Pflanzenreste an der Bodenoberfläche schützen einerseits vor Austrocknung und Erosion, können aber andererseits auch potenzielle Infektionsquellen für Pflanzenkrankheiten sein: Beispiele sind Ährenfusarium, HDR/DTR oder Blattseptoria beim Weizen, die Blattfleckenkrankheit bei Mais oder Phoma beim Raps. Wenn man die Infektionskreisläufe unterbrechen und den Krankheitsdruck senken möchte, muss man infektiöse Rückstände möglichst schnell und vollständig aus der Fruchtfolge entfernen.
Es ist nicht sinnvoll, die Rückstände möglichst tief mit dem Pflug zu vergraben, denn am aktivsten ist das Bodenleben in den obersten Bodenschichten. In der sauerstoffarmen Unterkrume verzögert sich die Umsetzung der Rückstände, die im Folgejahr wieder hochgepflügt werden. Auch erweiterte Fruchtfolgen sind wichtiger Bestandteil der Feldhygiene, denn sie geben dem Bodenleben genug Zeit für den Abbau der Rückstände. Die bei konsequentem Pflugverzicht oftmals zu beobachtende starke Vermehrung tiefgrabender Regenwurmarten und eine erhöhte biologische Aktivität der Oberkrume fördern die Feldhygiene ebenfalls.
Rückstände mundgerecht aufarbeiten
Je feiner die Rückstände zerkleinert werden, umso erfolgreicher die Umsetzung durch z. B. Regenwürmer und Mikrooganismen wie Bakterien und Pilze, wodurch die Infektionskreisläufe unterbrochen werden. Die schädlichen Pilze, die sich auf den Ernteresten entwickeln können, haben viele natürliche Gegenspieler. Bodentiere wie Milben, Collembolen und viele Regenwurmarten weiden die Fruchtkörper und Myzelien, die sich auf den Ernterückständen entwickeln, regelrecht ab. Es gibt aber auch einige Pilzgattungen wie z. B. Trichoderma, die Gegenspieler anderer Pilzarten sind: Pilzsporen werden als Nahrung verwertet, die Myzelien anderer Pilze entweder parasitiert oder durch Konkurrenz unterdrückt.
Wie intensiv muss zerkleinert werden?
Schlegelmulcher können die Ernterückstände bei richtiger Einstellung zwar sehr fein zerkleinern, dies ist allerdings i. d. R. sehr zeit-, energie- und kostenaufwendig. Hinsichtlich des notwendigen Zerkleinerungsgrades muss daher ein Kompromiss gefunden werden. Dabei gewinnen heute in der Praxis zum Rückstandsmanagement neben dem Einsatz aktiv angetriebener Mulchgeräte zunehmend Verfahren mit gezogenen Werkzeugen an Bedeutung. Oft reicht es aus, die Halme oder Stängel nur zu knicken oder quetschen, um die Besiedlung von Mikroorganismen zu fördern.
Unterflurmulcher sind optimal
Optimal für die Zerkleinerung der Rückstände wäre, wenn dieser Arbeitsgang in Verbindung mit der Ernte durch einen Unterflurhäcksler am Schneidwerk erfolgen würde. Damit könnte man insbesondere ein Niederfahren der Stoppeln durch Ernte- und Transportfahrzeuge vermeiden, denn umgefahrene Stoppeln lassen sich auch durch einen Schlegelmulcher kaum noch erfassen. So wäre auch das Mulchen sofort mit der Ernte erledigt, auf weitere Arbeitsgänge könnte verzichtet werden. Zurzeit arbeiten viele Hersteller an derartigen Lösungen, die vor allem bei der Bekämpfung des Maiszünslers an Bedeutung gewinnen. Auch für Getreide gibt es hier erste Lösungen wie das Dual Stream Schneidwerk von New Holland, bei dem mit einem zweiten Messerbalken die langen Stoppeln nachgemäht werden.
