Die folgenden Social Media Teams dieses Beitrages nutzen digitale Kommunikationskanäle schon länger in der Praxis – die unterschiedlichen Zielsetzungen erläutern, hier beispielhaft das Team vom Bauernhof Schweickert an der hessischen Bergstraße und das des Benzinger Hofs aus dem Schwarzwald.
Das Team vom Bauernhof Schweickert
Wir sind Ina und Christoph vom Bauernhof Schweickert. Christoph hat seinen Master in Agrarwissenschaften abgeschlossen. Der Betrieb besteht aus Ackerbau und Tierhaltung sowie Direktvermarktung mit Metzgerei, Partyservice und Ölmühle.
Warum habt Ihr mit Social Media angefangen?
Begonnen haben wir mit Social Media zu Beginn der Corona-Pandemie 2020, als es im Betrieb etwas ruhiger zuging. Die Idee war damals, unsere Kunden weiterhin zu erreichen, da das persönliche Gespräch zu dieser Zeit sehr schwierig war.
Vermarktet Ihr etwas über/durch Instagram?
Eine direkte Vermarktung findet nicht statt. Natürlich bewerben wir regelmäßig Produkte von uns und verweisen auch auf unseren Webshop, wo wir zum Beispiel quadratmeterweise Blühfläche vermarkten. Uns ist es aber wichtig, dass wir keine „Werbeseite“ sind.
Wie habt Ihr neue Follower gewinnen können?
Wir sind 2021 auf die Aktion #followfürblühwiese aufmerksam geworden. Die Idee war, dass wir pro Follower auf Facebook und Instagram einen Quadratmeter Blühfläche anlegen. Zusammen mit zwei weiteren Betrieben haben wir diese Aktion gestartet, um gleichzeitig Follower zu gewinnen, diese aber auch abzuholen und in unsere Arbeit einzubinden. In dieser Zeit ist unsere Reichweite gewachsen, und wir haben damals 1.815 qm Blühfläche angelegt. Daraus hat sich unser Blühflächen-Projekt entwickelt, das wir heute noch machen.
Wie viel Aufwand steckt hinter der Betreuung Eurer Kanäle und wer übernimmt die Betreuung?
Die Betreuung der Konten übernimmt meistens Ina. Sie hat ein Händchen für ansprechende Designs und gute Beiträge. Christoph unterstützt mit dem Fachwissen. Aber generell fließt auch Input aus der ganzen Familie ein, um alle Themen abbilden zu können. Man nutzt die Zeit zwischen der Arbeit, um etwas zu posten. Für eine gute Story oder ein Reel benötigt man schon ein paar Stunden, die wir nicht oft haben.
Hattet Ihr vorab Bedenken, gab es Hürden? Wenn ja, welche und wie habt Ihr diese aus dem Weg geräumt?
Bevor wir gestartet sind, waren die Bedenken, dass auch negatives Feedback kommen oder Beiträge in eine falsche Richtung getrieben werden könnten. Wir haben dennoch damit angefangen und können heute sagen, dass es eigentlich nie der Fall war. Bis auf einige wenige negative Kommentare findet unter den Beiträgen ein guter Austausch mit den Followern statt.
Felix und Sarah Schwenk
Wir sind Felix und Sarah Schwenk und führen gemeinsam mit unserer Familie einen Milchviehbetrieb im Schwarzwald. Auf unserem Instagram-Profil Schwenks_Hofleben teilen wir Einblicke in unseren Hofalltag.
Warum habt Ihr mit Social Media angefangen?
Unser Ziel war es, durch unsere Beiträge mehr Bewusstheit für das Thema Landwirtschaft zu schaffen und Aufklärungsarbeit zu betreiben. Unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse begegnen zwar jedem im Alltag und gelten quasi schon als selbstverständlich, während die wenigsten wissen, wer und was dahintersteckt.
Welcher Content kommt bei den Followern gut an?
Authentische Einblicke in den Stall und unsere täglichen Aufgaben, aber auch generelle Informationen über aktuelle Themen und Regelungen, die unser tägliches Tun beeinflussen. Wir haben zum Beispiel einen Beitrag über das Thema der „Düngebedarfsermittlung“ veröffentlicht, den wir in einem lustigen Kontext präsentiert haben. So etwas kommt immer gut an. Eine Mischung aus Unterhaltung und Information eben.
Bildet Ihr euch weiter oder ist das alles „Learning by Doing“?
Zu Beginn war und ist für uns alles „Learning by Doing“. Derzeit erhalten wir im Rahmen des SWR-Talentnetzwerks Weiterbildungen, zum Beispiel im journalistischen Arbeiten oder dem Auftreten vor der Kamera.
Was macht Euch besonders Freude an Social Media?
