Jörg-Wilhelm Lahmann bewirtschaftet zwei Betriebe in sehr unterschiedlichen Regionen Niedersachsens. Seine beiden Betriebsstandorte liegen in seiner Heimat Lehrte und in Wölpinghausen, wo seine Frau ihre Heimat hat. Der dortige zum Teil stark tonige Lehm mit einer Bodengüte zwischen 55–80 Bodenpunkten, erfordert eine ganz andere Denkweise bei der Bodenbearbeitung.
Lahmann missfiel das zeitintensive und dieselfressende Pflügen und das mehrmalige Kreiseln. Erosion war in dem „Toskana des Nordens“ genannten hügeligen Schaumburger Land ein immer wieder auftretendes Thema, besonders bei Starkregen-Ereignissen im Sommer. Außerdem blieben einige Kulturen hinter dem eigentlich erwarteten Leistungsniveau zurück, was seiner Ansicht nach auch darauf zurückzuführen war, dass sich die intensive Bodenbearbeitung negativ auf die Bodenstruktur und damit auf die Durchwurzelung, das Bodenklima und die Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit auswirkte. „Leider wird in der Landwirtschaft durch Pflanzenschutz und Blattdüngung vermehrt nur noch repariert, weil der Zustand des Bodens vernachlässigt wird. Pflügen und Kreiseln bringen oft – je nach Hanglage und Bodenart – mehr Schaden als Nutzen. Und was dem Boden schadet, schadet auch den Pflanzen. Die Humuserhaltung und idealerweise auch der Humusaufbau ist unsere größte Aufgabe und Verantwortung.“
Die engen Raps-Getreide-Fruchtfolgen – in Norddeutschland gängige Praxis – begünstigten zudem noch den Ackerfuchsschwanz, der zunehmend Resistenzen entwickelte.
Es musste etwas passieren
Vor etwa 15 Jahren war Lahmann klar, dass er auf diesem Betrieb sein gesamtes Bewirtschaftungssystem umstellen wollte – in erster Linie die Bodenbearbeitung und in der Folge die Feldfrüchte.
Die Kehrtwende erfolgte mit einer weiten Fruchtfolge, einem Wechsel von Blatt- und Halmfrucht sowie Sommerung und Winterkultur kombiniert mit einer Umstellung auf konservierende Bodenbearbeitung. Da das Stroh nicht abgefahren wird, bestimmen nun Strohstriegel, Grubber und seit 2012 seine Claydon-Drillmaschine Bodenbearbeitung und Saatbettbereitung.
Neue Technik für gleichmäßige Bestände
Vorteil dieser auf dem Strip-Till-Verfahren basierenden Maschine ist eine streifenweise Lockerung der Saatreihe durch einen in der Tiefe variabel einstellbaren Frontzinken. Danach folgt das Säschar, das die Saat als Band an den Seiten des vorgelockerten Schlitzes zusammenlegt (s. Bild 1). Die Frontzinken können auf die erforderliche Durchwurzelungstiefe eingestellt werden: von 6 cm für die flache Bearbeitung bis 18 cm für Pflanzen mit tiefer Verwurzelung wie Raps. Die Säschare können über die Stützräder verstellt werden, um das Saatgut in der erforderlichen Tiefe abzulegen.
Insgesamt – so die Beobachtung auf diesem Betrieb – profitieren alle Kulturen von dieser Technik. „Ich möchte die Maschine nicht mehr missen. Sie ist schlagkräftig und ist für jede Kultur außer Rüben einsetzbar. In dem lockeren Saatstreifen können sich die Pflanzen sehr gut etablieren und eine kräftige Wurzel ausbilden. Das Ergebnis sind gleichmäßige Bestände mit kräftigen Pflanzen.“
Regenwurmzüchter mit achtgliedriger Fruchtfolge
Beim Gang über die Felder darf der Spaten nicht fehlen – und es zeigt sich unter allen Kulturen ein gut durchwurzelter Boden mit vielen Regenwürmern. „Ich sage immer stolz, dass ich ein Regenwurmzüchter bin. Die Tiere sind unerlässlich für einen gesunden Boden und nur ein gesunder Boden kann einen gesunden, ertragreichen Pflanzenbestand hervorbringen!“
Die Ertragsfähigkeit des Bodens bewahrt Lahmann zusätzlich durch eine ungewöhnliche Fruchtfolge. Er baut in einer achtjährigen Fruchtfolge Halm- und Blattfrucht im Wechsel an, dabei integriert er 30 % Sommerungen in Form von Rüben, Ackerbohnen, Körnererbsen und Hafer in den Anbau. Dazu stellt er vor jede Sommerung eine Zwischenfrucht, die auch von ihm genaustens durchdacht ist und keine verwandten Arten der Nachfrucht enthält,
um dieser so die bestmöglichen Startbedingungen zu gegeben.
Auf einen hohen Leguminosenanteil in der Fruchtfolge, in Form von den Hauptfrüchten Ackerbohnen, Körnererbsen und Zwischenfrüchten, legt er sehr viel Wert. „Ich vermehre für die Agravis schon seit fast 10 Jahren, aber auch ohne Vermehrung würde ich grobkörnige Leguminosen anbauen. Die Kulturen sind sehr wichtig für eine nachhaltige Fruchtfolge – sie verbessern nachweislich die Bodenstruktur und fördern das Bodenleben. Davon profitiert die gesamte Fruchtfolge.“
Am Ende zählt die Leistung der gesamten Fruchtfolge
Viele Beobachtungen – wie die zu Pflanzengesundheit oder Trockentoleranz – sind schwer bezifferbar. Der Ertrag der einzelnen Kultur und der Fruchtfolge insgesamt über die Jahre kann jedoch sehr wohl in Zahlen erfasst werden.
Die Familie Lahmann ist zufrieden: „Seit der Umstellung sind die Erträge wieder angestiegen und die Ertragsstabilität hat zugenommen. Ich konnte den Dieselverbrauch, die N-Düngung und den Pflanzenschutzeinsatz speziell bei den Fungiziden reduzieren. Und das ist nicht nur ein „Bauchgefühl“, denn auch der Blick auf den Lieferschein beim Verkauf der Früchte zeigt mir, dass die Umstellung richtig war und sich ausgezahlt hat!“
Silke van het Loo