Begrenzte chemische Alternativen
Zwar befinden sich neue Beizwirkstoffe in Entwicklung und Zulassung, sie werden jedoch voraussichtlich frühestens 2015 in begrenztem Umfang zur Verfügung stehen. Für 2014 bedeutet dies ab der Aussaat einen erhöhten Kontrollaufwand, um einen möglichen Erdfloh-Befall frühzeitig zu erkennen. Ohne Befallsdruck besteht auch 2014 keine Notwendigkeit zur Behandlung, bei Überschreiten der Schadschwelle ist eine Flächenspritzung mit einem dafür zugelassenen Pyrethroid erforderlich. Leider gibt es bei Pyrethroiden bereits regionale Resistenzbildungen in den Rapserdfloh-Populationen (Schwerpunkt West-Mecklenburg). Jede Maßnahme – ob notwendig oder nicht – verschärft also die Situation! Noch schwieriger gestaltet sich die Lage bei der Kohlfliege: Eine gezielte Spritzung der Fliegen ist de facto wegen ihrer Mobilität und der schwierigen Zuflugsprognose nicht möglich. Die Fliegenmaden wiederum fressen in 1–3 cm Tiefe an den Wurzeln und sind unter der Bodenoberfläche sicher vor jeglichen Spritzungen geschützt.
Gibt es pflanzenbauliche Ansätze?
Die Antwort ist ein klares „Ja“. Gerade weil die chemischen Kontrollmöglichkeiten derzeit stark eingeschränkt sind, müssen wir uns verstärkt auf ackerbauliche Möglichkeiten besinnen. Hier sind zwei Schwerpunkte besonders zu beachten.
- Einem möglichen Schädlingsbefall pflanzenbaulich bestmöglich vorbeugen. Hierzu zählen die Ackerhygiene, der Saattermin oder die Saatstärke.
- Dem jungen Raps bestmögliche Startbedingungen für ein zügiges Wachstum verschaffen. Hierzu muss man Saatbett, Saatgutablage, Rückverfestigung, Nährstoffversorgung und Beizausstattung etc. optimieren.
1. Schwerpunkt Vorbeugung
Mechanische Stoppelbearbeitung auf Altrapsflächen als Beitrag zur Ackerhygiene verschlechtert die Entwicklungsbedingungen für Unkräuter, Krankheiten und Schädlinge (z.B. Schnecken). Auch der Schlupf von Kohlfliegen wird reduziert. Falls möglich, sollte eine Bearbeitung kurz vor der Rapsaussaat stattfinden. Der frisch auflaufende Ausfallraps kann so evtl. eine Lockwirkung für Kohlfliegen besitzen und von Neuansaaten ablenken. Sind bei der Rapsernte Rapserdflöhe vorhanden „es hüpft auf dem Anhänger”, so kann auch deren Population durch eine zeitige Bearbeitung nach der Ernte gestört werden.
Frühsaaten vermeiden: Kohlfliegen orientieren sich stark am Geruch, finden die ersten auflaufenden Rapsbestände zielsicher und suchen kräftige, attraktive Pflanzen zur Eiablage aus. Der sicherste Saattermin ist daher der, an dem alle anderen auch drillen. Vermeiden Sie also Frühsaaten! Ortsübliche bis etwas spätere Saattermine sind – auch in Bezug auf Kohlhernie – sicherer (Abb. 1a und 1b, zum Vergrößern Anklicken).
Dünnsaaten vermeiden: Da eine Vorhersage des Befallsdrucks von Rapserdflöhen und Kohlfliegen nicht möglich ist, sollte man sicherheitshalber die Aussaatstärke um einige Körner/m2 erhöhen, um den Befallsdruck auf mehr Pflanzen zu verteilen. Mathematisch ist das logisch: Stehen weniger Pflanzen zur Eiablage zur Verfügung, werden pro Pflanze mehr Eier abgelegt, der Befall steigt. 40–50 Pfl./m² stellen einen sicheren Kompromiss aus Einzelpflanze und Bestandesdichte dar.
Durch Feldkontrolle von Altrapsschlägen und Neuansaaten werden mögliche Gefahren frühzeitig erkannt. Unterstützung bieten Gelbschalen sowie Warnhinweise z.B. auf der Internetseite von www.rapool.de. Hier finden Sie auch weitere aktuelle Hinweise z.B. zu den verschiedenen Rapserdfloh-Bekämpfungsterminen, Schadschwellen usw.
2. Schwerpunkt Wachstumsförderung
Hier besteht ein Zielkonflikt. Einerseits sorgen frühe Saattermine für ein gutes Pflanzenwachstum im Herbst. Andererseits sind sie jedoch am stärksten für einen starken Schädlingsbefall prädestiniert. Auf Frühsaaten zu verzichten, heißt nicht zwangsläufig auf Ertrag zu verzichten. Denn Saatzeitenversuche bei Raps zeigen, dass häufig die höchsten Erträge mit den normalen (= optimalen) Saatterminen erreicht werden.
Auch wenn die Ernte 2014 früh bis normal früh ausfallen wird, sollten Sie die zur Verfügung stehende Zeit zwischen Aussaat und Ernte für eine gute Ausfallrapsbeseitigung und Ackerhygiene sowie zur Schaffung eines bestmöglichen Raps-Saatbetts nutzen. Ab der Aussaat gilt es dann, ein kontinuierliches Wachstum zu fördern. Denn der junge Raps muss möglichst schnell und störungsfrei die gefährdetste Jugendphase vom Auflauf bis zum 4-Blatt-Stadium durchlaufen. Danach können kräftige Pflanzen zwar immer noch befallen werden, mögliche Schäden sind aber wesentlich geringer.
Zu den wachstumsfördernden Maßnahmen zählen
- ein feinkrümeliges Saatbett,
- eine gute Rückverfestigung usw.,
- die Auswahl wüchsiger Hybriden,
- sowie die Nutzung des bestmöglichen fungiziden Beizschutzes.
Zwei Wirkstoffe für breiten fungiziden Beizschutz
Der Beizwirkstoff TMTD schützt in erster Linie vor dem Komplex der Auflaufkrankheiten (Wurzelbrand), zu dem als Auslöser verschiedene Fusariosen und auch Pythium gehören. TMTD sichert seit Jahren zuverlässig den Feldaufgang ab.
Der Wirkstoff Dimethomorph (DMM) hat eine fungizide Wirkung auf Falschen Mehltau und stimuliert zugleich das Keimblattwachstum. Die Keimblätter sind größer und bleiben deutlich länger aktiv. An DMM gebeizten Pflanzen sind häufig noch im 4–6-Blatt-Stadium intakte Keimblätter zu finden, während diese bei Durchwuchspflanzen und auch bei TMTD solo zu diesem Zeitpunkt schon längst abgestorben sind. Die vitalen DMM-Keimblätter leisten gerade in der frühen Jugendphase einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur raschen Etablierung einer kräftigen, widerstandsfähigen Jungpflanze. Die Stärken von DMM zeigen sich insbesondere bei starkem Druck von Falschem Mehltau sowie unter Stressbedingungen (Spätsaat, Kälte, Nässe, Mulchsaat, Herbizidstress usw.). Die Kombination aus TMTD und DMM wird zur kommenden Aussaat bundesweit uneingeschränkt empfohlen.
Empfehlung zur Aussaat 2014
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