Während in Süddeutschland im Durchschnitt Höchsterträge erzielt wurden, brachen in anderen Regionen Deutschlands die Erträge ein. Bei der Braugerste ist zudem ein hohes Qualitätsniveau entscheidend für die Vermarktung und damit für die Rentabilität.
Die geringe Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Marktfrüchten und nachwachsenden Rohstoffen hat dazu geführt, dass die Sommergerste sich auf Flächen mit schwächeren Bodenqualitäten und in Regionen mit weniger Anbaualternativen zurückgezogen hat (Abb.1).
Kann man diesem Risiko mit pflanzenbaulichen Maßnahmen begegnen?
Standort: Bei Trockenheit haben schwere Böden mit guter Wasserspeicherung einen Vorteil gegenüber leichteren Böden, die Wassermangel über eine längere Zeit nicht ausgleichen können. Allerdings ermöglichen leichtere Böden eine bessere Kontrolle der Stickstoffversorgung und damit des Rohproteingehaltes.
Aussaat: Für eine Verschiebung des Aussaatzeitpunktes ist die Witterung zu unkalkulierbar. Gerste stellt höchste Ansprüche an das Saatbett und reagiert sehr empfindlich gegenüber dem „Einschmieren“. Ein feinkrümeliges Saatbett ist daher auf jeden Fall wichtiger als ein bestimmter Saatzeitpunkt. Zwar kann eine reduzierte Saatstärke einerseits zu einem geringeren Wasserverbrauch beitragen, andererseits können diese Bestände bei günstiger Witterung das Ertragspotenzial nicht voll ausschöpfen.
Düngung: Bei Sommergerste erfolgt in der Regel keine Aufteilung der N-Düngung in einzelne Gaben. Daher hängt alles davon ab, dass der zur oder nach der Saat gegebene Stickstoff nicht zu spät von der Gerste aufgenommen wird und den Eiweißgehalt im Korn erhöht. Schon geringste Feuchtigkeitsmengen reichen aus, den Dünger für die Pflanze verfügbar zu machen.
Wachstumsregler: Der Einsatz von Wachstumsreglern kann Schäden verursachen, wenn nicht ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Bei der Entwicklung zu trockeneren und wärmeren Klimabedingungen müssen daher Notwendigkeit und ggf. Zeitpunkt dieser Maßnahme sorgfältig abgewogen werden.
Pflanzenschutz: Pflanzenschutzmaßnahmen verbessern den Ertrag und die Kornqualität. Pilzkrankheiten, die feuchte und kühle Bedingungen bevorzugen, wie Netzflecken und Rhynchosporium-Blattflecken, treten in trockenen, warmen Jahren seltener auf. Dafür werden in Monitoringprogrammen vermehrt die Wärme und Trockenheit liebenden Blattkrankheiten Mehltau und Zwergrost beobachtet. In Prognose-Modellen des integrierten Pflanzenbaus noch nicht enthalten ist das Symptombild der spät auftretenden Blattflecken verursacht durch Globalstrahlung und den Pilz Ramularia collo cygni. Diese treten kurz nach dem Ährenschieben auf, führen innerhalb kurzer Zeit zur vorzeitigen Abreife der Gerste und verursachen dadurch Qualitäts- und Ertragsverluste. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zwischen den Stadien 39 bis 61 verzögert den Verlauf der Symptome und erhält die Pflanzen länger grün. Jedoch ist eine erfolgreiche Behandlung aufgrund des späten Zeitfensters nicht immer möglich.
An den Ähren der Sommergerste ist in den letzten Jahren häufiger das Auftreten verschiedener Arten des Wärme und Feuchtigkeit liebenden Pilzes Fusarium beobachtet worden. Die typische lachsrosa Färbung des Mycels von F. culmorum und F. graminearum ist leicht zu erkennen und wird daher auch für die Verarbeiter als ein Indikator für Qualitätsmängel angesehen. Seit einiger Zeit treten auch andere Fusarium-Arten auf, die optisch zwar weniger auffallen, jedoch Pilzgifte produzieren, die toxischer sind als das bekannte DON. Für Gerste sind bisher noch keine entsprechenden Fungizide zugelassen. Als wirksamste Vorbeugungsmaßnahme gegen eine Infektion über Ernterückstände gilt nach wie vor eine gründliche Stoppelbearbeitung.
Die Ergebnisse der Landessortenversuche belegen, dass Pflanzenschutzmaßnahmen auch die Malzqualität der Sommerbraugerste beeinflussen (Tab. 1). Die meisten Qualitätsparameter zeigen eine Tendenz zu besseren Werten, die sich im Malzqualitätsindex bei der Behandlungsstufe 2 niederschlagen. Die bessere Kornqualität wirkt sich positiv auf den Rohproteingehalt und damit auch auf die Malzqualität aus.
Was kann die Züchtung beitragen?
Der Fortschritt in Ertrag und Qualität der Sommergerste der letzten 20 Jahre ist zum großen Teil ein Erfolg der Pflanzenzüchtung. Durch die Nutzung der Biodiversität und gezielte Kombination wünschenswerter Eigenschaften gibt es eine breite Grundlage für die Optimierung der Ertrags- und Qualitätsstabilität. Der Züchter muss unter den aktuellen Bedingungen Sorten selektieren, die bereits an die zukünftigen Anbauvoraussetzungen angepasst sind. Gegen Ramularia und Fusarium sind derzeit nur quantitativ wirksame Resistenzen bekannt. Da die Bedeutung dieser Krankheiten erst seit Kurzem zunimmt, ist die Züchtung auf Toleranz hier noch am Anfang.
Eingeschränkte Sortenvielfalt führt zu einer unzureichenden regionalen Anpassung der Sorten und trägt dazu bei, dass sich der Zuchtfortschritt auf den Ertrag weniger stark auswirkt als bei anderen Kulturen.
Fazit: Was müssen zukunftsweisende Sorten leisten?
Unter klimatischen Bedingungen, die das Wachstum negativ beeinflussen, werden sich weder durch pflanzenbauliche Maßnahmen noch durch Pflanzenzüchtung größere Ertragssteigerungen realisieren lassen. Wichtiger ist es, unter verschiedensten Umweltbedingungen stabile Erträge zu erzielen und gleichzeitig ein vermarktungsfähiges Qualitätsniveau zu erhalten.
Das Berliner Programm stellt mit seiner Verarbeitungsempfehlung einen sehr guten Konsens zwischen Erzeugern, Mälzern und Brauern her. Es hat jedoch dazu geführt, dass in Deutschland nur noch wenige Hauptsorten den Anbau dominieren. Für die Verarbeiter ist dieses „schmale“ Sortenangebot leichter zu handhabend, gleichzeitig verfügen die empfohlenen Sorten über die für die Erzeuger maßgeblichen agronomischen Eigenschaften. Vor dem Hintergrund der sich verändernden Witterung könnte aber ein vielfältigeres Braugerstensortiment mit regional angepassten Sorten dazu beitragen, dass der Anbau von Sommerbraugerste attraktiver wird.