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„Nur gut etablierte Bestände bringen optimale N-Bindung.”

Auf dem Betrieb von Klemens, Markus und Agnes Schmeink wurden Zwischenfrüchte schon immer für den Humusaufbau und gegen Erosion eingesetzt. Mit Modellversuchen der Landwirtschaftskammer NRW zur Wasserrahmenrichtlinie rückte auch der verlustarme Stickstoffeinsatzin den Fokus.

Für schnelle Leser/innen (Kurzfassung)

Neben winterharten (ganz wichtig) Zwischenfruchtmischungen kommen Grünroggen und Maisuntersaaten zum Einsatz.

Zentrale Aussage des Betriebsleiters, der Zwischenfrüchte unabhängig von den aktuellen Greeningauflagen anbaut, ist:

„Wenn man die Vorteile dieser Mischungen voll nutzen möchte, muss man den Zwischenfruchtanbau aber auch vernünftig machen. Ausschließlich gut etablierte Bestände bringen eine optimale N-Bindung, ausreichenden Erosionsschutz und eine tiefe Durchwurzelung – und nur dann profitiert die Hauptkultur davon. Nur das Mindeste zu tun, um so eben die Greeningauflagen zu erfüllen, bringt es nicht!“

Klemens und Markus Schmeink (r)
Klemens und Markus Schmeink (r)
Detaillierte Fassung:

Als einer von 31 Modellbetrieben in NRW stellt der im Weserbergland gelegene pfluglos wirtschaftende Betrieb seit drei Jahren Versuchsflächen zur Verfügung, auf denen die Auswirkungen verschiedener Umweltauflagen und Vorgaben hinsichtlich des Nährstoffaustrages, der Erosion, Bodenfruchtbarkeit, Ertragsleistung etc. geprüft werden. Im Rahmen der Versuchsfragestellungen kamen auch verschiedene Zwischenfruchtmischungen zum Einsatz. Schmeinks hatten zwar immer schon Zwischenfrüchte in der Fruchtfolge, vor dem „Greeningzeitalter” waren es jedoch vor allem Reinsaaten wie Rübsen und Grünroggen.


Winterharte Komponenten sind hier wichtig

Mit vielen erosionsgefährdeten Hanglagen und auch in den Überschwemmungslagen des Flusses Nethe ist neben guter Massebildung ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl der Zwischenfrüchte die Winterhärte. Denn nur mit einem winterharten Aufwuchs kann sowohl der Erosionsschutz als auch die Nährstoffbindung bis zur Aussaat der Hauptfrucht gewährleistet werden.

Gut entwickelter Bestand von viterra (R) UNIVERSAL WINTER
Gut entwickelter Bestand von viterra (R) UNIVERSAL WINTER
Über die Versuche wurde man auch auf die Mischung viterra® Universal WInter aufmerksam, die zu etwa gleichen Teilen aus Phacelia und Welschem Weidelgras besteht und zudem 10 % Rauhafer enthält.

Juniorchef Markus Schmeink erläutert, warum er diese Zusammensetzung für den Betrieb für vorteilhaft hält: „In normalen Jahren dominiert zunächst die schnell wachsende Phacelia. Diese Kultur mobilisiert den im Boden fest gebundenen Phosphor. Die Bestände machen von Anfang an gut Masse und wenn Phacelia und Rauhafer abfrieren, sorgt das Gras für Nährstofffixierung und Erosionsschutz über Winter. Zudem können die Flächen im Februar gut zur Gülleausbringung befahren werden. Die intensive Durchwurzelung des Bodens verbessert die Tragfähigkeit des Bodens so gut, dass man auch zur Maisernte noch einen Unterschied in der Befahrbarkeit feststellen kann.“


Auch Grünroggen hat seinen festen Platz

Innerhalb der Fruchtfolge Silomais – Winterweizen – Wintergerste stehen die Zwischenfrüchte nach der Gerste. Auf den besseren Standorten ist dies nach wie vor der Grünroggen. „Die Sorte Protector bringt auf diesen Standorten zuverlässig hohe Erträge – und das schon seit Jahren“, Klemens Schmeink zeigt sich zufrieden. Die Mischungen finden sich dagegen eher auf den schwächeren Standorten nach Gerste. Deren Stoppel werden zweimal bearbeitet, nach einem Grubbereinsatz wird dann die Zwischenfruchtmischung zwischen dem 20. und 25. August mit 35 kg/ha gesät.

lockerer Boden, Pfluglos, Grünroggen Protector
lockerer Boden, Pfluglos, Grünroggen Protector
Die einzige Düngung erfolgt in Form von Gärrest aus der Biogasanlage – in der Regel vor der Aussaat der Zwischenfruchtmischung, teilweise auch mit Schleppschuhen in die bestehenden Bestände. Zum Abtöten der Mischung werden Scheibenegge, Grubber und ein Totalherbizid eingesetzt. „Nur in sehr trockenen Jahren könnte man auf Glyphosat verzichten, aber auch dann ist das Risiko erheblich“, bedauert Markus Schmeink. „Man muss sich schon Gedanken machen, was wäre, wenn Glyphosat die Zulassung verlieren würde, denn wir wollen auf keinen Fall zum Pflug zurück.“ Auch die Landwirtschaftskammer hat diesen Gedanken aufgegriffen und plant in den kommenden Jahren entsprechende Versuche.


