„Da immer mehr unserer Kunden Fragen zu Futterrüben hatten, haben wir reagiert und diese Veranstaltung organisiert. Wir möchten gemeinsam mit Fachleuten aus der Futterrübenbranche komprimierte Informationen zu Fragen der Produktion, Ernte und Lagerung geben können. Und die Aufgabe der Agrarberatung ist es dann, eine ökonomische Bewertung vorzunehmen“, fasst Mitorganisator und Referent Jan Oke Sacht die Beweggründe des Gastgebers zusammen. Unterstützt wurde der Tag durch die SAATEN-UNION, das Züchterhaus W. von Borries-Eckendorf und das Lohnunternehmen Honermeier. Trotz besten Sommerwetters war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt, und die hochinteressanten Vorträge wurde rege diskutiert.
Neue Genetik für mehr Ertrag
Frederik Schirrmacher, Produktmanager des Pflanzenzuchtunternehmens W. v. Borries-Eckendorf, machte in seinem Vortrag klar, dass Futterrüben nach wie vor züchterisch bearbeitet werden. So stünden jetzt auch in Deutschland neue leistungsstarke Sorten zur Verfügung. Er nannte die Sorten Ribambelle (Zulassung 2010) und Enermax (2011) als aktuelle Beispiele für moderne Energie-/Futterrübentypen mit Trockenmasseleistungen von mehr als 20 t/ha. Versuche in Kooperation mit der FH Soest hätten auch gezeigt, dass sich solche Erträge durchaus mit Maiserträgen messen können. Futterrüben würden schon zu relativ zeitigen Ernteterminen akzeptable Erträge bringen, so dass die Bodenbefahrbarkeit zur Ernte gut sei und genügend Zeit für die Bestellung und Vorwinterentwicklung einer Nachfolgekultur zur Verfügung stünde. Auch die sehr positive Vorfruchtwirkung der Rübe sei nicht zu unterschätzen.
Für eine nachhaltige Humuswirtschaft
Um konstante Erträge/ha, vor allem auch in klimatisch schwierigen Jahren erzielen zu können, biete sich die Futterrübe ideal als Partner zu Mais in der Fruchtfolge und auch in der Ration an. Man müsse beim Anbau jedoch berücksichtigen, dass die Futterrübe genau wie der Silomais ein Humuszehrer sei. Der Einsatz von Zwischenfrüchten und/oder Grasuntersaaten vor beiden Kulturen sei daher sehr zu empfehlen.
Henzes Vorschlag: „Die bedeutendsten Zwischenfrüchte in Rübenfruchtfolgen sind Senf und Ölrettich. Mit Blick auf eine nachhaltige Humuswirtschaft sowie auf den Erosionsschutz bietet sich für die Region Rendsburg für Milchvieh- und Biogasbetriebe folgende Fruchtfolge an:
Mais – Roggen-GPS – Zwischenfrucht (z.B. viterra® Mulch) – Futterrüben (in Mulchsaat) – Roggen-GPS – Mais.”
Um den positiven Effekt von Gras auf die Humusbilanz zu nutzen, empfiehlt er als Zwischenfrucht eine Mischung aus abfrierenden Komponenten und Gras (z.B. viterra® UNIVERSAL Winter). „Nach der Ernte des Getreides kann die Mischung bis Mitte August gesät werden. Der Bestand entwickelt sich vor Winter zügig. Das Gras fördert somit den Humusgehalt des Bodens und durch die bessere Befahrbarkeit ist ein zeitiges Ausbringen des organischen Düngers im Frühjahr gewährleistet.”
Henzes Prognose für die Futterrübe: Steigende Temperatursummen (Klimaveränderungen), die Notwendigkeit erweiterter Fruchtfolgen, die guten Futtereigenschaften und die Möglichkeit des Anbaus auf Grenzstandorten und Höhenlagen werden für steigende Anbauflächen sorgen.
Problemlose Rodung und Lagerung
Aus seiner Erfahrung heraus, rät er zur klassischen Mietenlagerung ganzer Rüben, wenn notwendig nach Trockenreinigung plus Vliesabdeckung. Das sei unkompliziert, günstig und verlustarm. Auf keinen Fall sollte man eine Nassreinigung vor der Einlagerung vornehmen: wenn überhaupt, dann nach der Entnahme vor dem Füttern.
Steine müssen raus!
Eine zuverlässige Trockenreinigung zur sicheren Beseitigung auch größerer Steine war für alle Anwesenden ein sehr wichtiger Punkt – für einige sogar das einzige Kriterium, an dem ein Futterrübenanbau bis dato gescheitert sei. Honermeier berichtete, dass es in diesem Punkt in jüngster Zeit intensive Bemühungen seitens der Maschinenhersteller gebe.
Er betonte abschließend, dass die Rübe keine „Selbstläufer-Kultur“ sei und ein relativ hoher Input erforderlich sei – eine Kultur für Fortgeschrittene. Aber er lobte die sehr hohe Ertragssicherheit – selbst in niederschlagsarmen Sommern.
Futterrübe passt in die Ration und rechnet sich
Jan Oke Sacht von der Agrarberatung-Mitte e.V. stieß mit seinem Vortrag zur Ökonomie von Futterrationen mit Futterrübe auf großes Interesse.
Eckdaten für eine Rübenfütterung:
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Sacht konnte in seinen Beispielrechnungen darstellen, dass man zwar mit Futterrüben in der Ration andere Komponenten wie Kraftfutter einsparen kann. Dazu kommen Aspekte der Tiergesundheit und Fruchtbarkeit sowie die Tatsache, dass mit Futterrüben die Grundfutteraufnahme steigt. Der finanzielle Aufwand für Mehrarbeit, notwendige neue Technik und Lagerungsmaterial ist jedoch auch zu berücksichtigen. „Futterrübenanbau ist nicht kostengünstig – bringt allerdings mehr Ertragssicherheit in die Fruchtfolge“, meinte Sacht. „Aus Sicht der Beratung sollte die Futterrübe aber gerade jetzt in der Greening-Diskussion berücksichtigt werden.“
Fazit
Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Greening-Diskussion ist die Futterrübe für Milchviehhalter wieder sehr interessant geworden. Trotz eines gewissen produktionstechnischen Aufwandes, ist die Ertragssicherheit unübertroffen. Ernte und Lagerung sind relativ unproblematisch und voll mechanisiert. Lediglich Steine stellen teilweise ein Problem dar. Hinzu kommen neue Sorten, eine hervorragende Tierakzeptanz und ein sehr guter Futterwert. In der Summe sind Fruchtfolgen mit Futterrüben hochinteressant!
Dr. Anke Boenisch
Tipps zur Produktionstechnik Futterrübe
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Exkurs: Erfahrungen mit Futterrüben:
Marko Voss, Arpsdorf, hat bereits zwei Jahre Anbauerfahrung mit Futterrüben und fasst diese wie folgt zusammen:
1. Das erste Anbaujahr hat gezeigt, dass Futterrüben auf vergleichbaren Standorten mit längerer Trockenheit deutlich besser zurechtkommen als Mais. Futterrüben richten sich mit dem ersten Regen wieder auf und wachsen weiter. Die Ertragssicherheit ist also besser. 2014 stehen die Rüben bisher sehr gut. (Stand Juli 2014)
2. Die Akzeptanz im Stall ist unübertroffen hoch. Futterrüben gehen „als Nachtisch” immer.