. Jahr auf einer Fläche nach Mais, nach der Ernte im Juli säen wir Gras mit einem Herbstschnitt.“
„Bei einem Mix aus Getreide und Leguminosen haben wir den Vorteil der Risikostreuung. Im letzten Jahr lief es für die Ackerbohnen sehr gut und sie dominierten stellenweise deutlich. In diesem Jahr trat genau das Gegenteil ein, der Hafer ist klar die dominierende Frucht. Stellenweise muss man die Ackerbohne suchen. Denn nach der Saat blieb es sehr lange trocken – für die Bohnen war dies zu lange. Für diese Bedingungen wurden vermutlich auch zu wenig Pflanzen/m2 gesät, die Ackerbohnen hatten ein überdurchschnittlich hohes TKG. Normalerweise fahren wir aber mit 160 kg Bohnen/ha und 60 kg Hafer sehr gut. In den beiden so unterschiedlichen Jahren haben wir aber eine insgesamt gute GPS-Ernte mit hohen TM-Erträgen. Die Ration muss man dann natürlich den Inhaltsstoffen anpassen, die sich 2011 anders darstellen als 2010.“
Betriebliche Daten und Fruchtfolge: |
Worauf achten Sie bei der Sortenwahl?
„Wir bevorzugen langstrohige und blattreiche Ackerbohnensorten. Bei Hafer muss der Kornertrag stimmen, wir haben mit der Sorte Freddy sehr gute Erfahrungen gemacht.“
Haben Sie auch schon mal andere Mischungen ausprobiert?
„Früher haben wir auch mit anderen Mischungen experimentiert, die z.B. auch Erbsen enthielten, aber auch mit Ackerbohnen in Reinkultur. Unserer Erfahrung nach sind Erbsen für die Rinder jedoch zu bitter, so dass wir maximal 10 % füttern konnten. Wir sind immer zu der bewährten Mischung aus Hafer und Ackerbohnen zurückgekommen. Der Mix wird gerne gefressen, die Bestände haben auch von der arbeitswirtschaftlichen Seite her Vorteile.“
Sind in den Mischbeständen weniger Schädlinge und Krankheiten?
„Ein ganz wesentlicher Aspekt ist der Pflanzenschutz: Im Vergleich zu Reinkulturen ist der Krankheits- und Schädlingsdruck doch deutlich geringer. Blattläuse bei Bohnen gibt es so gut wie gar nicht. Hafer ist Pflanzenschutz für die Bohnen – die Blattläuse mögen den dichtbeistehenden Hafer nicht. Aber wir haben auch kaum Last mit Pilzkrankheiten wie zum Beispiel Fusarien. Es ist weder der Einsatz von Insektiziden noch von Fungiziden notwendig. Bei der Unkrautbekämpfung ist es schon relativ schwieriger: In diesem Jahr ging die Wirkung wegen der Trockenheit gegen Null, besonders bei Melde. Da wir im Mulchsaatverfahren arbeiten, verwenden wir vor der Saat Roundup, um den Unkrautdruck im Griff zu behalten.“
Wie düngt man solche Mix-Bestände?
„Vor der Saat bringen wir 30 m³ Rindergülle. Dasselbe noch einmal vor der Grassaat. Ansonsten profitieren vor allem die Bohnen von den hohen Phosphor-Kaligehalten nach Mais. Mehr passiert nicht.“
Wann wird geerntet und welche Qualitäten liegen vor? Was können Sie uns zu Ernte und Futterqualität erzählen?
„In der Regel ernten wir Ende Juli mit einem Trockenmassegehalt von mindestens 30–35 %. Der Rohfasergehalt liegt dann normalerweise bei 25–28 %. Bei Bodenqualitäten von anlehmigen Sanden bis humosen Sanden liegen die Durchschnittserträge in diesem Jahr bei 100–130 dt Trockenmasse/ha, in Normaljahren liegen die Erträge aber bis 150 dt TM/ha. Bei dem Ertrag spielt es keine Rolle, welche Kultur dominiert – was die Ackerbohne nicht schafft, macht der Hafer gut und umgekehrt. Für uns ist diese Anbausicherheit, neben den Vorteilen für Boden und Arbeitswirtschaft, extrem wichtig.
Wir verdienen unser Geld im Stall und haben rechnerisch nur zwei Arbeitskräfte. Neben der Betriebsleiterin gibt es eine Teilzeit-AK für das morgendliche Melken und wir haben einen Mitarbeiter für die Außenarbeiten und die Betreuung der Herde. Alle weiteren Arbeiten lassen wir vom Lohnunternehmer durchführen – alles andere wäre nicht wirtschaftlich.“
Sie sagten bereits, dass die Mischung gut gefressen wird, aber wie sieht die Rationsgestaltung aus?
„Die GPS ist ein energiereiches Futter mit Energiegehalten von 6,2–6,5 MJ NEL/kg. Mit den 5–6 kg, die wir pro Tier und Tag füttern, sparen wir 1 kg Soja ein. Hinzu kommen 12 kg Gras und 15 kg Mais für die Grundfutterration und natürlich Kraftfutter. Die GPS wird wie gesagt gut gefressen. An der Milchleistung müssen wir wie jeder gut geführte Betrieb immer weiter arbeiten. Aber wir haben zzt. eine stabile Milchleistung von 9000 Litern/Kuh, mit der wir ganz zufrieden sind.
Erst letzte Woche haben wir die Trockenschnitzel durch die frische Ackerbohnen-Hafer-Silage ersetzt. Obwohl diese Silage in diesem Jahr arm an Ackerbohnen ist, hat sich die Milchleistung der Herde um 150 Liter/Tag gesteigert. Wir werden auch zukünftig an dieser Ganzpflanzensilage festhalten.“
Vielen Dank für dieses Gespräch. Das Gespräch führte Dr. Anke Boenisch