Dieses Interesse und zunehmende Verlässlichkeit in den Beziehungen zwischen den Vertragspartnern führten zu einer Stabilisierung der Anbaufläche in Deutschland. Anbauschwerpunkte sind Sachsen-Anhalt (5,5 Tha) und Thüringen (2,7 Tha) gefolgt von Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Saarland, Hessen und Sachsen.
Wann passt Durum?
Nahezu alle rübenanbaufähigen Böden eignen sich für den Anbau von Durum. Zuckerrüben sind aufgrund des Vorfruchtwertes und phytosanitärer Aspekte eine ideale Vorfrucht.
Durum braucht während der Abreife warme und trockene Bedingungen, muss aber zuvor und während der Abreife über den Boden gut mit Wasser versorgt sein.
Große arbeitswirtschaftliche Vorteile verschafft der Winterdurum, von dem inzwischen stabile und ertragreiche Sorten zur Verfügung stehen. Auch das Risiko, durch ungünstige Witterungsbedingungen während der Abreife und Ernte Qualitätsverluste zu erleiden (s.u.) wird durch einen „zweigleisigen“ Durumanbau vermindert.
Grundvoraussetzungen für die Qualität müssen stimmen
Regionale Landessortenversuche geben wichtige Hinweise für die Sortenwahl. Das Ertragspotenzial muss stärker als bei den meisten anderen Getreidearten im Zusammenhang mit der Qualität gesehen werden. Die Interessen der aufnehmenden Hand sollten ebenfalls im Vorfeld berücksichtigt werden. Werden die Qualitätsstandards nicht erreicht, drohen finanzielle Verluste, da ein Absatz außerhalb des Lebensmittelsektors sehr schwierig ist (s. Tab. 1)
Das charakteristischste Qualitätsmerkmal beim Durum ist die Glasigkeit des Kornes: Die Körner sollen sehr hart und spröde sein und beim Aufschneiden glasig erscheinen.
Tab. 1: Auswahl von Qualitätskriterien seitens der aufnehmenden Hand an Durum | |
Merkmal | Spezielle Anforderungen |
Rohproteingehalt (%) | > 14,5 |
Fallzahl | > 220 |
Glasigkeit | > 75 |
Dunkelfleckigkeit (%) | < 8 |
Gelbpigmentgehalt (b-Wert) | > 23 |
Mykotoxingehalt (μg/kg) | |
DON | < 1.750 |
ZEA | < 100 |
Auch an Merkmale wie Dunkelfleckigkeit, Farbwert, Rohproteingehalt, Fallzahl, Hektolitergewicht und Mineralstoffgehalt werden hohe Anforderungen gestellt. Die Ausbildung der Glasigkeit ist stark abhängig von äußeren Bedingungen: Optimal sind trockene, warme Reife- und Erntebedingungen bei gleichzeitig optimaler Wasserversorgung über den Boden. Regen oder intensive Taubildung während dieser Phase verhindern die Ausbildung bzw. den Erhalt der Glasigkeit. Fluren an Fluss- oder Bachläufen oder Nebelsenken scheiden als Anbaufläche grundsätzlich aus.
Hohe Erträge sind möglich
Das aktuelle Ertragsniveau der Praxis liegt zwischen 50 und 70 dt/ha, das Ertragspotenzial bei idealen Bedingungen liegt noch deutlich darüber. Die züchterische Manifestation der Winterfestigkeit in das einstige Sommergetreide und die damit verbundene Verlängerung der Vegetationsperiode war ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu weiteren Ertragssteigerungen. Seit 2010 stehen echte Winterdurumsorten zur Verfügung. Die Ergebnisse aus den Landessortenversuchen zeigen einen Ertragsvorsprung der Winter- gegenüber der Sommerform von 4–8 dt/ha im Mittel der Jahre 2010–2014 (Abb. 1). Das ist erst eine „junge“ Entwicklung, die noch nicht in jedem Jahr und an jedem Ort sicher realisierbar ist. Winterdurum als Ergänzung zum Sommerdurum ist aber aufgrund der genannten Vorteile sehr interessant.
Produktionstechnik zielt auf Qualität
Die hohen Qualitätsziele sind alle mehr oder weniger direkt über die Produktionstechnik beeinflussbar.
Aussaat: Sommerdurum sollte so früh wie möglich gedrillt werden, ggf. in gefrorenen Boden. Diese Kultur kann daher gut nach spät gerodeten Zuckerrüben stehen, ggf. kann eine Direktsaat erfolgen. Winterdurum, dessen Winterfestigkeit der von Gerste entspricht, kann Ende September/Anfang Oktober gesät werden.
Durum darf auf keinen Fall eingeschmiert werden und sollte nicht tiefer als 1–2 cm abgelegt werden. Zertifiziertes und gebeiztes Saatgut ist ein Muss zur Etablierung eines gesunden und ausgeglichenen Bestandes! 350–400 keimfähige Körner/m² sichern einen Bestand von 500–600 Ähren/m² (Winter- und Sommerdurum).
