Ölrettich gegen Eisenfleckigkeit
Für Qualitätskartoffeln auf leichten Böden stellt die Begrenzung der virusbedingten Eisenfleckigkeit noch immer eine große Herausforderung dar. Der Verursacher, das Tobacco Rattle Virus (TRV), wird am Mundstachel der frei lebenden Trichodoriden-Nematoden transportiert und bei der Saugtätigkeit an den Pflanzenwurzeln übertragen. Eine Virusinfektion der Kartoffel wird häufig erst bei der Ernte an den Knollen durch die typischen Verfärbungen und Nekrosebildungen bemerkt.
Unkräuter können als Virusquelle für Viren übertragende Nematoden (Trichodoriden, Longidorus, Xiphinema) dienen. Das Tobacco Rattle Virus kann sich in Hirtentäschel, Schwarzer Nachtschatten, Vogelmiere und vielen weiteren stark vermehren. Darüber hinaus wird das Virus über die Unkrautsamen weiter verbreitet und virusfreie Nematodenpopulationen können sich erneut mit Viren beladen.
Um die Virusbedingte Eisenfleckigkeit zu begrenzen, muss das System Trichodoriden-TRV-anfällige Kartoffelsorte unterbrochen oder stark gestört werden. Hier setzt die „Strategie“ an, denn Ölrettich ist eine schlechte Wirtspflanze für Trichodoriden. Zusammen mit der Wintersterblichkeit der Nematoden ergibt sich eine Reduzierung der Nematodenbelastung im Boden. Zusätzlich verlieren die Nematoden durch das Anstechen der Ölrettichwurzeln das Virus von ihrem Mundstachel, sodass die Nematoden keine weitere Eisenfleckigkeit durch ihre Saugtätigkeit übertragen können.
Diese Fähigkeit, die Trichodoriden von der Virusbelastung zu reinigen, ist sortentypisch und nicht in allen Ölrettichsorten gleichstark vorhanden. Da es sich sowohl bei den Nematoden als auch bei den Viren um sehr komplexe Systeme handelt, spielen scheinbar viele Faktoren bei der Reduzierung der Virusbelastung eine Rolle. Erfreulicherweise sind in jüngster Zeit neue Forschungsprojekte zur Entwicklung nachhaltiger Bekämpfungsmaßnahmen gestartet worden, die neben Kartoffeln auch den Zwischenfruchtanbau bearbeiten.
Rauhafer gegen Wurzelläsionen
Für Trichodoriden ist Rauhafer eine ebenso schlechte Wirtspflanze wie Ölrettich, sodass die Nematodenbelastung im Boden verringert wird. Zur Verminderung der Virusbedingten Eisenfleckigkeit gibt es noch immer keine verlässlichen Untersuchungsergebnisse. In den Niederlanden, wo der Rauhafer im intensiven Kartoffelanbau für die Chipsproduktion angebaut wird, zeigen sich keine negativen Zusammenhänge zwischen dem Rauhafer und dem Auftreten der Eisenfleckigkeit.
Die Rauhafersorte Pratex hat sich darüber hinaus als Vorfrucht vor Kartoffeln durch seine reduzierende Wirkung von Wandernden Wurzelnematoden (Pratylenchus penetrans) bewährt, die häufig auf leichten Böden vorkommen. Neben oftmals nicht beachteten oder fehlgedeuteten direkten Nematodenschäden (Läsionen an den Wurzeln und Wachstumsverzögerungen), schaffen die Läsionsälchen die Eintrittspforten für pilzliche Sekundärinfektionen mit Verticillium dahliae, Rhizoctonia solani oder Fusarium ssp., die die Kartoffeln stark schädigen.
Als greeningfähige Mischungen stehen Fertigmischungen aus Ölrettich und Rauhafer zur Verfügung (s. Bild).
Lein als Neutralpflanze
Von Lein gibt es nur wenige Ergebnisse zur Wirkung auf Trichodoriden, TRV und Pratylenchen. Als Hauptkultur ist Lein in Europa eine schlechte bis maximal mäßige Wirtspflanze für diese Erreger und hat eine sehr geringe bis fehlende Anfälligkeit für die Nematoden und Viruserkrankungen. Da man davon ausgehen kann, dass der Zwischenfruchtanbau das Vermehrungspotenzial durch die wesentlich kürzere Standzeit weiter vermindert, wird Lein als filigran wachsender, aber durchsetzungsstarker Mischungspartner, im SortenGreening® Programm eingesetzt.
Wurzelgallennematoden
Das Maiswurzelgallenälchen (Meloidogyne chitwoodi) ist ein Quarantäneschädling in Europa, da es sehr viele Wirtspflanzen hat. In den Niederlanden wird es insbesondere im Pflanzkartoffelanbau stark beobachtet, in Deutschland sind noch sehr wenige Befallsflächen bekannt. Die Bekämpfung dieser Schädlinge ist nur durch konsequenten Entzug der Lebensgrundlage über Schwarzbrache oder Ölrettich mit Meloidogyne-Resistenz möglich. Im Rahmen der Sortenprüfung beim Bundessortenamt wird diese Resistenz mitgeprüft und ausgewiesen.
In Deutschland tritt weitaus häufiger das Nördliche Wurzelgallenälchen (Meloidogyne hapla) auf. Es befällt fast ausschließlich zweikeimblättrige Pflanzen und kann in Fruchtfolgen mit hohem Leguminosenanteil auch die Kartoffel negativ beeinflussen. Einige multiresistente Ölrettichsorten (z. B. Contra) können den Befall senken.
Bodenfruchtbarkeit verbessern
Zwischenfrüchte und speziell Ölrettich tragen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bei. Die zusätzliche organische Masse steigert die biologische Aktivität des Bodens und fördert die mikrobiellen Umsetzungen. Die Pufferkapazität des Bodens steigt an und er wird widerstandsfähiger gegen Krankheiten. Weiterhin werden Nährstoffe aufgeschlossen und Stickstoff vor Verlagerung in tiefere Bodenschichten geschützt. Hinzu kommt, dass ein dichtes Blattwerk und schnelle Bodendeckung die Oberfläche vor Austrocknung schützen und die Erosionswirkung durch Wind und Wasser vermindern. Die rasche Beschattung schützt nicht nur den Boden, sondern unterdrückt auch wirkungsvoll die Unkräuter und reguliert die Wärme im Oberboden.
Voraussetzung für die optimale Nutzung ist die hauptfruchtmäßige Bestellung der Zwischenfrucht, eine rechtzeitige Aussaat, eine genügend hohe Aussaatstärke und ausreichend Nährstoffe zum Wachsen.
Fazit
Die Zwischenfrucht vor Kartoffeln kann den Ertrag und die Qualität dieser positiv wie negativ beeinflussen. Keine Zwischenfrucht ist so sicher und gut untersucht wie der Ölrettich. Als Vorfrucht vor Kartoffeln ist Ölrettich somit die erste Wahl. Sollen zusätzlich Greeningauflagen erfüllt werden, so stellen Rauhafer und Lein mögliche Mischungspartner dar. Rauhafer ist eine schlechte Wirtspflanze für Trichodoriden und die Sorte Pratex kann wandernde Wurzelnematoden reduzieren. Der Öllein ist als Neutralpflanze in der Kartoffelfruchtfolge einzustufen.
Michaela Schlathölter