Zusammenfassung: Die Jährige und Gemeine Rispe in Getreide- und Maisfruchtfolgen finden immer noch sehr wenig Beachtung, weil sie nach der gängigen Lehrmeinung keine große Ertragswirkung haben. Tatsächlich aber ist Rispe für Mais, aber auch für Getreide in niederschlagsarmen Jahren oder bei knappem Nährstoffangebot erwiesenermaßen (s. Bild) ein ernst zu nehmender Konkurrent um Wasser und Nährstoffe. |
Alles ist im letzten Jahrzehnt optimiert worden: Die Ausbildung in der Landwirtschaft, die Maschinen und auch die Pflanzenbau- und Pflanzenschutzberatung. Seit 60 Jahren betreiben wir chemischen Pflanzenschutz, trotzdem haben wir deutlich höheren Unkraut-Ungrasdruck als vor 30 Jahren.
Warum eigentlich, was kann man dagegen tun?
Woher kommt die viele Rispe?
Während Ackerfuchsschwanz und Windhalm viel Aufmerksamkeit erfahren, fristen die Jährige und Gemeine Rispe seit Jahren unbeachtet ein Schattendasein – in welchem sich diese Gräser immer weiter ausbreiten können. Die mangelnde Aufmerksamkeit für Rispe in Getreide- und Maisfruchtfolgen ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass diesem Gras keine relevante Schadwirkung zugetraut wird. Tatsächlich aber ist Rispe sowohl für Mais, als auch für Getreide in niederschlagsarmen Jahren oder bei knappem Nährstoffangebot, ein ernst zu nehmender Konkurrent um Wasser und Nährstoffe (s. auch Bilder/Mais).
Die Gründe für die ansteigende Ausbreitung dieses Schadgrases in Nord- und Westdeutschland sind vielfältig:
- In intensiven Silomaisregionen findet nach der Maisernte zu oft keine Bodenbearbeitung statt, man lässt bis zum Frühjahr wachsen, was wachsen will. Die letzten eher milden Winter führten dazu, dass die Rispen sich prächtig entwickelten und sogar bis im Frühjahr die Samenreife erreichten. Da Rispe nur 60 Vegetationstage von der Keimung bis zur Samenreife benötigt und die Samen jahrelang keimfähig bleiben, potenziert sich der Samendruck auf solchen Schlägen in kürzester Zeit.
- Zwischenfrüchte nach Wintergetreide/vor einer Sommerung werden aus falscher Sparsamkeit mit Aussaatmengen ausgebracht, die deutlich unter der Empfehlung liegen. Die daraus resultierenden Bestandeslücken werden von der Rispe gnadenlos ausgenutzt. Zwischenfrüchte müssen daher „dicht sein wie Silofolie“, um die Ausbreitung von Schadgräsern zu vermeiden.
- Schwierige Witterungslagen nach der Ernte von Wintergetreide sowie eine personell knappe Ausstattung in wachsenden Betrieben verhindern oft eine termingerechte, maschinelle Ungrasbekämpfung.
- In Wintergetreide gibt es Gräserherbizide mit Wirkungslücken bei Rispe. In Mais greifen zwar die Sulfonyle, aber bei Grasuntersaaten kann die Rispe sich mit den Untersaatgräsern etablieren. Somit besteht die Gefahr, gleich mehrere Generationen dieses Schadgrases pro Jahr zur Samenreife gelangen zu lassen.
- Das noch wirksame IPU hat ab 2017 die Auflage, auf drainierten Flächen nicht mehr eingesetzt werden zu dürfen. Auf undrainierten Flächen steht danach Arelon® Flüssig zur Verfügung, auf drainierten Flächen jedoch gibt es ab 2017 für die Wintergerste keine zugelassene Indikation mehr, Rispe im Frühjahr zu bekämpfen.
Eine Herbstbehandlung gegen Rispe ist daher ein absolutes MUSS!! |
Allerdings ist darauf zu achten, dass die Herbizide Flufenazet enthalten, damit eine ausreichende Wirkung gegen Rispe sichergestellt ist.
