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Auf Übergangslagen müssen wir umdenken!

In den letzten Jahren wagten sich einige „Pioniere“ an den Anbau von Körnermais in rauen Lagen, denn moderne Sorten werden dort immer ertragsstärker. Damit könnte Körnermais hier eine Alternative zu Raps und Wintergetreide sein. Doch beim Anbau auf ungünstigeren Standorten ist einiges zu beachten, wie Dr. Marco Schneider ausführt.

Mais – Produktivität auf hohem Niveau
Mais profitiert als C4-Pflanze von einer höheren Einstrahlung genauso wie vom höheren Temperaturangebot und von steigenden CO2-Werten. Hinzu kommt im Vergleich zu Getreide ein deutlicher züchterischer Fortschritt und damit verbunden auch mehr Ertragssicherheit auf raueren Lagen. Ein langjähriger Vergleich der Ertragsleistung von mittelfrühem Körnermais und Winterweizen in den hessischen Landessortenversuchen belegt dies eindrucksvoll (Abb. 1). Im letzten Jahrzehnt konnte sich Körnermais mit deutlichen Ertragszuwächsen vom Winterweizen abheben.

Erträge Körnermais, Winterweizen
Erträge Körnermais, Winterweizen

Sorte und Düngung auf eine frühe Reife ausrichten
Bei Temperaturen unter 20 °C verlangsamt sich das Wachstum des Maises, fallen die Temperaturen unter 5 °C können irreparable Schäden auftreten. Durch die Selektion auf rasche Jugendentwicklung, Kühletoleranz und eine frühe Reife adaptieren die Züchter den Mais Schritt für Schritt an rauere Klimabedingungen. Heute liefert uns die Züchtung „grenzstandorttaugliche“ Maissorten mit ansprechendem Ertragspotenzial.

Als Faustregel gilt: Sehr frühreife Körnermaissorten mit einer Reifezahl bis 190 benötigen eine Temperatursumme von ca. 1500 °C bis zur Erntereife von 32 Prozent Trockensubstanz im Korn. Das entspricht etwa dem Temperaturanspruch eines mittelfrühen Silomaises mit einer Reifezahl von 230. Dort, wo also diese Sorten mehrjährig die Siloreife von 32 Prozent Trockensubstanz in der Silage erreichen, können auch sehr frühreife Körnermaissorten angebaut werden.

Während der Jugendentwicklung des Maises ist das Wurzelsystem noch wenig entwickelt. Der Boden im Bereich zwischen den Reihen wird erst ab einer Wuchshöhe von 40–50 cm durch die Wurzeln erschlossen. Breitflächig gedüngte Nährstoffe stehen der Maispflanze zunächst nur
bedingt zur Verfügung. Deshalb erweist sich bei dieser Kultur eine konzentrierte Zufuhr der Nährstoffe in den Wurzelbereich als besonders vorteilhaft, so dass eine Unterfußdüngung mit N/P-Düngern unter kühlen Startbedingungen in der Praxis unverzichtbar ist. Diese C4-Pflanze nutzt Mineralisationsschübe aus organischer Düngung und dem Boden besonders effektiv, da die Hauptwachstumsphase in den Sommermonaten liegt: ein entscheidender Vorteil im Vergleich zu Getreide! Während der Stickstoffbedarf des Silomaises zu hohen Anteilen mit organischen Düngern abgedeckt werden kann, muss bei einem Körnermaisanbau in Höhenlagen diese Vorgehensweise leicht abgeändert werden. Oberstes Ziel muss es sein, eine verzögerte Abreife der Pflanzen durch zu hohe, zu späte und langsam wirkende Güllegaben zu vermeiden. Der endgültige N-Düngebedarf ergibt sich aus einem ertragsabhängigen N-Sollwert abzüglich des Nmin-Gehaltes im Boden Mitte Juni und gegebenenfalls Abzügen für die N-Nachwirkung der Vorfrüchte bzw. im Vorjahr ausgebrachter organischer Düngung. Der N-Sollwert beträgt 190 kg N/ha.

