Hohe N-Effizienz nur mit hohen Erträgen
Wie ist es möglich, die betriebliche N-Effizienz zu erhöhen und damit auch die N-Bilanz zu verbessern?
Eine Senkung der Nährstoffgaben führt sehr oft zu Ertrags- und in einigen Kulturen auch zu erheblichen Qualitätsverlusten, ist also selten das (alleinige) Mittel der Wahl. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass vor allem hohe Erträge, auch in Verbindung mit hohen Rohproteingehalten, ganz entscheidend dazu beitragen können, die N-Bilanz zu entlasten. Belegt wird diese These durch die Auswertung der Wertprüfungen, die Grundlage für die Sortenzulassungen. Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen N-Abfuhr und Kornertrag (Abb. 1, die Gerade basiert auf 770 Datenpunkten). Mit diesem Datenmaterial lässt sich über den Ertrag schnell abschätzen, wie viel Stickstoff dem Boden über die Kornabfuhr entzogen wird.
Nährstoffmangel verringert die N-Effizienz
Um diese hohen Erträge zu erreichen, bedarf es in erster Linie einer optimalen Nährstoffversorgung der Pflanzen und einer dem Bestand angepassten Bestandesführung. Der limitierende Faktor bezüglich der Nährstoffversorgung muss, gerade bei Kulturen mit hohem Phosphat oder Kalibedarf nicht zwingend Stickstoff sein. Jede Form von Nährstoffmangel führt über den Minderertrag zu einer verringerten N-Effizienz.
Ein wichtiger Parameter ist die Verfügbarkeit der schon im Boden vorhandenen Nährstoffe, die durch ackerbauliche Maßnahmen gezielt gefördert werden muss. Weicht zum Beispiel der pH-Wert stark von dem für die Bodenart optimalen Wert ab, so sinkt die Verfügbarkeit wichtiger Makronährstoffe stark (siehe Abb. 2). Ein Beispiel: Gerade auf tonigen Böden trägt Kalk dazu bei, die Bodenstruktur zu verbessern. Damit wird auch die Durchwurzelbarkeit des Bodens optimiert und die Pflanzen können die Nährstoffe effektiver erschließen. Selbstverständlich gibt es noch weitere, auch längerfristige Möglichkeiten, an den Stellschrauben Nährstoffverfügbarkeit und Nährstoffspeicherfähigkeit zu drehen. Eine Erhöhung des Anteils organischer Substanz beispielsweise wäre zwar ähnlich effektiv, ist aber nur langfristig realisierbar.
Züchtung leistet Beitrag zur N-Effizienz
In den letzten Jahren gab es bei der Ertragsleistung des Hybridroggens große Züchtungsfortschritte. Mit steigenden Erträgen stiegen auch die Stickstoffabfuhren über das Korn (siehe Tab. 1).
So liegt im Prüfjahr 2012 die besten Hybride SU Forsetti (Zulassung 2013) ertraglich mehr als 12 dt/ha über der 2008 zugelassenen Sorte Minello. Dieser Ertragsvorsprung schlägt sich deutlich in den N-Abfuhren nieder: SU Forsetti fährt ~11 kg/ha mehr Stickstoff über das Korn ab. Und das bei gleicher N-Düngung aller Sorten!
Stark in der N-Aneignung, genügsam bei der N-Düngung
Hybridroggen kann auch bei geringer Düngung hohe Stickstoffmengen über das Korn abfahren. Möglich macht dies das weitverzweigte und gut entwickelte Wurzelwerk, was unter anderem zu einem guten Nährstoffaneignungsvermögen und einer hohen Stresstoleranz führt.
Nicht berücksichtigt in der Auswertung sind Vorfruchtwert und Mineralisierung von Stickstoff im Boden. Trotzdem wird deutlich, dass Roggen lediglich 120 bis 130 kg N/ha abfährt, kaum beeinflusst durch die Höhe der mineralischen Stickstoffmenge. Eine N-Abfuhr von 130 kg N/ha entspricht ca. 100 dt Kornertrag/ha, addiert man den durch das Stroh gebundenen Stickstoff hinzu, so nimmt Roggen bei den eben erwähnten 10 t Ertrag pro Hektar insgesamt 175 kg N/ha auf. Was immer noch unter der Empfehlung des letzten Entwurfs der Düngeverordnung liegt, der bei diesem Ertragsniveau 200 kg N/ha als Saldo erlaubt. Moderne Hybridroggensorten sind also einerseits sehr anspruchslos und können daher verhalten gedüngt werden, andererseits bringen sie aber hohe Erträge. Sie stellen also eine gute Möglichkeit dar, die N-Bilanz zu schonen.
Fazit
Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen hohen Erträgen und einer hohen N-Abfuhr. Will man seine N-Bilanz entlasten, ist es nicht zwingend notwendig, die N-Düngung stark einzuschränken. Durch den Anbau hoch-ertragreicher moderner Roggensorten kann man über die Kornerträge eine größere Menge an Stickstoff abführen, als dies mit den älteren Sorten möglich ist. Daneben müssen aber auch andere Maßnahmen zur Entlastung der N-Bilanz greifen: von der kurzfristigen Erhöhung der Nährstoffverfügbarkeit durch Optimierung des Bodenzustands oder des pH-Werts bis zu langfristigen Maßnahmen wie der Erhöhung des Humusgehalts.
Im Vergleich zu Gerste und Weizen hat eine Reduktion der Düngung bei Roggen einen relativ geringen Ertragseffekt. Mit Roggen lässt sich somit die N-Bilanz wirkungsvoll entlasten, was Reserven schafft, um die Qualitäten in anderen Kulturarten zu sichern. Moderne Hybridsorten können bei gleichen Kosten (Düngung, Pflanzenschutz, Saatgut) durch die höhere Ertragsleistung einen erheblichen Teil zur Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit des modernen Ackerbaus beitragen.
Florian Heerdes