Die Maisaussaat begann 2017 schon um den 10. April herum und zog sich aufgrund von Regenunterbrechungen bei niedrigen Temperaturen bis fast Mitte Mai hin. Die späteren Termine fand man dabei vor allem im Norden, wo auch die Befahrbarkeit der wassergesättigten Böden oft nicht gegeben war.
Regional sanken oft die Bodentemperaturen nach der Saat Ende April wieder deutlich unter die 8-Grad-Grenze ab (Kälterückfall), sodass stellenweise die Körner mehrere Wochen ohne jede Keimaktivität im Boden lagen. Hatte schon eine Keimung vor diesem Temperaturrückgang stattgefunden, liefen die Bestände sehr langsam und heterogen auf verbunden mit vielen Nachzüglern.
Erst Stress …
Die gesamte vegetative Entwicklung verlief in diesem Jahr sehr zögerlich und wurde zusätzlich durch vielerorts auftretenden Wassermangel in Folge der Trockenphase im Mai/Juni deutlich verschärft. Die daher angespannte Versorgungslage mit verfügbaren Nährstoffen führte in Kombination mit dem bis dahin noch wenig ausgebildeten Wurzelwerk zu stellenweise sichtbarem Nährstoffmangel. Auch die Herbizidmaßnahmen wurden in der Regel später gesetzt als üblich, weil oft zum ortsüblichen Termin die notwendige Bodenfeuchte fehlte und die Unkrautentwicklung noch keine ausreichende Blattfläche für Kontaktherbizide bot. Dadurch bedingte späte Behandlungstermine mit einer „strammen“ Pflanzenschutzmaßnahme in Kombination mit dem extrem trockenen Wetter stressten die Bestände dann noch zusätzlich.
Mit dieser stressigen Gesamtsituation gingen die Sorten sehr unterschiedlich um, je nachdem, wie stressstabil sie waren. Beispiele für die robusteren Typen sind Neutrino und Milkstar, die mit den kühleren Temperaturen zu Beginn der Wachstumsphase weniger Probleme hatten und grundsätzlich eine hohe Umwelt- und Stressstabilität aufweisen, so dass auch Wasserknappheit nicht gleich voll durchschlägt.
… dann Luxusversorgung
Sorten, die weniger gut durch die Anfangsphase gekommen waren oder genetisch bedingt später in ihrer Entwicklung waren, legten hingegen einen Zweitkolben an. Die Strategie dahinter ist sehr ähnlich und auch hier erfolgte keine Reduktion der Zweitkolben. Zusatzkolben führen jedoch oft zu phytosanitären Problemen. Häufig verläuft deren Befruchtung nur unzureichend und schafft damit Eintrittspforten für Infektionen mit Maisbeulenbrand oder auch später Kolbenfusarium.
Insgesamt aber verliefen die generative Phase und die Reifephase sehr gut und ließ auf überdurchschnittliche Erträge hoffen. Die Bestände reiften gleichmäßig ab, der Trockensubstanzgehalt wurde über die Kolbenausreife bestimmt. „Schlechtes Weizenjahr ist gutes Maisjahr“ – das passte auch 2017 prinzipiell, jedenfalls zunächst einmal.
Sturmtief traf besonders weniger standfeste und spätere Sorten
Dann kam Sturmtief „Sebastian“ und veränderte dort, wo es zuschlug, die Situation dramatisch. Bestände mit einem Lageranteil von über 50 % waren keine Seltenheit, wobei die Pflanzen auf einer Höhe von 0,80–1,20 m abknickten. Besonders traf es natürlich die Sorten, die ohnehin eine geringere Standfestigkeit aufweisen, aber auch oft solche mit hoch sitzenden Kolben. Bestände mit mehr als 50 % Lager mussten frühzeitig gehäckselt werden, da damit zu rechnen war, dass die Kolbenqualität derart bodennah massiv leiden würde. Sorten, die auf den jeweiligen Standort passten, wiesen trotz dieser Notmaßnahme akzeptable TS-Gehalte auf.
Späte Sorten im Norden: Das funktioniert oft nicht!
In Norddeutschland geht der Trend immer mehr zu späteren Sorten mit Siloreifezahlen von 260 und darüber. Das hat im letzten Jahr auch gut funktioniert, weshalb auch solche Sorten 2017 wieder zum Einsatz kamen. Doch diesen Sommer hat es diese eigentlich für den Nordwesten zu späten Sorten erwischt! Die mittelspäten Typen mussten nach Sturmschaden oft mit geringen TS-Gehalten ins Silo, was natürlich zu logistischen Problemen führte. „Nasse“ Silage sollte unbedingt getrennt eingelagert werden, das ist aber oft aus Platzgründen schlicht nicht möglich.
Fazit
Man kann es immer nur gebetsmühlenartig wiederholen: Die richtige Reifezahl senkt das Betriebs- und Produktionsrisiko! Hinzu kommen weitere Eigenschaften, die das Risiko begrenzen wie gute Jugendentwicklung, hohe Umweltstabilität. Und nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang auch eine hohe Nutzungsflexibilität: Sorten, die sowohl als Silo- als auch als Körnermais leistungsstark sind (z. B. Sunshinos, ES Asteroid), können kurzfristig flexibel eingesetzt werden. Natürlich ist das Ertragspotenzial einer Sorte nach wie vor Entscheidungsparameter Nummer eins – aber was nutzt ein hohes Potenzial, wenn der Ertrag dann nicht realisiert werden kann?