Auf dem Betrieb stehen 20–24 Hektar Kartoffeln in dreijähriger Fruchtfolge, zusammen mit Biogasmais und Wintergerste, Triticale und Winterweizen. Da es sich teilweise um Pflanzkartoffeln handelt, scheidet eine engere Fruchtfolge aus phytosanitären Gründen aus. Auch für eine ausgeglichene Humusbilanz wäre ein noch intensiverer Kartoffelanbau kontraproduktiv. Der Hackfruchtanteil im Betrieb Bernreuther beträgt ca. 33 %.
Die ackerbaulichen Herausforderungen: Nematoden und Humusabbau
Bodenbürtige Nematoden
Pflanzkartoffeln dürfen nur auf nematodenfreien Flächen angebaut werden. Wird bei der für Pflanzkartoffelflächen obligatorischen amtlichen Untersuchung Nematodenbefall festgestellt, wird diese Fläche gesperrt. Neben den „üblichen“ frei lebenden Bodennematoden, Kopf- und Stängelälchen und Gallen bildenden Nematoden sind es in dieser Region besonders die neu eingeschleppten Fadenwürmer, die Sorgen bereiten. Diese Fadenwürmer vom Typ Globodera pallida sind zurzeit noch nicht bekämpfbar, es gibt wenige resistente Kartoffensorten. Die Larven der Kartoffelnematoden können geschützt durch die Zystenhülle mehr als 20 Jahre ohne Wirtspflanze im Boden überdauern. „Wir erfahren von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft sehr zeitnah, ob Nematodenbefall vorliegt oder nicht. Die Bestimmung des konkreten Typs erfolgt allerdings mit erheblicher zeitlicher Verzögerung“, beklagt Bernreuther. „Handelt es sich um einen Quarantäneschädling, können wir zunächst nichts anderes tun, als die Fläche komplett auch aus der Industrie- oder Speisekartoffelproduktion herauszunehmen. Die einzige Alternative für die Fläche ist dann Biogasmais, der an eine kooperierende Anlage geliefert wird.“ Diese ist zwar sehr flexibel, aber der wirtschaftliche Schaden ist trotzdem beachtlich.
Humusabbau
„Ein voller Ausgleich der Humusbilanz über das auf dem Feld verbleibende Winterweizen- und Wintergerstenstroh ist in der 3-jährigen Rotation (Hackfrucht-Getreide-Getreide) nicht möglich. Ein weiteres Problem ist hier, dass die Strohrotte auf den sandigen Böden sehr schleppend verläuft, weil oft die Niederschläge fehlen. Ein mehrmaliges Bearbeiten wäre für eine Förderung der Rotte gut, kostet aber selbst nach der früh räumenden Wintergerste kostbare Zeit und Wasser. Die Aussaat der dringend benötigten Zwischenfrucht käme zu spät, die Pflanzen könnten nicht mehr genug ober- und unterirdische Masse bilden“, erläutert Bernreuther die schwierige Situation.
Die Gegenstrategien
Strohrotte:
Exaktes Verteilen und Häckseln des Getreidestrohs, zweimalige Bearbeitung mit der Kurz-Scheibenegge sind die Maßnahmen, mit denen Heiko Bernreuther die Zwischenfrucht in der Regel etabliert und zugleich die Strohrotte fördert. Beim zweiten Bearbeitungsgang wird die Zwischenfrucht mit ausgesät. „Wir verwenden mit guten Erfahrungen zudem einen Bodenhilfsstoff, der die Bodenorganismen fördern soll. Ich muss nicht primär die Kartoffeln, sondern den Boden füttern, nur so funktioniert die Strohrotte nicht“, dazu Bernreuther Senior. Auch das Maisstroh, das ebenfalls schlecht verrottet, ist eine gute Basis für eine Rhizoctonia-Infektion. Es wird gemulcht und zweimal mit der Scheibenegge bearbeitet.
Humushaushalt:
Zufuhr von organischer Substanz sollen aber vor allem die Zwischenfrüchte bringen, wobei auf dem Betrieb diesbezüglich schon viel ausprobiert wurde. Da die Wintergerste das Feld früh räumt, ist der Zwischenfruchtanbau nach Gerste am effektivsten. „Diese Kultur ist für uns daher unverzichtbar“, stellt Bernreuther sen. klar. Vor- und Nachteile des Zwischenfruchtanbaus erläutert Heiko Bernreuther: „Phacelia bildet zwar sehr viel Masse. Ist der Herbst aber zu warm, entwickeln sich die Pflanzen zu stark, kann es sogar zu unerwünschtem Aussamen kommen.