Wasserverbrauch der Zwischenfruchtmischungen ist unproblematisch

2016 fehlte nach der Saat der Zwischenfrucht das Wasser, sodass die sonst zügige Massebildung zu wünschen übrig ließ. Zwar holen die Bestände jetzt gut auf, aber bei einem frühen Wintereinbruch wird die Massebildung deutlich hinter den Vorjahren zurückliegen. Auf den Erosionsschutz und die Befahrbarkeit wird das zwar keine Auswirkungen haben, weil die Bestände auch schon Ende Oktober dicht waren, aber die Nährstofffixierung kann mangels Masse natürlich nicht im Optimum liegen.

Trotzdem sieht keiner der Schmeinks den Wasserverbrauch der Zwischenfruchtmischungen als problematisch für den nachfolgenden Mais an. „Die Wasserersparnis der Mischung durch die Bodenbeschattung und die daraus resultierende geringere Bodenverdunstung wiegt den eigenen Wasserverbrauch mehr als auf. Es hat auch in trockeneren Jahren noch nie Probleme mit der nachfolgenden Hauptkultur gegeben. Allerdings hat das auch mit der pfluglosen Bearbeitung und der besseren Bodenstruktur zu tun. Mais auf ungepflügten Flächen hält auch in Trockenjahren länger durch“, ist Klemens Schmeink überzeugt. „Anders jedoch verhält es sich beim Grünroggen, der viel Wasser verbraucht und daher nicht auf den leichten Standorten steht.“


Nährstoffe aus dem Humus sind besonders effektiv

Aufgrund der intensiven Beobachtung der Bestände stellt Markus Schmeink die These auf, dass der Stickstoff, der über die Unterfußdüngung kommt, meist zu früh verfügbar sei und bei ungünstigen Bedingungen verloren gehen könne. „Der im Humus gebundene Stickstoff dagegen ist für die Pflanzen effektiver. Humusbildung und -erhaltung ist auch in intensiven Mais- oder Getreidefruchtfolgen sehr wichtig, da die Nährstoffversorgung dann effektiver ist, weil man Dünger spart und Auswaschungen reduziert werden.“

Untersaat in Mais, Anfang November
Untersaat in Mais, Anfang November
Eine weitere Maßnahme zur Humusbildung ist die Grasuntersaat in Mais, die hier im zweiten Jahr auf Teilflächen steht. Allerdings, so wird ausdrücklich betont, erfolgt die Untersaat nicht wegen des Greenings, das bereits mit den erfolgten Maßnahmen erfüllt wurde. Besonders bei Mais nach Mais und wenn die Zeit zu knapp für Zwischenfrüchte ist, konnte eine Untersaat überzeugen. „Auf keinen Fall sollte man zu früh säen – demgegenüber gibt es eigentlich kein ΄zu spät΄. Das sieht dann nach der Maisernte zwar erst nicht schön aus, aber das Gras treibt schnell wieder aus, sobald Licht und Wasser da sind“, rät Markus Schmeink. „Im Frühjahr ist die Fläche sehr früh befahrbar.“


Fazit

Auch ohne Greening und ohne Wasserschutzauflagen haben Zwischenfrüchte ihren Platz auf dem Betrieb. Einen dringenden Rat geben die Schmeinks jedoch jedem mit, der Zwischenfruchtmischungen anbaut: „Wenn man die Vorteile dieser Mischungen voll nutzen möchte, muss man den Zwischenfruchtanbau aber auch vernünftig machen. Ausschließlich gut etablierte Bestände bringen eine optimale N-Bindung, ausreichenden Erosionsschutz und eine tiefe Durchwurzelung – und nur dann profitiert die Hauptkultur davon. Nur das Mindeste zu tun, um so eben die Greeningauflagen zu erfüllen, bringt es nicht!“

Dr. Anke Boenisch und Klaus Schulze Kremer

Betriebsübersicht:

Landwirtschaftsbetrieb Schmeink (Brakel): Modellbetrieb der Landwirtschaftskammer NRW zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie

  • 850 mm/a, 140–200 m ü. NN
  • Fruchtfolge: Mais – Winterweizen – Wintergerste
  • 30/40 bis 89/90 Bodenpunkte
  • 140 ha LF davon 20 ha Grünland (ausschließlich für Biogas)
  • Biogasanlage mit 320 kW
  • 800 Schweinemastplätze

Stand: 27.12.2016