Der Befall mit dem Virus kann im Verlauf der Vegetation und in Kombination mit ungünstigen Witterungsbedingungen (wie z.B. 2016) zu Wuchsminderung sowie auch einen Ertragsabfall in Korn und Öl mit sich bringen.
Nicht alles, was so aussieht, ist auch TuYV
Die Symptome der TuYV-Infektion zeigen sich in Rotfärbungen der Blattränder (siehe Bild 1), die optisch schon im Herbst aber auch im Frühjahr im Feld zu erkennen sind. Vektor und Überträger des TuYV sind Blattläuse, die den Virus in persistenter Weise übertragen und ihn im Phloem der Pflanze lokalisieren. Durch die Viruspartikel kommt es zu einer „Verstopfung“ im Phloem, folglich zu einem Assimilat/Kohlenhydratstau und es zeigen sich rote Blattrandverfärbung. Virusbedingte Blattsymptome treten in der Regel ab Mitte November, bei warmer Witterung schon ab September bis Ende Februar auf. Diese Symptomausprägung ist jedoch kein eindeutiges Indiz für einen Virusbefall und wird häufig mit z.B. Nährstoffmangel oder abiotischem Stress verwechselt. In der Regel verwachsen sich die Symptomausprägungen wieder z.B. nach Vegetationsstart oder Andüngung der Bestände, sodass der Raps im Frühjahr auch als virusfrei erscheinen kann. Ein eindeutiges Ergebnis darüber, ob eine TuYV-Infektion vorliegt, kann letztlich nur der ELISA-Test im Labor liefern.
Je wärmer Herbst und Winter, desto stärker das Risiko
Einer der Überträger des Wasserrübenvergilbungsvirus ist die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) aber auch andere Blattlausarten wie die Mehlige Kohlblattlaus. Schon kurz nach Auflaufen des Rapses besiedeln die geflügelten Blattläuse, die aus Zwischenfrüchten und/oder Sommerungen kommen, die Rapsbestände und können dort die Pflanzen infizieren (Abb. 2). Bei warmer Witterung im Herbst werden bereits vor Winter starke Populationen ungeflügelter Blattläuse aufgebaut, sodass flächendeckend mit dem Virus infiziert werden kann. Bei sinkenden Temperaturen im Herbst zieht sich die Blattlaus in ihr Winterquartier (Pfirsichbäume/Schlehen) zurück. Im Frühjahr bei wärmer werdenden Temperaturen verlässt die Blattlaus ihr Winterquartier dann und kann erneut in Rapsbeständen den Virus aufnehmen und weiter verbreiten – auch in andere Kulturen und Unkräuter, auf denen sich die Blattläuse erneut infizieren können. In einem warmen Herbst bzw. milden Winter wird u.U. gar kein Winterquartier mehr aufgesucht, sondern die Tiere bleiben in den Rapsbeständen und können sich dort weiter vermehren.
Starkes Auftreten mit Nord-Süd-Gefälle
Vergangene Untersuchungen (Schaardt 2006) haben gezeigt, dass der Virusbefall auch schon in den letzten Jahren im Raps aufgetreten ist, ohne wirklich ertragswirksam aufzufallen. Schon 1999/2000 wurde ein bundesweiter TuYV-Befall festgestellt.
Das Virusauftreten und der Befall sind in den vergangenen Jahren verstärkt aufgefallen: Zum einen, weil die Temperaturen im Herbst durchschnittlich gestiegen und die Winter ebenfalls milder geworden sind. Zum anderen wurden zur Aussaat 2014 die neonikotinoiden Beizen verboten, die vor saugenden Insekten und somit auch vor Blattläusen und dem sich übertragenden TuYV geschützt haben. Hinzu kommt, dass auch die Greeningmaßnahmen die Befalls-/und Überlebenszyklen der Blattläuse und somit des TuYV fördern, da mehr Wirtspflanzen (Ackerrandstreifen, Gräser, Klee) über einen längeren Zeitraum zur Verfügung stehen.
In Deutschland wurde 2016 (Abb. 1) in einem Monitoring festgestellt, dass es regional Unterschiede in der Befallsstärke gibt. Es zeichnete sich ein „Nord-Süd-Gefälle“ ab. In den Hauptanbauregionen für Raps – Nord, Nordwest und Ost – waren die Befallsstärken mit TuYV wesentlich höher als im Süden Deutschlands. Grund hierfür sind zum einen die Anbaudichte von Raps in den unterschiedlichen Regionen und zum anderen die witterungsbedingten Unterschiede. In Höhenlagen und kälteren Regionen zeigte das Monitoring weniger starke Befallsraten als in warmen Lagen.
Die zunehmende Wahrnehmung des Befalls durch TuYV kann also auf folgende Faktoren zurückgeführt werden:
- Politische Rahmenbedingungen: fehlende insektizide Beize
- Klimaänderungen/Witterungen: höhere Temperaturen im Herbst und mildere Winter
- Zunehmender Anbau von möglichen Zwischenwirten
- Starke Einschränkungen im chemischen Pflanzenschutz
Resistente bzw. tolerante Sorten können helfen
Um einen Virusbefall und damit mögliche Ertragsverluste zu vermindern, stand bis 2014 noch die insektizide Beize als wirksames Mittel im Vordergrund. Eine Insektizidbehandlung gegen Blattläuse ist wenig sinnvoll, da die Blattläuse nicht zielgerichtet getroffen werden können und bereits hohe Insektizidresistenzen von M. persicae beobachtet wurden.
Unter den aktuellen Bedingungen ist die einzige Möglichkeit, gegen den Virus vorzugehen, der Einsatz toleranter oder resistenter Sorten. Für die RAPOOL-Züchter ist TuYV-Toleranz nicht neu, sondern ein „altbekanntes und fortlaufendes Zuchtziel“. Im (Freiland-)Zuchtgarten werden die RAPOOL-Sorten den natürlichen Stressbedingungen der jeweiligen Jahre ausgesetzt – auch den Läusen und damit dem Wasserrübenvergilbungsvirus. Es erfolgte also bereits frühzeitig eine Selektion auf Virustoleranz und dadurch eine Selektion der besten und stärksten Sorten. Der Erfolg dieses Vorgehens zeigt sich in der Auswertung der Bundessortenversuche (EU-Prüfung). Dort realisierte z.B. die Sorte Bender auch auf Standorten mit hohem Virusdruck deutliche Mehrerträge von 8 % (s. Abb. 2) gegenüber den Verrechnungssorten. Ähnliches spiegelten die Landessortenversuche 2016 wider, in denen Bender und Penn trotz starken Virusdruckes mit rel. 109 im Ölertrag (n = 60) bzw. rel. 105 im Kornertrag (n = 61) an der Spitze lagen. Unter den Neuzulassungen 2016 zeigte sich die Sorte Hattrick unter Virusdruck als ertragsstärkste Sorte.
Fazit
Das Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) verbreitet sich aufgrund der zunehmend milderen Herbst- und Winterwitterung, fehlender Beizung und stärker vorkommender Wirtspflanzen immer weiter. Was jetzt hilft, sind widerstandsfähige Sorten. Diese stehen schon zur Aussaat 2017 zur Verfügung, da Züchter wie der RAPOOL-RING schon immer die Virustoleranz/-resistenz als fortlaufendes Zuchtziel mitgeführt haben.
Nadine Wellmann