Zwischenfrüchte als eine wichtige Säule der Unkraut-/Ungrasbekämpfung
Ackerbauliche Maßnahmen und die chemische Bekämpfung waren bisher die wichtigsten Komponenten der Unkraut- und Ungrasbekämpfung. Da chemische Bekämpfungsmöglichkeiten zukünftig immer weniger zur Verfügung stehen, werden andere Strategien gefordert!
Zwischenfrüchte werden meiner Ansicht nach ein wichtiger Baustein der Ungrasbekämpfung werden. Denn die Unkrautunterdrückung ist neben Nitratbindung, Nematodenunterdrückung, Durchwurzelung und Humusaufbau ein weiterer wichtiger Anspruch an sämtliche zurzeit verfügbaren Zwischenfrüchte bzw. Greening-Mischungen. Hinzu kommt, dass Zwischenfrüchte zur Verbesserung der Bodenstruktur beitragen – ein stabilerer Boden ist auch bei ungünstigen Bedingungen eher zu befahren und das unterstützt eine termingerechte Unkrautbekämpfung.
Damit aber eine effektive Unterdrückung von Rispe und Co. realisiert werden kann, sind einige wichtigen Voraussetzungen zu schaffen:
- Die Aussaat der Zwischenfrucht(mischung) muss in einen sauberen Boden erfolgen. Eine sorgfältige Bodenbearbeitung ist also Pflicht, um eine lückenfreie Etablierung des Zwischenfruchtbestandes zu ermöglichen.
- Die Saatstärke muss ausreichend hoch sein. Hier ein paar Euro/Hektar am Saatgut zu sparen, ist kontraproduktiv. Nur ein dichter Zwischenfruchtbestand kann alles Unerwünschte wirkungsvoll unterdrücken.
- Bei Zwischenfruchtmischungen, die zu früh abfrieren, kann sich die Rispe schnell erholen, wenn nach dem kurzen Frost milde Temperaturen folgen.
- Grundsätzlich gilt: Für eine wirkungsvolle Unkrautunterdrückung muss die Zwischenfrucht wie eine Hauptfrucht behandelt werden und „dicht sein wie eine Silofolie“, damit kein Licht durchkommt. Dazu bedarf es auch einer ausreichenden Versorgung mit Stickstoff (bis 80 kg Gesamt-N/ha).
Welche Zwischenfrüchte sind für welche Fruchtfolge geeignet?
Nach Silomais lässt sich im Herbst eine Zwischenfrucht kaum noch so etablieren, dass sie ausreichend dichte Bestände zur Unkrautunterdrückung bilden kann. Ist jedoch eine greeningfähige Mischung geplant, dann sollte diese schnellwüchsig sein, Senf enthalten und bis zum 30.9. ausgebracht werden (z. B. viterra® Schnellgrün).
Wer nach oder vor Mais Begrünungsroggen bestellen möchte, muss bedenken, dass mindestens mit 100 kg/ha gedrillt werden müssen, um Rispe zu unterdrücken. Dünnere Bestände vermehren dieses Ungras hingegen! Der Aufwuchs sollte im Frühjahr untergepflügt werden oder abgespritzte Flächen baldmöglichst gegrubbert werden, um der Öffentlichkeit keine vergilbenden Flächen zu präsentieren. In allen anderen Fruchtfolgen gilt der Grundsatz: Wie eine Hauptfrucht und dicht wie Silofolie!
Fazit
Mit Ausnahme der Grünlandbetriebe fehlt in der Praxis zurzeit noch das Problembewusstsein, die Rispe als Schadgras wahrzunehmen. Zuverlässige Aussagen hinsichtlich der Ertragswirkungen bei Mais und Getreide besonders in Trockenjahren wurden leider noch nicht ermittelt. Die Konkurrenzkraft eines Rispenteppichs in Mais z.B. um Wasser ist aber enorm und schädigt den Mais. Aufgrund rückläufiger chemischer Bekämpfungsmöglichkeiten sollte man JETZT beginnen, Bodenbearbeitungsmaßnahmen und Zwischenfruchtmischungen/ Zwischenfrüchte zur Ungrasbekämpfung zu nutzen, um das heranwachsende Problem wirkungsvoll zu begrenzen. Denn auf Dauer wird die Rispe rein chemisch kaum in den Griff zu bekommen sein.