„Die Auszeichnung gilt einem engagierten und leidenschaftlichen Pflanzenzüchter, der die Landwirtschaft weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus maßgeblich mitgeprägt hat“, betonte Professorin Karin Schwarz, Dekanin der Fakultät. Der Präsident des schleswig-holsteinischen Bauernverbandes, Werner Schwarz, fasste Frauens Forschungsverdienste in seiner Laudatio zusammen: „Martin Frauen hat herausragende Arbeit für die deutsche und internationale Rapszüchtung geleistet, denn die Ertragsstabilität und die Ölqualität unserer heutigen Sorten gehen maßgeblich auf sein Wirken zurück.“
Forschung für die Praxis
Seit 1982 ist der promovierte Agrarwissenschaftler Saatzuchtleiter der Norddeutschen Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG (NPZ) in Hohenlieth, deren Gesellschafter er seit 1990 ist. Zahlreiche Kooperationsprojekte mit Universitäten unter Frauens Leitung oder Mitwirkung sorgten dafür, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Verfahren direkt in die züchterische Praxis gelangten: Die Landwirtschaft wurde so effizienter und Ressourcen wurden geschont. Unter Frauens Führung entwickelte die NPZ zukunftsweisende Konzepte für die Züchtung von Ölraps, die maßgeblich zum großen Erfolg von Raps als Quelle hochwertiger Ernteprodukte beigetragen haben. Die NPZ züchtet seit 1995 zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Robustheit von Winterraps Sorten, die auf einem eigens entwickelten Hybridsystem basieren. Hybridraps steht heute in Deutschland auf 60 Prozent der gesamten Rapsanbaufläche. Weltweit betrachtet, ist Raps heute vor der Sonnenblume die zweitwichtigste Ölpflanze nach Soja.
Herausforderung Klimawandel: Züchtung braucht Gemeinschaftsforschung
„Ich bedanke mich für diese Ehrung meiner Arbeit“, sagte Frauen bei der Verleihung und wies darauf hin, dass es für die Realisierung zukünftiger Zuchtziele wichtig sei, weiterhin freien Zugang zu genetischen Ressourcen zu haben und den Züchtungsvorbehalt zu erhalten. Eine große aktuelle Herausforderung für die Züchtung sei der Klimawandel, der mit Starkregen, Trockenheit, starkem Frost ohne Schnee, Sturm und Hagel einhergehe. Hierfür müssten schrittweise angepasste Sorten entwickelt werden. Die vorwettbewerbliche, öffentlich geförderte Gemeinschaftsforschung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sei hierfür, so Frauen, von sehr hoher Bedeutung.
Die Johann-Heinrich-von-Thünen-Medaille wird alle zwei Jahre von der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der CAU an verdiente Persönlichkeiten der Agrarwirtschaft verliehen. Johann-Heinrich-von-Thünen (1783–1850) war ein deutscher Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler, Sozialreformer und Landwirt, der theoretische Kenntnisse der Mathematik mit praktischen Erfahrungen aus seinem landwirtschaftlichen Musterbetrieb vereinte und wichtige Forschungseinrichtungen begründete.