Grobes Saatbett behindert Wurzelwachstum
Grobes Saatbett behindert Wurzelwachstum

Maßvolle Bodenbearbeitung für eine zügige Bodenerwärmung
Für eine schnelle Jugendentwicklung des Maises in einer Höhenlage ist ein gut erwärmter Boden unverzichtbar. Zudem reagiert der Mais sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen. Am sichersten gelingt die Bestandsetablierung mit dem Pflug. Schwere Böden sind vor Winter zu pflügen, leichter zu bearbeitende Böden mit hohem Sandanteil können auch im Frühjahr gepflügt werden. Da der Pflug jedoch eine erosions- und verschlämmungsgefährdete Bodenoberfläche hinterlässt, muss in Hanglagen der Mais grundsätzlich pfluglos ausgesät werden. Dabei ist die Vorgehensweise entscheidend. Schwere Böden müssen im Herbst tiefer gelockert werden. Anders als in klassischen Mulchsaatverfahren ist hier das Ziel, eine eher raue und dammförmige Oberfläche zur besseren Abtrocknung im Frühjahr herzustellen. Viele moderne Grubberkombinationen erfüllen diese Forderung nicht, man kann Nachläufer und Nivelatoren oft nicht entfernen. Auf leichten Böden kann die Lockerung auch im Frühjahr erfolgen. Auch zu diesem Zeitpunkt sind Bearbeitungsgeräte ohne Nachläufer zu bevorzugen. Die Direktsaat von Körnermais ohne vorherige Bodenbearbeitung kann aufgrund späterer Erwärmung des Bodens und damit verbundenen Auflaufverzögerungen zu Mindererträgen sowie verringerter Ausreife und Qualität führen.

Saattermin früh wählen
Die bekannten Vorgaben wie 8 °C Bodentemperatur und ein nicht zu grobkrümeliges Saatbett behalten auch bei Körnermais Gültigkeit. Allerdings sollten verzögerte Aussaattermine oder gar eine Nutzung einer Winterzwischenfrucht unterbleiben. Auf Grenzlagen des Körnermaisanbaus entscheidet die frühe Aussaat über die Ausreife in kühlen Jahren.

Ackerbauliche Konsequenzen der Vorfrucht Mais
In üblich gestalteten Fruchtfolgen wird nach Mais Weizen angebaut. Aus ackerbaulicher Sicht kommt bei diesem Fruchtfolgeablauf einigen produktionstechnischen Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu.

Bei der Sortenwahl ist das höhere Fusariumrisiko zu berücksichtigen. Meist ist durch die späteren Maiserntetermine auch eine Spätsaatverträglichkeit der gewählten Weizensorte wichtig. Im Rahmen der Fungizidstrategie muss beginnend mit der Abschlussspritzung zur Weizenblüte rückwärts geplant werden. Wer mit einer Zweifachbehandlung plant, sollte nicht vor Mitte des Schossens die erste Maßnahme setzen. Das erhöhte Fusariumrisiko und der zunehmende Maiszünslerdruck verlangten auch mehr Feldhygiene. Es setzt sich daher immer mehr ein separater Mulcharbeitsgang nach der Maisernte durch.

Erträge Winterweizen bei versch. Vorfrüchten
Erträge Winterweizen bei versch. Vorfrüchten
Auch die Ertragsleistung von Weizen nach Mais muss bei einer Umgestaltung der Fruchtfolge Berücksichtigung finden. Vielfach wird nach später Ernte des Körnermaises Weizen unter ungünstigeren Bodenbedingungen ausgesät. Diese Bestände erreichen oft nur noch das 1–2 Blattstadium vor Vegetationsende. Auf besseren Standorten und bei zeitigem Vegetationsbeginn kann diese schwierigere Ausgangssituation noch kompensiert werden.

Auf schweren, kalten Böden oder auf leichten Sandböden mit hitzebedingt abrupter Abreife reagiert Weizen mit einem Ertragsabfall.

Mit den Ergebnissen der Besonderen Ernteermittlung im Bundesland Hessen (Abb. 2) wird die Ertragsleistung von Weizen nach unterschiedlichen Vorfrüchten in der landwirtschaftlichen Praxis über einen längeren Zeitraum sichtbar. Mit der Vorfrucht Raps werden bei Weizen die höchsten Erträge gemessen. Weizen nach Mais reagiert aus den beschriebenen Gründen auf einigen Standorten kaum, auf anderen mit erheblich niedrigerem Ertrag.

Fazit
Besonders in Hochpreisphasen für Getreide ist Körnermais oder CCM wirtschaftlich attraktiv in der Fütterung. Zudem können Zwischenfrüchte zur Erfüllung aktueller Greening-Auflagen problemlos im Vergleich zu wintergetreidebetonten Fruchtfolgen integriert werden. Neben diesen Vorzügen zählen ackerbauliche Vorteile wie eine sichere Ungrasbekämpfung oder die effiziente Ausnutzung von organischen Düngern.

Doch im Vergleich zu anderen Blattfrüchten ist Körnermais nicht immer eine ideale Vorfrucht vor Weizen. Die damit verbundenen Einschränkungen sind nicht unerheblich. Zudem ist in einigen Region mit erhöhtem Wildschaden auch in der Nachfrucht zu rechnen.

Dr. Marco Schneider

Stand: 16.10.2014