Düngung: Stickstoff als das wichtigste Nährelement zur Ertragsbildung ist bei Durum von besonders hohem Stellenwert besonders für den Rohprotein-Gehalt (RP).
Vom RP-Gehalt wiederum sind Glasigkeit und Fallzahl abhängig. Als Faustzahl gilt: 3,3 kg Stickstoff je Dezitonne erwarteten Ertrag. Bei 65 dt/ha Ertrag und 14,5 % RP sind das ca. 215 kg pflanzenverfügbarer Stickstoff je Hektar – inkl. Nmin. Für eine kontinuierliche N-Versorgung werden drei Teilgaben empfohlen:
- 1a Gabe: 120 kg/ha (inklusive des Nmin-Gehaltes)
- 1b Gabe: 30–60 kg/ha
- 2 Gabe: 30–70 kg/ha (besonders in Trockengebieten nicht zu spät!)
Unkrautbekämpfung: Ein sauberer Bestand ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung zur Sicherung der Qualität. Ein verunkrauteter Bestand bleibt zur Reife feucht und gefährdet die Glasigkeit. Der Besatz des Erntegutes mit Unkrautsamen ist ein Qualitätskriterium und kann zudem die Kornfeuchte erhöhen.
Standfestigkeit: Lager gefährdet die Qualität! Ein Wachstumsreglereinsatz sollte daher möglichst früh erfolgen (BBCH 25), um die Einkürzung der Ähre und damit auch eine Reduzierung der Spindelzahl zu vermeiden. Die Kompensationsfähigkeit der Ertragskomponenten ist bei Durum deutlich geringer als bei Weizen. Vor dem Hintergrund der dünnen Bestände ein wichtiger ertragssichernder Aspekt.
Fungizidmaßnahmen: Bei Durum lassen sich ein hoher Ertrag in Kombination mit bester Qualität – besonders hl-Gewicht, TKM und Glasigkeit – nur mit einem gesunden Blattapparat und gesunden Ähren realisieren.
Das Krankheitsspektrum entspricht dem des Winterweizens, Sortenunterschiede sind eher zu vernachlässigen. Die Anfälligkeit für Braunrost ist relativ hoch, die für Mehltau etwas geringer, bei DTR und Blattseptoria schwach bis mittel. Bei frühzeitigem Absterben der grünen Ährenteile siedeln sich Schwärzepilze an, die in der Bauchfurche und in der Keimlingsregion eine Dunkelfleckigkeit hervorrufen. Wenn auch das Endosperm befallen ist, kann dies zum Stoßen der betroffenen Partie führen! Gegen Ährenfusarium hat zzt. keine Durumsorte eine gute Resistenz. Die Förderung einer Infektion durch feucht/warme Witterung während der Blüte wird durch die kompakten, dichten und begrannten Ähren noch weiter begünstigt. Mais, insbesondere Körnermais, und Weizen als Vorfrucht sind daher ausgeschlossen. Man kann jedoch nicht direkt von der Intensität des Fusariumbefalls auf die Höhe der Mykotoxingehalte schließen. Für deren Nachweis sind gezielte Laboruntersuchungen notwendig.
Ernte und Lagerung: Da Regen oder starke Taubildung vor der Ernte die Glasigkeit gefährden, sollte die Ernte bei vorhersehbarem ungünstigen Witterungsverlauf beginnen, sobald 18 % Kornfeuchte erreicht sind.
Die wichtigsten Ernte- und Lagerregeln zur Sicherung der Qualität:
- Nicht mehr Durum anbauen, als der eigene Drescher in zwei Tagen dreschen kann.
- Durum hat Vorrang vor allen anderen Kulturen. Ein „ad hoc“-Einsatz vor einem Regen sollte eingeplant werden.
- Bruchkorn vermeiden – Mähdreschereinstellung laufend kontrollieren und optimieren, Dreschtrommeldrehzahl absenken, im Drescher soll ein beständiger Strohbelag vorhanden sein. Die Kornfeuchte sollte beim Drusch nicht unter 14 % liegen.
- Mykotoxingehalte senken: Mit optimierter Mähdreschereinstellung und Aufbereitung des Erntegutes lässt sich der Schmachtkornanteil reduzieren.
- Vermeidung von Mykotoxinbildung im Lager: Eine Belüftung ist zwingend notwendig!
Fazit
Sind die Klima- und Standortbedingungen „durumtauglich“ und sind Vermarktungsstrukturen vorhanden, ist Sommerdurum eine interessante und lukrative Kultur – besonders in Zuckerrübenfruchtfolgen. Mit Winterdurum steht eine geeignete Ergänzung zur Verfügung, die das Produktionsrisiko erheblich reduziert, die Arbeitswirtschaft entzerrt und zudem das Fruchtartenspektrum erweitert.
Dr. Gerhard Hartmann