Die Flächenstaaten Bayern mit knapp 2,1 Mio. Hektar Ackerfläche und einem Maisanteil von ca. 26 % und Niedersachsen mit 1,8 Mio. Hektar Ackerfläche und 32 % Mais sind die maisstärksten Bundesländer in Deutschland. Vor allem in Niedersachsen geht die Mais-Anbaufläche mit dem Zuwachs bei Biogas einher.
Diese Entwicklung wird öffentlich negativ diskutiert, „Vermaisung der Landschaft“ ist das Schlagwort. Die Kultur wird für Überschwemmungen, für Bodenabtrag und Erosion und damit auch für Verunreinigung von Oberflächengewässern durch Verlagerung von Pflanzenschutzmitteln verantwortlich gemacht. Ihr wird die Belastung unseres Grundwassers mit Nitrat angelastet wegen Überdüngung mit Gülle und Gärresten. Mais sei schädlich für Insekten, schließlich hat er keine attraktive Blüte etc. etc. Doch was bleibt von all diesen Vorwürfen, wenn man das Ganze einmal rein sachlich betrachtet? Und was kann der Maisanbau für die Umwelt leisten?
Bei richtiger Vorgehensweise ist der Mais eine der ökologischsten Pflanzen im konventionellen Ackerbau, wie folgende Ausführungen zeigen sollen.
Erosion: Mulchsaat mindert das Problem
Natürlich ist die Erosion, verbunden mit Abtrag von Nährstoffen und Pflanzenschutz, ein kritischer Punkt der Reihenkultur Mais in hängigem Gelände. Uns stehen allerdings von der Mulchsaat bis hin zur Direktsaat Anbauverfahren zur Verfügung, die erfahrungsgemäß im Mais hervorragend funktionieren (s. großes Bild). Die dazu im Sommer des Vorjahres angebauten Zwischenfrüchte werden von Bienen, Schmetterlingen und sonstigen Insekten angeflogen.
Zugleich ist die Zwischenfrucht „Futter“ für das Bodenleben, das die Böden auch unterhalb der Bearbeitungszone lockert und so die Struktur deutlich verbessert. Vor allem der Tauwurm, der mit seinen senkrechten Röhren den Boden lockert, profitiert von den oberirdischen Pflanzenresten. Damit sind Zwischenfrüchte und Mulchsaat auch in flachem Gelände eine sinnvolle Alternative. Es stehen eine Reihe von Mischungen zur Verfügung, die im Greening als ökologische Vorrangfläche mit dem Faktor 0,3 bewertet werden (z. B. viterra® BODENGARE oder MAIS).
Aber auch im Mais selbst gibt es deutlich mehr Insektenflug als von der breiten Mehrheit angenommen: Eine Untersuchung des JKI in Kleinmachnow zeigt, dass die vielen Blattläuse, die nicht mit Insektiziden bekämpft werden, Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen etc. anlocken. Der Mais dient nach der Getreideernte als grüne Brücke. Um auch Bienen zu fördern, kann man nach der Maisaussaat besonders bienenattraktive Mischungen als Randstreifen ansäen. Da Mais im Sommer ohne Pflanzenschutz auskommt, sind die Insekten zur Blüte nicht gefährdet.
Pflanzenschutz: in der Regel 1 x Herbizid, das war‘s
In kaum einer Kultur im konventionellen Ackerbau wird weniger Pflanzenschutz eingesetzt als in Mais. In der Regel ist nur eine Herbizidbehandlung zur Unkrautregulierung erforderlich.
Relevante Krankheiten, wie z. B. Rhizoctonia, Stängelfäule, Blattflecken und Kolbenfusariosen, werden über die Kombination von Bodenbearbeitung, Fruchtfolge und gesunden Sorten kontrolliert. Fungizide sind deshalb in der Regel unwirtschaftlich. Insektizide Wirkstoffe stehen zunehmend weniger zur Verfügung und werden nur in Ausnahmefällen eingesetzt. Die bedeutendsten tierischen Schädlinge wie der Maiszünsler bzw. der Maiswurzelbohrer können über Fruchtfolge und Bodenbearbeitung in Schach gehalten werden.
Aufgrund eingeschränkter Zulassung ist die Bekämpfung von Bodenschädlingen wie Drahtwürmer, Engerlinge und Erdraupen schwierig. Mit dem Wegfall der weitverbreiteten Beize Mesurol® gegen Fritfliege und Vogelfraß muss v.a. gegen Vogelfraß eine neue Lösung gefunden werden.
Es wird weniger Stickstoff gedüngt als die Pflanze entzieht
Mais nutzt einerseits den Stickstoff sehr effizient, andererseits verträgt er aber auch mehr als er braucht. Das zog in der Vergangenheit nicht selten überhöhte Düngergaben nach sich, was jedoch nach der strengen Nährstoffbilanzierung der neuen Düngeverordnung nicht mehr zulässig ist.
Mais nimmt während seiner Vegetationszeit die gesamte Mineralisierung aus dem Boden von Frühjahr bis Sommer mit und kann so unter Entzug gedüngt werden, ohne ein erhöhtes Ertragsrisiko zu provozieren. 50 t Silomais (32 % TS) entziehen nach DüVO 215 kg Stickstoff und die erlaubte Düngermenge liegt nach Abzug von Nmin (ca. 30 kg N) bei 180 kg. Natürlich funktioniert dies nur bei Böden mit einer guten Struktur und entsprechendem Mineralisierungspotenzial. Der eingesetzte organische Dünger wird nach DüVO mit einer hohen Ausnutzung angesetzt und muss möglichst optimal bodennah mit sofortiger Einarbeitung ausgebracht werden. Eine Stabilisierung des Ammonium-Stickstoffes verbessert die N-Ausnutzung.
Es stehen zudem Maßnahmen zur Verfügung, die eine Nitratverlagerung und Ammoniumverluste vermindern können, wie z. B. eine Grasuntersaat im 6-Blatt-Stadium. Voraussetzung dafür sind ausreichend Niederschläge und die Berücksichtigung bei den Herbizidmaßnahmen. Auch winterharte Kreuzblütler wie Rübsen, Futterraps und Markstammkohl nach Silomais reduzieren die Restnitratwerte sehr effektiv.
Allgemeine ökologische Bewertung
Mais kommt mit dem Klimawandel gut zurecht, nutzt als C4-Pflanze die höheren Temperaturen, speichert viel CO2 und produziert viel Biomasse mit vergleichsweise wenig Wasser. Die Sauerstoffbilanz ist bei Feldfrüchten am Ende – nach der Nutzung und dem Abbau der Rückstände – neutral.
Durch seine grüne Blattmasse im Sommer wirkt er laut einer Studie in den USA durch Verdunstungskälte der Erwärmung entgegen. Aufgrund der hohen Leistungsfähigkeit ist die Klimabilanz von Biogas aus Mais nach einer Studie der Uni Kiel deutlich besser als gedacht.
Zusammenfassung
Mais bietet viele Möglichkeiten für einen umweltverträglichen Anbau: Mulchsaat gegen Erosion, der vergleichsweise geringe Pflanzenschutzaufwand, der Anbau blühender Zwischenfrüchte, der in Maisfruchtfolgen möglich ist, die gute Ausnutzung des Stickstoffes. Zudem kommt der Klimawandel der C4-Pflanze Mais entgegen.
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