Generell jedoch ist der Befall witterungs- und jahresabhängig.
Die blattlausübertragene Gerstengelbverzwergungsvirose stellt eine permanente Gefahr für den Wintergerstenanbau vor allem bei früher Aussaat und warmer Herbst- und Winterwitterung dar. Zusätzlich gefährdet sind Regionen mit hohem Maisanteil, da hier neben der Haferblattlaus auch die Maisblattlaus als Vektor des BYDV massenhaft vorhanden ist und zur Infektion der frisch gesäten Wintergersten beiträgt.
Prognose: Klimawandel fördert den Virusbefall
2007 gab es in Niedersachen auf über 8000 ha Schäden, 2008 mussten in Niederbayern sogar 4000 ha Wintergerste umgebrochen werden. Aus Baden-Württemberg wird auch in diesem Jahr von breitflächigem, nesterartigem Virusbefall berichtet. Hier waren bis in den November hinein Blattläuse in den Beständen, so dass eine massive Infektion stattfinden konnte.
Vor dem Hintergrund des Klimawandels mit steigenden Durchschnittstemperaturen und häufiger warm-feuchtem Herbst ist eine Verschärfung der Befallssituation zu erwarten: Auch Regionen, in denen der Virusbefall in Gerstenbeständen zzt. eher selten ist, werden vermutlich stärker mit diesem Problem konfrontiert werden.
Tolerante Neuzulassung als echte Alternative für die Praxis
Für gefährdete Betriebe stellt die erste im deutschen Sortiment zugelassene, gegen BYDV tolerante Wintergerste Paroli eine echte Alternative dar. Die Toleranz wird durch das Resistenzgen Ryd2 vermittelt. Diese Sorte kann zu einem ortsüblichen Termin gedrillt werden und hat so einen normal langen Vegetationszeitraum zur Verfügung. Ist keine Infektion des durch Zikaden übertragenen Weizenverzwergungsvirus (Wheat dwarf virus, WDV) zu erwarten, kann eine Insektizidbehandlung entfallen. Das Problem schlecht befahrbarer Böden stellt sich dann nicht. Es ist aber in jedem Fall anzuraten, den örtlichen Pflanzenschutzwarndienst zu beachten, damit bei einem Zikadenbefall ggf. reagiert werden kann.
Die Toleranz gegen BYDV wurde nicht durch weitere Nachteile im Bereich Strohstabilität oder Resistenzausstattung „erkauft“. Im Gegenteil: Paroli zeigte sich in der Wertprüfung gut strohstabil und hat eine ausgeglichene Gesundheit. Auch die Kornqualität lässt nichts zu wünschen übrig. Diese Genetik wird die Grundlage für nachfolgende, aufbauende Züchtungen liefern, in denen weitere Resistenzen mit einer sehr guten Ausprägung agronomischer Eigenschaften kombiniert werden.
Fazit:
Pflanzenbauliche Maßnahmen wie spätere Aussaat und Spritzung von Insektiziden können nur Kompromisslösungen sein, da sich eine kürzere Vegetationszeit negativ auf den Ertrag auswirkt und eine Insektizidbehandlung nur bei Befahrbarkeit der Böden erfolgen kann. Virustolerante oder resistente Gerstensorten werden daher in Zukunft große Bedeutung bekommen.