Aktive Teilnehmer erhalten im geschlossenen Bereich regelmäßig Reports zu unterschiedlichsten Fragestellungen rund um Sorte und Produktionstechnik.
Die Bodenbearbeitung
Hierzu liegen mittlerweile Angaben von ca. 400 Schlägen vor, vorrangig aus Nord- und Ostdeutschland. Bei Weizen und Gerste handelt es sich dabei (bisher) um Vermehrungsschläge, bei Hybridroggen und Hybridweizen um Konsumschläge. Die Angaben in SU BestSeed erfolgen zeitsparend durch einfache Klicks in Auswahlmenüs, detaillierte Angaben sind nicht notwendig. Bei der Bodenbearbeitung war eine von vier Alternativen zu markieren: „wendend“, „nichtwendend-tief“, „nichtwendend-flach“ sowie „Direktsaat“.
- Bei Winterweizen wurde mit leichtem Vorsprung der Tiefgrubber am häufigsten eingesetzt und zwar über alle Bodenarten. Die nichtwendend-flache Bodenbearbeitung hat ihren Schwerpunkt wie auch bei den anderen Früchten bei der „frühen Blattvorfrucht“, in der Regel war das Raps.
- Bei Wintergerste dominierte eindeutig der Pflug. Gegrubbert, insbesondere flach, wurde weniger häufig. Dies ist vor allem auf die Durchwuchsgefahr zurückzuführen, bei allen Schlägen handelte es sich ja um Saatgutvermehrungen.
- Bei Winterroggen bestimmt maßgeblich auch die Standortgüte die Intensität der Bodenbearbeitung. Die natürliche Bodenlockerung ist auf schluffarmen Böden bekanntlich gering. Deshalb wird auf den sehr leichten Böden (AZ 20–30) häufiger der Pflug eingesetzt, auf den besseren Sanden eher der Grubber.
Allerdings ist hierbei auch ein Ost/West-Unterschied festzustellen – unabhängig von der Ackerzahl: In Ostdeutschland dominiert die nichtwendende Bodenbearbeitung, während in den westlichen Bundesländern – bei besserer Wasserversorgung und höherer Ertragserwartung – häufiger der Pflug zum Einsatz kommt.
Eigene Erfahrungen hinterfragen
Die Untersuchungsmethode von SU BestSeed ist eine Praxiserhebung. Diese erlaubt den Vergleich unterschiedlicher Sorten oder Anbauvarianten, wenn sich die übrigen Einflussgrößen über eine Vielzahl von Schlägen neutralisieren. Pflanzenbauliche Fragestellungen werden mit dem speziell für SU BestSeed entwickelten Auswertungstool „EXPLORE Anbau“ untersucht. Dieses beschreibt mit X/Y-Blasendiagrammen die Art und die Qualität der Beziehung zwischen zwei Merkmalen. Ob sie also positiv oder negativ ist, straff oder locker. Je größer eine Blase, umso mehr Nennungen verbergen sich dahinter. Der Klick auf eine Blase öffnet für aktive Teilnehmer eine Tabelle mit den anonymen Einzeldaten der dazugehörigen Schläge.
Welche Sorten eignen sich für die Mulchsaat?
Ein wichtiges Prinzip bei SU BestSeed ist die konsequente Trennung von Feststellung und Bewertung. Die Teilnehmer dokumentieren die Höhe etwa des Kornertrags in Klassen, beispielsweise „80–90 dt/ha“. Die Bewertung des Kornertrags erfolgt mit einer von fünf Noten: 1 = deutlich geringer, 2 = etwas geringer, 3 = standorttypisch, 4 = etwas höher oder 5 = deutlich höher.
Um die Eignung einer Sorte z.B. für die Mulchsaat herauszufinden, zählt nicht die Höhe, sondern allein die Bewertung der dazugehörenden Kornerträge.
Bei SU Santini deuten erste Praxiserfahrungen 2013 auf eine sehr gute Mulchsaateignung hin (Abb. 1). An der Verteilung der Blasen ist zu erkennen, dass die Sorte bei extensiverer Bodenbearbeitung besser bewertet wird. Die mittlere Ertragsbewertung nimmt von links nach rechts zu, bei der nichtwendend-flachen Bearbeitung gibt es ausschließlich hohe Bewertungen. Dies passt auch zu den Wertprüfungsergebnissen, nach denen sich diese Sorte besonders für schwierige Ertragsvoraussetzungen eignet!
Bei SU Mephisto ist dies im gleichen Jahr 2013 und in der gleichen Anbauregion so nicht festzustellen (Abb. 2). Dieser Sorte werden ebenfalls höhere Erträge attestiert, die Bewertungen verteilen sich jedoch gleichmäßig über alle Bearbeitungsvarianten! Auch dies passt zu den mehrjährigen Versuchsergebnissen, die SU Mephisto als Allroundsorte empfehlen.
Bei Weizen sind für Sorten mit vielen beteiligten Schlägen ebenfalls erste Aussagen zu treffen. Beispiel Tobak: Auch bei dieser Sorte werden die Erträge nach Grubber im Mittel besser bewertet als nach dem Pflug – allerdings nur nach Blattvorfrucht.