Messerwalze statt Mulchgerät
Die Messerwalze wurde in Südamerika zunächst entwickelt, um hohe Zwischenfruchtbestände vor einer Direktsaat umzulegen. Seit einigen Jahren werden derartige Messerwalzen nun auch in Mitteleuropa angeboten. Im Gegensatz zu den aktiv angetriebenen Schlegel- und Sichelmulchern erreichen Messerwalzen enorm hohe Arbeitsgeschwindigkeiten von 15–20 km/h, wobei sich der Zugkraftbedarf in engen Grenzen hält. Sie haben jedoch den Nachteil, dass sie Stroh und Stoppeln nur mit einer festen, relativ großen Länge von 15–20 cm schneiden können. Einige Hersteller wie z. B. Knoche, Evers, Wallner oder Wesenberg Maschinenbau konnten mit Doppelwalzen einen halbierter Schnittabstand erreichen. Eine besondere Messerwalze bietet die Firma IAT mit dem Hektor Gigant, der mit schmalen, einzeln tiefengeführten Messerrädern arbeitet und sich damit den Bodenunebenheiten besonders gut anpassen kann. Pro Meter Arbeitsbreite sind etwa 55 Messer vorhanden, verteilt auf jeweils 5 Messerräder.
Bodenbearbeitung allein reicht nicht!
Weder Grubber noch Scheibenegge können die Stoppeln ausreichend fein zerkleinern. Anders ist der Einsatz aktiver Bodenbearbeitungsgeräte zu beurteilen, vor allem Bodenfräsen und Zinkenrotoren. Deren Vorteil besteht darin, dass auch niedergefahrene Stoppeln erfasst und intensiv zerkleinert werden können. Viele Hersteller bieten inzwischen als zusätzliche Option für Grubber und Scheibenegge ein
e Messerwalze an, welche die Rückstände vor der Bearbeitung zerkleinert. Es gibt aber auch spezielle Messerwalzen und Schneidkombinationen für den Frontanbau, wie z. B. die Schneidkombi der Firma Wallner. Diese werden meist mit einem Bodenbearbeitungsgerät im Heck des Schleppers kombiniert.Mit ihrem neuen CrossCutter (s.o.)itet die Firma Väderstad neue Wege, denn dieses Bodenbearbeitungsgerät mit „Zickzackscheiben“ wurde speziell für ein intensives Rückstandmanagement und eine ultraflache Bearbeitung optimiert. Bei der Kelly-Kettenegge setzt man dagegen auf die eher schabende Arbeit der schweren Gussteller, mit denen organische Rückstände an der Bodenoberfläche regelrecht zerfasert werden.
Walzen statt Mulchen
Der Einsatz geeigneter Walzenformen kann ebenfalls zur Optimierung der Feldhygiene beitragen. Zu nennen sind hier vor allem die Prismenwalzen, welche die Stoppeln mit ihren zahlreichen Prismensternen quetschen und brechen. Bei der Camcrosswalze (Firma Tigges) handelt es sich um eine spezielle Cambridgewalze, die mit zusätzlichen Querschneiden auf den Laufflächen ergänzt wurde. Wie auch bei den Messerwalzen ermöglichen diese Walzenformen eine Bearbeitung von niedergefahrenen Stoppeln, weisen hohe Flächenleistungen auf und haben einen relativ geringen Leistungsbedarf. Besonders effektiv wird der Arbeitsgang des Walzens, wenn er nach einer ausreichenden Wartezeit wiederholt wird. Dann sind die Ernterückstände mürbe und spröde, sodass sie regelrecht zerbröseln. Entscheidend ist, dass das Mulchmaterial nahe der Bodenoberfläche verbleibt, denn nur dort wird es durch das Walzen erfasst.
Fazit
Gegenwärtig gibt es zahlreiche Innovationen im Bereich der Mulchtechnik, die bewährte Verfahren ergänzen. Eine gute Arbeitsqualität ist durch eine sinnvolle Kombination verschiedener Geräte wie Messerwalze, Kurzscheibenegge und Prismenwalze möglich, wobei in mehreren Überfahrten eine intensive Zerkleinerung der Rückstände erreicht werden kann. Eine nur sehr flache Einarbeitung der Rückstände wirkt sich überdies vorteilhaft auf den Erosionsschutz und den Wasserhaushalt des Bodens aus. Je aktiver das Bodenleben ist, umso schneller werden potenziell infektiöse Ernterückstände abgebaut. Erweiterte Fruchtfolgen mit einem konsequenten Fruchtwechsel von Halm- und Blattfrucht bzw. Winterung und Sommerung sind dabei eine wichtige Ergänzung der Feldhygiene.