Für schnelle Leser/innen (Kurzfassung): Die Autorin führt anhand der aktuellen LSV-Ergebnisse aus, wo nur frühe Maissorten hingehören und dass es durchaus „Frühe“ gibt, die ertraglich mit Sorten des mittelfrühen Sortimentes mithalten können. Dabei sind unter deutschen Bedingungen frühe Sorten als solche definiert, die Reife zwischen 200 und 220 FAO aufweisen und einen Wärmesummenbedarf von ca. 1.450 °C haben. Dieser Kategorie reichen im Monat September 12,5 °C für eine termingerechte Abreife aus.. Solche Regionen finden sich nicht nur im Norden des Landes sondern regional im Prinzip deutschlandweit. Selbst in den bayerischen LSV konnten an Standorten mit ähnlicher Wärmesummenstruktur frühe Körner- und Silomaissorten punkten. Schlussfolgerung: In erster Linie ist es wichtig, bei der Sortenwahl auf eine standortangepasste Reife zu achten. Viele mehrjährig geprüfte Sorten, aber auch hoffnungsvolle Neuzulassungen aus dem frühen Segment, sind hochertragreich und können vielerorts sogar die Erträge einer mittelfrühen Hybride übertreffen. Bevor man also das Risiko mit einer mittelfrühen Sorte eingeht, dass diese unter Umständen nicht optimal ausreift, sollte man lieber mit diesen Sorten auf Nummer sicher gehen. |
Detaillierte Fassung:
Frühe Maissorten, also Hybriden mit einer Reife zwischen 200 und 220 FAO, haben einen Wärmesummenbedarf von ca. 1.450 °C. Für dieses frühe Segment sind im Erntemonat September 12,5 °C für eine termingerechte Abreife geeignet, spätere Reifegruppen benötigen hier höhere Temperaturen.
Frühe Sorten gehören in kühlere Regionen
Damit ist es für Regionen, in denen diese eher niedrigen Temperaturen vorherrschen, nicht empfehlenswert, die späteren Maissorten mit ihrem höheren Wärmebedarf, anzubauen. Diese würden selbst bei einer hinausgezögerten Ernte keine Ertragszuwächse generieren, da die Temperaturen Ende September bereits wieder spürbar sinken. Hinzu kommt, dass sich die Erntebedingungen im fortgeschrittenen Herbst sehr schnell verschlechtern und eine bodenschonende Ernte schnell unmöglich machen.
In Küstenregionen Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns und Niedersachsens, in Grenz- und Höhenlagen unter anderem in Niedersachsen, Bayern und einigen Regionen Baden-Württembergs gehören somit frühe Sorten. Diese Regel gilt für jede Nutzungsrichtung – Silomais für die Milchviehfütterung, für die Biogasanlage oder Körnermais.
LSV belegen die Leistung der „Frühen“
Betrachtet man die im LSV bundesweit erzielten Durchschnittserträge im frühen und im mittelfrühen Silo-Segment, so lag die Ertragsdifferenz in 2016 bei 19,6 dt/ha. Mit einer hochertragreichen frühen Hybride können somit sogar höhere Erträge als mit einer durchschnittlichen mittelfrühen erzielt werden (Tab. 1). Die frühe Hybride Susetta erreichte im Baden-Württembergischen LSV z. B. dasselbe Ertragsniveau wie der Durchschnitt der Verrechnungssorten des mittelfühen Sortimentes. Landessortenversuche, ergänzt durch regionale Exaktversuche anderer Versuchsansteller, liefern Antworten auf die für eine richtige Sortenentscheidung wichtigen Fragen: Mit welchem frühen Mais können die höchsten Kornerträge erzielt werden? Welche Sorte konnte im mehrjährigen Vergleich konstant gut abschneiden (Ertragssicherheit)? Wie vielversprechend sind die Neuzulassungen 2016?
In Schleswig-Holstein werden aufgrund der Klimabedingungen und der relativ kurzen Vegetation in erster Linie frühe Silosorten für die Rindviehfütterung oder aber für die Biogasanlage benötigt. Die mehrjährigen Landessortenversuche zeigen, dass das durchschnittliche Energieertragsniveau bei 126,7 GJ NEL/ha liegt (Abb. 1).
Die ertragreichsten frühen Hybriden LG 30248 und Mallory erzielen dabei über zwei Jahre betrachtet noch wesentlich höhere Erträge. Hoffnungsvoll zeigen sich aber auch in 2016 neu zugelassene Sorten, wie z. B. Susetta und Sumatra DS 1398, die in der einjährigen Auswertung beide über dem Mittel der Verrechnungssorten liegen.
Auch die mehrjährigen Ergebnisse aus Niedersachsen belegen, dass die beiden Sorten LG 30248 und Mallory mit Abstand die ertragreichsten Silomaissorten in der frühen Reifegruppe sind. Aus diesem Grund wurden beide Sorten für maisbetonte Futterrationen und für die Biogasnutzung in den Regionen Nord-, Ost- und Süd-Niedersachsen empfohlen. Auch hier sind fünf neu zugelassene Sorten nach dem ersten Jahr im LSV probehalber nahezu uneingeschränkt empfohlen, darunter Susetta, Keops, KWS Stabil, Farmezzo und Agro Fides.
Auch als Körnermais können die frühen Sorten punkten
Neben der Silonutzung spielt in Nordrhein-Westfalen die Verwendung als Körnermais bzw. als CCM eine Rolle. In der 3-jährigen Betrachtung der LSV-Ergebnisse (Abb. 2) wird deutlich, dass mit den beiden Sorten SUNSHINOS und Laurinio die höchsten Marktleistungen erzielt werden können. Beide Sorten wurden neben Colisee, LG 30215 und Ricardinio für den Anbau im frühen Segment empfohlen. Im Bereich Silomais überzeugen, ähnlich wie in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, auch in Nordrhein-Westfalen die beiden Sorten Mallory und LG 30248 durch sehr hohe GTM- und Energieerträge. Auch die Neuzulassungen zeigen sich als erfolgversprechend, mit einer Reife von 220 wurden insgesamt fünf Hybriden für den Probeanbau empfohlen, darunter Agro Fides, Farmezzo, Smoothi CS, Sumatra DS 1398 und Susetta.
Auch im Süden Deutschlands gibt es Regionen mit relativ geringer Wärmesumme. Hier werden im Rahmen der Landessortenversuche frühe Maissorten geprüft. Die bayerische Körnermaisprüfung im frühen Reifebereich bis FAO 220 verdeutlicht, dass insgesamt vier Hybriden überdurchschnittlich hohe Kornerträge erzielen (Abb. 3). Dazu gehören ES Crossman, KWS Stabil, SUNSHINOS und Colisee. Auch die Siloergebnisse zeigen in Bayern im 2-jährigen Vergleich das hohe Ertragspotenzial der Sorten LG 30248 und Mallory. Als ertragsstärkste Neuheit mit den höchsten Energieerträgen zeigt sich Susetta sowohl in Bayern als auch im benachbarten Baden-Württemberg.
Fazit
In erster Linie ist es also wichtig, bei der Sortenwahl auf eine standortangepasste Reife zu achten. Viele mehrjährig geprüfte Sorten, aber auch hoffnungsvolle Neuzulassungen aus dem frühen Segment, sind hochertragreich und können vielerorts sogar die Erträge einer mittelfrühen Hybride übertreffen. Bevor man also das Risiko mit einer mittelfrühen Sorte eingeht, dass diese unter Umständen nicht optimal ausreift, sollte man lieber mit diesen Sorten auf Nummer sicher gehen.