Bestandesentwicklung und Bodenbearbeitung
Der Einfluss der Bodenbearbeitung auf die Keimpflanzen- und Bestandesdichte kann wegen der Auswinterung 2012 zweijährig nur bei Roggen untersucht werden. Bemerkenswert hierbei: Bei tiefer Bodenbearbeitung – wendend und nichtwendend – streut die Höhe der Pflanzen- und Bestandesdichten auffällig stärker als nach flacher Bearbeitung.
Bei den Bonituren zur Jugendentwicklung sind keine Unterschiede zu erkennen. Die Bodenbearbeitung hatte bei Weizen wie auch bei Roggen keinen Einfluss auf die frühen Wachstumsstadien bis zur Bestockung!
Weniger Stresssymptome nach Blattvorfrucht und Tiefgrubber
Deutliche Stresssymptome1 wurden, wenn überhaupt, nur nach nichtwendend-flacher Bodenbearbeitung festgestellt. Das gilt sowohl für Roggen als auch für Weizen. Die Datenlage hierzu ist allerdings noch etwas dünn, weil ausgeprägte Trockenphasen fast nur im Jahr 2012 vorkamen. Dabei standen die Schläge mit Stresssymptomen ausnahmslos nach Getreidevorfrucht. Vermutlich war bei flacher Bodenbearbeitung und ungünstiger Vorfrucht das Wurzelsystem weniger gut ausgebildet – der Trockenstress demzufolge stärker. Dazu passt auch, dass bei Tiefgrubber der Anteil von Schlägen ohne Stresssymptome tendenziell am höchsten war. Diese Bestände standen zum einen häufiger nach Blattvorfrucht, profitieren andererseits im Einzelfall auch von einer tieferen Durchwurzelung.
Weniger Braunrost nach Pflug
Bei Winterroggen war der Krankheitsbefall (meist ging es um Braunrost) nach Pflugeinsatz geringer. Bei nichtwendender und dort vor allem nach flacher Bearbeitung traten späte Blattkrankheiten häufiger auf. Auf den Mutterkornbesatz und die Standfestigkeit hatte die Bodenbearbeitung dagegen keinen Einfluss.
Bei Winterweizen und Wintergerste hatte die Bodenbearbeitung keine Auswirkungen auf die Fuß-, Blatt und Ährengesundheit. Allerdings werden diese Kulturen intensiver mit Fungiziden behandelt, zudem sind die Stichproben deutlich kleiner.
Auswirkung der Bodenbearbeitung auf den Kornertrag
Verschiedene Filtereinstellungen zeigen: Die höheren Erträge nach Pflugeinsatz sind weder auf den Boden noch auf die Vorfrucht zurückzuführen. Die Bodengüte war bei den gepflügten Schlägen nur unwesentlich besser, die Vorfrucht meist ungünstiger (Getreide, Blattfrucht spät). Weitere Ergebnisse in den nächsten Jahren werden es ermöglichen, dieser Frage gezielter nachzugehen.
Bei Winterroggen große regionale Unterschiede
Bei Winterroggen zeigt sich ein anderes Bild: Hohe und sehr hohe Erträge wurden auch und sogar häufiger nach Tiefgrubber als nach Pflug erzielt (Abb. 4). Lediglich die flache Bodenbearbeitung fiel im Mittel der Schläge ab. Die guten Erträge nach Tiefgrubber sind nicht (nur) auf den wassersparenden Effekt der nichtwendenden Bearbeitung zurückzuführen. Bei Roggen war der Grubbereinsatz auch häufiger mit der günstigen Vorfrucht Raps verbunden.
Auffällig ist bei Roggen auch der Regionseffekt, der über einen entsprechenden Filter abgerufen werden kann: Im Süden hatte eher der Pflug die Nase vorn, im Nordwesten der Tiefgrubber, im Osten die flache Bodenbearbeitung. Auf den typischen Roggenstandorten spielt vermutlich der Wasserverbrauch der Bodenbearbeitungsverfahren die entscheidende Rolle für die Ertragsbildung, die nichtwendende Bodenbearbeitung ist in Trockenlagen vorteilhafter. In Süddeutschland ist der unterschiedliche Wasserhaushalt offensichtlich weniger entscheidend. Hier könnten die Vorteile der besseren Feldhygiene nach Pflug im Hinblick auf Krankheits-, Schädlings- und Vergrasungsprobleme überwiegen. Auch diese Zusammenhänge sind näher zu untersuchen, sobald mehr Ergebnisse vorliegen.
Fazit
Diese ersten Auswertungen in SU BestSeed sind als Einstieg in eine zunehmend genauere und differenziertere Analyse zu betrachten. Mit jedem weiteren Schlag werden die Ergebnisse aussagefähiger. Zwar liefern die Zusammenfassungen einer Vielzahl von Praxiserfahrungen selbstverständlich keine „Rezepte“ – jeder Betrieb, jeder Schlag ist anders! Sie helfen jedoch, eigene Entscheidungen zu hinterfragen oder aber auf einer breiten Datengrundlage abzusichern. Das spart Lehrgeld!
Die neueste Auswertung im Mitgliederbereich beschäftigt sich mit der Saatzeit und Jugendentwicklung. Wodurch wird diese beeinflusst und wie ist ihr Einfluss auf den Anbauerfolg?
Sven Böse
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