Der Kreativität sind quasi keine Grenzen gesetzt und es macht Spaß zu sehen, wie unsere Community wächst und wir immer mehr Menschen für das Thema Landwirtschaft begeistern können.
Social Media als Schulprojekt
Das Potenzial von Social Media wird auch in landwirtschaftlichen Berufsschulen thematisiert. An der Albrecht-Thaer-Schule BBS3 Celle müssen die Absolventen der einjährigen Fachschule Agrarwirtschaft im Laufe des Jahres ein Vermarktungsprojekt planen und durchführen. Auch hierbei spielt Social Media eine große Rolle. Es gibt eine „Rinderklasse“, deren Aufgabe darin bestand, zwei fast dreijährige Weiderinder zu kaufen und alles Notwendige bis zur Vermarktung im Frühjahr (nach Vorbestellung) durchzuorganisieren und wirtschaftlich zu berechnen. Auch die „Hähnchenklasse“ musste das Projekt vom Anfang bis Ende durchplanen, die Tiere wurden gekauft, aufgezogen, selbst geschlachtet, verpackt und vermarktet.
Rinderklasse
Um das Vermarkten von Produkten und den Umgang mit Kunden zu lernen sowie damit zusammenhängende Tätigkeiten: Also Werbung erstellen, Kaufverträge verfassen, aber auch Teamfähigkeit und Planungsfähigkeit spielten eine Rolle.
Was habt Ihr im Unterricht in Bezug auf Social Media gelernt?
Wir haben mehrere Vorträge im Unterricht zum Thema „Wie führt man Social Media Accounts“ gehört. Dabei ging es unter anderem darum, wie Programme zum Videoschneiden funktionieren oder welche Plattformen es zum Designen von Flyern und Stickern gibt.
Hähnchenklasse
Was denkt Ihr: Welche Apps sind zusätzlich wichtige Plattformen?
Am wichtigsten sind unserer Meinung nach Canva zum Designen, CapCut für den Videoschnitt und Whatsapp über den Status. Facebook im Vergleich eher weniger.
Habt Ihr Tipps für Anfänger?
- Brainstorming zu den Beiträgen mit anderen
- Aktuelle Trends verfolgen
- Interaktion steigern
Tipps für Einsteiger
Für die Arbeit mit Social Media gibt es eine Reihe Tools, die Zeit sparen und das Design erleichtern. Zu den bereits genannt Plattformen zählt Canva. Diese Plattform hilft sehr intuitiv bei der Erstellung von Designs, Kurzvideos und Präsentationen. Eigene Logos, Schriften und Farben können hier ebenfalls hinterlegt werden.
- Verschiedene Planungstools ermöglichen eine deutliche Zeitersparnis und erleichtern das Zeitmanagement. Die jeweiligen Beiträge und Videos können für mehrere Social Media Plattformen gleichzeitig einen bestimmten Tag und eine optimale Uhrzeit vorgeplant werden.
- Wer einen erfolgreichen Kanal führen möchte, sollte auch regelmäßig die Performance der Beiträge überprüfen: Was kommt gut an, was vielleicht weniger gut und woran könnte es liegen? Hierbei kann entweder das Auswertungsprogramm von Meta oder das zuvor angesprochene Planungstool zur Unterstützung herangezogen werden. Die Reichweite und die jeweiligen Interaktionen mit dem Beitrag sind hier entscheidend. Nach einer gewissen Zeit sollte analysiert werden, wann die Follower des Kanals tendenziell am meisten online sind. Diese Zeit sollte man für den nächsten Post wählen, um eine höhere Interaktion zu erreichen.
- Nicht nur im „realen“ Leben, sondern auch in der „Social-Media-Bubble“ ist es relevant, mit den Followern in Kontakt zu bleiben und die Interaktion zu fördern. Aufgrund der Masse an Posts in den sozialen Medien ist dies relativ schwierig. Deshalb ist es umso wichtiger, die ersten Sekunden des Videos fesselnd zu gestalten, damit die Zuschauer dranbleiben und sich optimaler Weise auch angesprochen fühlen. Eine weitere Möglichkeit sind Fragen am Ende einer Caption (Beschreibungstext unter einem Post) oder eines Videos. Es könnten auch Abstimmungen in die Story eingebaut werden. Hierdurch bekommen die Kunden die Möglichkeit, sich zu äußern und ein Feedback zu geben. Dadurch fühlt sich der Kunde wertgeschätzt und es wird eine engere Kundenbindung generiert.
Fazit
Über Social Media lassen sich Menschen gut erreichen. Aber man muss viel Zeit investieren, um Reichweite zu gewinnen. Für Landwirtinnen oder Landwirte, die Freude an kreativer Arbeit haben, kann es eine sehr gute und zukunftsorientierte Möglichkeit sein, die eigenen Produkte, den Betrieb oder den Berufsstand zu präsentieren und davon zu profitieren.