Senf hingegen hat das Problem der frühen Blüte bei warm-trockener Witterung: Nach Blühbeginn wird kaum noch Masse gebildet und die Stängel beginnen, zu verholzen. Zudem vermehrt Senf auch die virusbedingte Eisenfleckigkeit (Tabak-Rattle-Virus).“
Nematodenbekämpfung:
Beide Kulturen sind zudem zur Nematodenbekämpfung nicht geeignet. Daher wird auf dem Betrieb Bernreuther verstärkt die multiresistente Ölrettichsorte Defender zum Einsatz gebracht. Auch bei Biofumigation wurde viel experimentiert. Bei diesem Verfahren werden durch feines Zerkleinern der Pflanzen und unmittelbares Einarbeiten des Materials in den Boden die Pflanzeninhaltsstoffe (Glucosinolate) in biologisch aktiv wirksame Verbindungen umgesetzt. „Ich kann nicht sagen, wie groß die Nematodenwirkung dieser Zwischenfrüchte ist, da ich keine Versuche anlege“, räumt der Betriebsleiter ein.
Tipp von Michaela Schlathölter, Züchterin für Zwischenfrüchte: |
Die Anwendung der Biofumigationstechnik hat in England gezeigt, dass sie eine bekämpfende Wirkung gegen die Kartoffelzystennematoden hat. Allerdings funktioniert dies nicht direkt durch das Prinzip Fangpflanze-Resistenz (wie bei den Rübenzystennematoden) oder durch sehr schlechte Wirtspflanzeneigenschaften (wie bei frei lebenden, Gallen bildenden und wandernden Nematoden).
Zudem trägt die Sorte Defender mit seiner tiefen Durchwurzelung und seiner wirkungsvollen organischen Masse dazu bei, dass die Kartoffelzystennematoden stärker parasitiert werden und somit weniger lange überlebensfähig sind. Beide Bernreuther glauben jedoch nicht daran, dass der Nematodenbefall auch in der Kombination resistente Kartoffelsorte/multiresistenter Ölrettich trotz guter Wirkung bis auf Null zurückgeht. Multiresistenter Ölrettich und Biofumigation können nur dann ihre phytosanitäre Wirkung voll ausspielen, wenn die Herbstfeuchtigkeit ausreicht. „Wir können diese Zwischenfrüchte also nur nach Wintergerste bringen, nach Weizen reicht die Zeit meist nicht mehr aus“, bedauert der Betriebsleiter. Insgesamt bestätigen seine Beobachtungen, dass Ölrettich (etwas) effektiver ist. Frühe und dichte Saat und ausreichend Wasser sind die Voraussetzungen für eine gute Durchwurzelung. „Wichtig ist eine intensive Durchwurzelung des Bodens mit Feinwurzeln, die wir durch eine ausreichende Saatstärke sicherstellen.“
Auf den lehmigen Sanden in Dürrenmungenau wurden 2011 15–25 kg/ha Mitte August in Frässaat ausgebracht – „ein sehr effektives Verfahren“, so das Urteil des Fachmannes. Ca. 80 kg N/ha kommen in Form von Schweinegülle zur Zwischenfrucht.
Ohne Zwischenfrüchte geht es nicht
In einer Region, in der lange Trockenperioden keine Seltenheit sind, stellt sich natürlich die Frage nach dem Wasserhaushalt.
„Ja, natürlich verbraucht jede Bearbeitung und auch die Zwischenfrucht selbst Wasser. Aber wir können trotzdem weder auf die Bodenbearbeitung zur Strohrotte noch auf die Zwischenfrucht verzichten. Eine Verbesserung der organischen Substanz im Boden bedeutet auch eine Verbesserung des Wasserhaushaltes. Wasser, das von den Kartoffeln genutzt werden kann.“
Das Gespräch führten Ernst Rauh und Dr. Anke Boenisch
Kartoffeln sind durch Dammaufbau und intensive Bearbeitung stark humuszehrend. So belastet der Kartoffelanbau nach Zahlen der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern die Humusbilanz mit 1000 kg Humus-C/Hektar x Jahr. Nach diesen Zahlen verbraucht der Silomais als ebenfalls stark humuszehrende Kultur 800 kg Humus-C/Hektar x Jahr. |